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Rezension zu
Vardo – Nach dem Sturm

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Religiöser Fanatismus und Aberglaube

Von: Monika_Brigitte aus Magdeburg
14.04.2020

"Das Meer ist ihr Gott, es schenkt Gnade oder es übt Gewalt aus, und immer sprechen sie von ihm mit gedämpfter, ehrfürchtiger Stimme. Ursa ist sich nicht sicher, wo ihr Ehemann und sie in dieses Bild passen - sie nimmt an, gar nicht." (S. 97) Thema Vardo. Nach dem Sturm. thematisiert in bedrückender Art und Weise die gesellschaftlichen Folgen von religiösem Fanatismus, machtgetriebener Gewalt und der Angst vor Unerklärbarem. Der Roman basiert auf historischen Ereignissen. Am 24. Dezember 1617 begab es sich, dass alle Männer einer norwegischen Insel zum Fischen auf das Meer hinausfuhren und durch ein schweres Unwetter ums Leben kamen. Die Frauen von Vardo waren nun mehr auf sich allein gestellt. Eine Herausforderung für die, von Fischfang lebenden Bevölkerung der Insel, denn Fischfang war ausschließlich Männersache. Gleichzeitig begann das Gerede im dänisch-norwegischen Königreich über dieses ungewöhnliche Unglück. Aberglaube saß im 17. Jahrhundert fest in den Köpfen der Menschen und diese fanden Mittel und Wege sich vor unerklärbarem „zu schützen“. Dies kam der indigene Bevölkerung, der Sámi, nicht gut. Diese sträubten sich davor, die religiösen Reformen des amtierenden christlichen Königs Christian IV. anzunehmen. „Jeder Zauberer oder Gläubige, der Gott sowie sein heiliges Wort und das Christentum opfert und einen Bund mit dem Teufel eingeht, soll mit dem Tode bestraft und auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. – aus dem dänisch-norwegischen Trolddom, Dekret von 1617“ (S. 7) Handlung Maren verliert bei dem großen Sturm ihren Vater, ihren Bruder und ihren Verlobten. Nun heißt es für die Frauen von Vardo zusammenzuhalten und Wege zu finden, zu Fischen, zu handeln und zu Überleben. John Cunningham, der Lehnsmann von Vardohus, setzte einen fanatisch christlichen Mann ein, Absalom Cornet, um die Frauen von Vardo nach der großen Tragödie zu leiten bzw. auf Ungewöhnlichkeiten zu beobachten. Ursula, genannt Ursa, muss sich von ihrer Familie losreißen und einen, ihr unbekannten, Mann heiraten, der mit ihr in den Norden ziehen wird. Sie ahnt nicht, was auf sie zukommen wird. Das raue Wetter auf der Insel wird zum Kleinsten ihrer Sorgen. Schreibstil Der Roman ist aus zwei Sichtweisen geschrieben - Marens und Ursas. Die Autorin Kiran Millwood Hargrave, Engländerin, besticht in ihrem ersten Erwachsenenroman mit einer durch Vergleiche geschaffenen Bildlichkeit. Der Leser taucht in die Atmosphäre ein wie ein Schiff ins Meer. Dabei hakt der Handlungsfortschritt im ersten Drittel. Die Atmosphäre auf der Insel sowie Beschreibungen des Alltags werden atmosphärisch-bildhaft beschrieben und stehen im starken Kontrast zum überraschend gewalttätigen finalem Abschnitt. Fazit Vardo. Nach dem Sturm. vom Kiran Millwood Hargrave ist ein düster-atmosphärischer, gesellschaftskritischer & feministischer Roman auf historischer Grundlage. Die Geschichte steckt voller Aberglaube und gesellschaftlichen Umbrüchen. Das Christentum kommt in hier nicht gut weg, es wird kein Blatt vor den Mund genommen, nichts beschönigt. Daher empfehle ich den Roman für alle Leser, die gerne kritische, realitätsnahe Geschichten lesen. Die romantische Liebesgeschichte in diesem Buch ist zwar vorhanden, aber nicht vordergründig präsent. Aufgrund der stockenden Handlung bis zum Mittelteil, die mich dazu brachte andere Bücher in die Hand zu nehmen, vergebe ich vier Sterne. Es hat sich aber absolut gelohnt, es wieder in die Hände zu nehmen, denn zum Schluss konnte ich es nicht mehr weglegen! In diesem Buch fällt dem Leser mal wieder auf, wozu Menschen fähig sein können – unfassbar. Vardo. Vor dem Sturm |Kiran Millwood Hargrave| aus dem Englischen übersetzt von Carola Fischer| Diana Verlag| Hardcover mit Karten-Illustrationen| März 2020| 427 Seiten| 20,00€

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