"Schwester Tod" - der Tod, das Sterben und alles drumherum, ein Bereich um den sich immer mehr die Frauen gekümmert haben, neudeutsch auch Carearbeit. Ein wirklich umfassendes Buch, wo mir einerseits einiges wieder begegnet und andererseits viel neues zu finden ist.
Die Autorin hat sich mit Traditionen und Überlieferungen befasst, und gibt sehr viele praktische Hinweise zur Ausgestaltung und Begleitung von Sterben, Tod und Trauerzeit. In unseren Breitengraden sind wir doch recht traditionslos geworden, und in vieles spielen Paragrafen und Gesetze hinein. Der Kontakt zum wesentlichen, wozu eben auch das Sterben gehört, geht verloren. In diesem Buch finden wir einen wunderbaren Zugang zu alten Sitten und Bräuchen und einem liebevollem Umgang mit all den Themen rund um das Sterben. Es nimmt einem die Angst und führt heran an eine sinn- und liebevolle Art der Begleitung. Bringt das Sterben, welches ja nun täglich geschieht und von dem wir alle betroffen sind, wieder näher heran. Sehr berührend und herzlich fühlt sich das beim lesen für mich an.
Das Buch beginnt mit einem Kapitel über Symbole und innere Bilder, als Sprache der Seele, Unterstützung in schweren Zeiten - welch schöne Einleitung. Man spürt die profunde Kenntnis zur Religions- und Kulturgeschichte und es ist spannend wieviele Geschichten sich im Buch finden. Dann, ganz ausführlich, zur Frühgeschichte und Volkstradition, über Totenkulte hin zur europäischen Sagenwelt.
~
"Eine Schale will ich sein
empfänglich für die wunder des Lebens
Eine Schale für Dich, heilige Weisheit...
~
Dann wird uns die Tödin vorgestellt, ja auch hier eine weiblich Gestalt. Heilige Damen oder mythische Gestalten mit Ihren Werkzeugen
Im zweiten Teil geht es um die Sterbebegleitung, ganz lebensnah und praktisch. Es werden Rituale aufgezeigt, es geht um Abschiede, um Sterbeammen und Seelenwächterinnen. Richtig friedlich wird mir zumute. Ich finde gerade alte Bräuche geben sehr viel Halt und Rituale helfen mit den Dingen umzugehen.
Es folgt nun im dritten teil das Thema der Bestattungskultur. Es geht um die Zeit zwischen Tod und Beerdigung. Die ganz praktischen und notwendigen aber auch hilfreichen Abläufe. Was ist uns möglich zu tun, was kann uns begleiten, und wie gehen wir um mit den Dingen?
Danach geht es um Abschiedsfeier, Trauerrituale und Beisetzung. Viele Beispiele und Geschichten sind auf den Seiten zu finden und alte Abschieds- und Gedenkbräuche werden vorgestellt.
~
"Im gehen der Spirale beweg ich mich nach innen
und spür mit allen Sinnen ins Zentrum meines Seins.
Im gehen der Spirale verlasse ich das Alte
und leg es in die Spalte
von Mutter Erdes Schoß.
Im gehen der Spirale erkenne ich das Leben
und fange an zu weben,
was neu entstehen soll"
~
Das letzte und fünfte Kapitel handelt dann von unserer Erinnerungs- und Gedenkkultur, hier wird auch nochmal auf Ahnenfeste im Jahreskreis hingewiesen - der November ist ja der Ahnenmonat schlechthin. Am Ende werden der Tödin noch einige Seiten gewidmet und Gedichte, Segenssprüche und Gebete runden am Ende alles ab - in deutscher Sprache - ich kenne viele der Lieder auf Englisch.
Also wie ihr seht kein wissenschaftliches Buch und keine reine Erzählung, sondern mit wirklich praktischem Wissen und einer Fundgrube an umsetzbaren Ritualen für die eigenen Wege. Ein wenig mehr gestalten hätte man das Buch können um diesem Schatz einen würdigen Rahmen zu geben. Aber im Nutzen der Inhalte kann dann ja jeder selber kreativ werden.