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Rezension zu
Die Fliedertochter

Die Fliedertochter – für mich ein Lesehighlight!

Von: Christiane Gutschker aus Hannover
18.04.2019

Nachdem ich letztes Jahr im Urlaub zu den „Oleanderschwestern“ griff, diese nur schwer zur Seite legen konnte und nur kurze Zeit später „Frauen der Rosenvilla“ und „Holunderschwestern“ begeistert las, setzte ich Teresa Simon auf meine immer wieder erweiterte Liste, von derzeitigen „Lieblingsautoren“. Allerdings hatten Freundinnen, mit ähnlichem Lesegeschmack, auch bereits die Romane der Autorin lobend hervorgehoben. Als Leser hat man ja immer wieder die Qual der Wahl zwischen den Neuerscheinungen. Die Cover ähneln sich und es gibt eben auch viele auf zwei Zeitebenen erzählende Romane. Bestimmten Autoren „vertraut“ man blind und weil ich viel zu viele ungelesene Bücher habe, stelle ich mir auch immer wieder die Frage, warum ich schon wieder zu einem neu erschienenen Buch greife und nicht mal die bereits zuhause stehenden lese. Die Büchersucht! Man greift zum aktuellen Schmöker und freut sich auch schon lange vor Erscheinen auf das neue Buch, weil man auf die Fähigkeiten bestimmter Autoren vertraut. Bücher, die in Wien spielen, gehören normalerweise nicht unbedingt zu meinem Beuteschema. Ich war schon in Wien, allerdings ist diese Urlaubswoche auch schon wieder fast 30 Jahre her. Was vergeht die Zeit doch schnell, dort sah ich z.B. „Cats“. Ich bin als Norddeutsche aber immer ein bisschen skeptisch, wie viel Mundart ich lesen möchte. Mir geht es da weniger um Begriffe, mehr um dann verfälschten Satzbau für meine Ohren und Augen. Beide Protagonistinnen sind Berliner Frauen, die eine lernt man beim Lesen ihres Tagebuchs kennen, welches aber herübergleitet in die Schilderung weiterer Szenen, die Luzie damals erlebt hat. Die 23-jährige Luzie, aufgewachsen bei den jüdischen Großeltern, zieht nach Wien in die Familie ihrer Tante. Dort macht sich auch außerhalb der Wohnung die braune Luft bald breit und bringt die Halbjüdin in Gefahr. Die Berlinerin Antonia wird über 70 Jahre nach Kriegsende von einer Wiener Familie eingeladen, die Luzies Tagebuch vom verstorbenen Vater/ Großvater erhalten hat, nach Wien zu kommen, um ihr das Tagebuch der ihr Unbekannten zu übergeben. Sie hat keinen Bezug zu Wien und da sie gesundheitlich gerade nicht auf der Höhe ist, bittet sie die befreundete 30-jährige Paulina, zu reisen. Paulina liest das Tagebuch staunend und nimmt die Spuren auf und besucht nebenbei die Schauplätze. Was weiß man als Deutsche schon über die Rolle und Ereignisse um Österreichs Kriegseintritt? Ist doch die deutsche Vergangenheit schon unmessbar erschütternd. Der Roman nimmt den Leser in das dunkle Kapitel mit. Das Thema ist düster und traurig, es gelingt der Autorin im Buch keine durchgehend traurige Stimmung einzuführen. Durch Paulinas Erlebnisse vor Ort wird man in das Jetzt zurückgeholt, begegnet hilfreichen Menschen und lernt eine bemerkenswerte Luzie kennen. Schnell fühlt Paulina sich auch mit ihr verbunden, rätselt aber natürlich über mögliche Zusammenhänge. Paulina möchte gern schnell weiterlesen, um mehr zu erfahren und so ging es mir natürlich auch. Wenn auch mit jeder Seite Lektüre der verbleibende Teil weniger wird. Während des Lesens hatte ich zwar schon einige Vermutungen, warum Antonia das Tagebuch von Luzie erhalten soll, war mir aber nicht sicher, bzw. konnte es nicht schlüssig begründen. Luzie ist mir schnell ans Herz gewachsen, steht ihr Schicksal und ihre Spuren für das Leben vieler Bürger in der Zeit. Ob Soldat, Jude oder Christ, Parteimitglied, Schauspieler, Mönch oder Fabrikant, Willkür im Leben, Gewalt auf der Straße, Gefahr aus der Luft – alle waren betroffen und das Leben gefährdet. Mir hat der Roman sehr gut gefallen und ich freue mich schon sehr auf die nächsten Bücher der Autorin. Der Roman ist auch sehr schön gestaltet, das Taschenbuch hat Klappen und ein Lesezeichen. Auf diesem ist ein Kuchenrezept abgedruckt, weitere Rezepte im Buch und das Nachwort der Autorin runden die Romanhandlung an. Die Typografie der Tagebucheinträge ist gut gewählt, weil die Schrift angenehm lesbar ist.

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