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Rezension zu
Haarmann

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Der Totmacher

Von: Ele
18.03.2020

Haarmann, Historischer Kriminalroman von Dirk Kurbjuweit, 320 Seiten, erschienen im Penguin-Verlag. Ein interessantes Gesellschaftsporträt der frühen Weimarer Republik und über den Fall des Massenmörders Fritz Haarmann. Im Hannover der 1920er Jahre verschwinden 24 Jungs spurlos. Robert Lahnstein der ermittelnde Beamte vermutet, dass ein Psychopath hinter dem Verschwinden steht. Vereinzelt werden Knochenüberreste und Schädel in der Leine gefunden. Schon bald gibt es einen Verdächtigen, könnte Fritz Haarmann der bestialische Massenmörder sein? Doch Lahnstein hat Mühe sich gegen die Kollegen und die Hannoversche Polizei durchzusetzen. Wird Haarmann als Spitzel geschützt? Ist der mehrfach vorbestrafte und geistig minderbemittelte Mann, der homosexuell veranlagt ist, der Mörder? Trotz der dubiosen Machenschaften der Kollegen und der verunsicherten Gesellschaft in der schwierigen Zeit der Zwischenkriegsjahre, gibt Lahnstein alles um den Fall aufzuklären. Dieses Buch umfasst 10 dicht gepackte Kapitel in idealer Leselänge. Die Ansichten des Mörders und einiger Jungs, sowie Briefe sind kursiv geschrieben, im Ich-Stil verfasst und durch den besonderen Schriftstil deutlich gemacht. Lebhafte Dialoge, die leider ohne Redezeichen eingefügt sind, beleben die Erzählung sind aber schwer als wörtliche Rede zu erkennen. Die Anmerkungen am Ende des Buches sind hilfreich. Anfangs hatte ich Probleme in Lesefluss zu kommen. Kurze Abgehackte Sätze, im Telegrammstil ließen mich ganz schlecht ins Buch kommen, die fehlenden Redezeichen waren gewöhnungsbedürftig, es ist sehr schwer auszumachen wer spricht und Rednerwechsel zu erkennen, dies ergibt einen hölzernen Erzählstil. Das hat mich am Anfang angestrengt, mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Dass es sich bei dem Buch um einen authentischen Fall handelt ist dem Leser jedoch jederzeit bewusst. Fakten, Originaldokumente und Zeitungsberichte sind genügend eingefügt. Vernehmungsprotokolle werden zitiert. Für meinen Geschmack war die Story etwas zu politisch, auch die privaten Angelegenheiten Lahnsteins sind mir im Buch etwas zu sehr betont. Ich habe mich so sehr auf die Erzählung, eines der spektakulärsten Kriminalfälle in der deutschen Geschichte gefreut. Leider haben sich meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Es wurden eher die Lebensumstände in der frühen Weimarer Republik geschildert, viel Zeitkolorit ist vorhanden, dabei kommt m.E. der Täter, die Taten und auch die Homophobie der damaligen Zeit zu kurz. Aus dieser Mordserie hätte man etwas mehr machen können, wie im Film „Der Totmacher“, m. M. nach hat der Autor hier eine gute Gelegenheit vertan, da werde ich noch warten müssen bis ein anderer Autor das Thema erneut aufgreift. Die Figur Lahnstein ist gut gezeichnet auch er hat einiges zu tragen, doch im vorliegenden Krimi hätte ich eine Charakterisierung von Fritz Haarmann erwartet. Insgesamt war ich vom vorliegenden Buch etwas enttäuscht, der Fall Haarmann fasziniert mich schon jahrelang. Das Schicksal von Hans Grans habe ich nach der Lektüre noch nachrecherchiert, auch das hat mir im Buch gefehlt. Trotzdem ein informatives Buch zu diesem Thema, besonders für die Leser geeignet, die den geschichtlichen Hintergrund interessant finden, eine Leseempfehlung von mir. Aus o.g. Gründen von mir 3 Sterne von 5 möglichen.

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