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Rezension zu
Sieh mich an

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Jeder hat Narben. Manche sind nur besser zu sehen.

Von: LostInBooks
28.10.2019

Der provokante Titel und die farbliche Gestaltung des Buches fordern den Blick des Lesers regelrecht ein. Sie versprechen eine Geschichte, die den Leser ansprechen und nicht mehr loslassen wird. Ein Versprechen, das eingehalten wird. Von der ersten Seite an wird der Leser in den Bann der 16-jährigen Ava gezogen, die unbeschönigt von ihrem Leben berichtet. Ava, die in keine Spiegel mehr sehen mag. Ava, die vor einem Jahr die wichtigsten Menschen in ihrem Leben verloren hat. Ava mit dem Flickwerk aus verfärbten Transplantaten, das sie ihr Gesicht nennt. Ava, die nicht mehr weiß, wer sie eigentlich ist. Die vom Feuer verschluckt wurde. Die früher mal eine Million Sachen war, aber jetzt nur noch eines: Das verbrannte Mädchen. Ava, die nicht mehr hoffen will, weil Hoffen anstrengend ist. Ava, die jetzt zurück in die Schule soll. Avas Geschichte ist komplex und sehr real. Und vor allen Dingen sehr menschlich. Sie ist ein Teenager, der mit dem ganz normalen Drumherum an Hormonen und Erwachsenwerden fertig werden muss. Auf dem Weg zu einer neuen Normalität wird Ava aktiv und erobert sich ihr Leben zurück. Auch von unsensiblen Äußerungen will sie sich nicht mehr unterkriegen lassen. Die alte Ava mag damals gestorben sein, aber sie erkämpft sich ihre neue Identität. Selbst als ihre Welt erneut zusammenzubrechen scheint, gibt ihr das Halt und neue Kraft. In Avas Geschichte geht es um Schmerz. Einen Schmerz, den man Menschen manchmal ansehen kann. Es geht um den äußeren Schmerz. Die Art Schmerz, die unschöne Narben hinterlässt. Es geht aber auch um den inneren Schmerz, den, den keiner sehen kann. Keinem Menschen ist Schmerz unbekannt, doch geht jeder anders mit ihm um. Die Autorin zeichnet sehr menschliche und realistische Charaktere, die mit ihren Fehlern und Problemen eine unglaubliche innere Stärke besitzen. Manchmal müssen sie diese erst selbst entdecken, genau wie Ava, die von einigen angestarrt wird und für andere eine Inspiration sein soll. Die Geschichte beschäftigt sich mit der Frage nach dem danach. Gibt es ein Leben danach? Wenn das Schlimmste passiert ist, dass du dir nur vorstellen kannst, wie lebst du damit? Was passiert, wenn du nur noch nach Hause gehen willst, es dieses Zuhause aber nicht mehr gibt? Wenn die Menschen, deren Umarmung du zum Überleben brauchst, nicht mehr da sind? Wenn die Dunkelheit dich überfällt? Letzten Endes muss Ava erkennen, dass sie um ihr Leben kämpft. Dass sie immer gekämpft hat. Und dass sie nicht alleine ist. Und als nun ihre äußere Heilung fast abgeschlossen ist, beginnt sie, auch von innen zu heilen. Sie lernt, ihren Schmerz zuzulassen. Und loszulassen. Ein bewegendes Buch, das aber nicht das Mitleid des Lesers wecken will. Es gibt Einblicke in medizinische Details und zeigt eine Sicht auf, die die meisten Menschen lieber ignorieren. Es zeigt alle Figuren unabhängig von ihrem Charakter und der Lebensgeschichte in erster Linie als Menschen. Es ruft zu einem menschlichen Umgang miteinander auf. Trotz der relativ schwerwiegenden Thematik war das Buch sehr angenehm zu lesen. Relativ kurze Kapitel und der flüssige Schreibstil laden zum Weiterlesen ein. Die Sprache ist einer 16-Jährigen angemessen, entspricht aber keinen Klischees über Jugendsprache. Das führt in Kombination mit vereinzelten Tagebucheinträgen dazu, dass sich die Geschichte sehr real anfühlt. Der zum Teil aberwitzige Humor der Autorin kommt in der jungen Erzählerin hervorragend zur Geltung. Die Autorin geht sehr sensibel mit dem Schmerz um, mit dem ihre Figuren zu kämpfen haben. Sie lässt ihn für den Leser lebendig werden, jedoch nie überhandnehmen. Das Fazit lautet nie Hoffnungslosigkeit. Vielmehr lässt es den Leser mit einer Botschaft zurück: Menschen machen Fehler. Hinfallen und Aufstehen gehören zum Leben. Manchmal darf man erst ein bisschen liegen bleiben . Aber nie sollte man vergessen, dabei hoch in den Himmel zu schauen und dann die Hand zu nehmen, die sich einem entgegenstreckt.

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