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Rezension zu
Es war einmal ein blauer Planet

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

In welcher Welt wollen wir leben?

Von: Dagmar
23.09.2020

Francois Lelord, ehemals praktizierender Psychologe und Psychiater in Paris, wurde bekannt mit seinen Romanen über den Psychiater Hector, der sich überall auf der Welt auf die Suche macht, nach dem Glück, nach dem Sinn, nach der Liebe, nach einem neuen Leben. In „Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück“ schreibt er: „Lektion Nr. 12: Glück ist schwieriger in einem Land, das von schlechten Leuten regiert wird.“ Alle seine Bücher sind ein bisschen Roman, ein bisschen Lebensratgeber, ein bisschen Suche nach vereinfachenden Antworten für die komplexen Fragen des Lebens. Mit seinem neuen Buch „ Es war einmal ein blauer Planet“ wagt er nun einen Blick in die Zukunft und es fallen viele seiner bisherigen Fragen thematisch zusammen: Was braucht es für eine Gesellschaft, damit ihre Mitglieder glücklich sein können? Welche Formen kann Liebe darin annehmen? In was für einer Welt wollen wir leben? Wie in all seinen Büchern sind auch hier eine Menge inspirierender Ideen dabei, es hat aber immer auch ein bisschen Jugendbuchstil, als müsste man die Zusammenhänge dem Leser erst erklären. Sein Protagonist Robin, lebt in einer gut funktionierenden, von Wissenschaft und Technik geprägten Gesellschaft auf dem Mars. Ein Supercomputer, Athena, steuert und organisiert die meisten Angelegenheiten – außer die Liebe. Athena ist aber auch das Superhirn, das Einblick hat in die Aktivitäten anderer Hirne. Hier drängt sich eine Assoziation zu George Orwell auf. Und das Kastenwesen auf dem Mars und auch auf dem blauen Planeten lässt sofort an Aldous Huxleys „Schöne Neue Welt“ denken. In Robins Weltraumkolonie wurden Kinder geklont und in Leistungsgruppen eingeteilt, wie einst bei Huxley in seiner 1932 geschriebenen Dystopie. Robin wird also von Athena auf die Erde geschickt, um zu erkunden, ob denn nun ein Leben dort wieder möglich wäre. Er landet auf einer Insel, auf der „Milch und Honig fließt“, eine klassische Inselutopie in der Südsee mit freier Liebe, ohne Eifersucht und ohne Mangel wird gezeichnet. Aber wie jede Gesellschaft hat auch diese ihren Glauben, ihre Drogen, ihre Abgründe und den Ausschluss derer, die anders leben wollen. Interessant sind einige grundsätzliche Fragen, wie zum Beispiel die Idee, dass eine angenehme, zielgerichtete Tätigkeit eine Voraussetzung von Glück darstellt. (in Lelords früherem Buch zur Suche nach dem Glück noch ein wichtiger Punkt) „Glück ist offenbar auch ohne Arbeit möglich, ohne länger anhaltende Anstrengungen, die nicht sofort belohnt werden.“ S.75 Stattdessen lernt er auf der Insel: Gleichheit = Glück und ein Übermaß an Fortschritt wäre dem nicht zuträglich. Das Problem mit dem Fortschritt und seiner Definition hat in dieser Geschichte einstmals dem blauen Planeten die Apokalypse gebracht. Auf einer anderen Insel begegnet der Weltreisende Robin einem Volk, das ihm die frühe Geschichte der Menschheit noch einmal vor Augen führt. Ein streng hierarchisches System mit dem Anspruch, einst die Welt zu erobern und dem Glauben, ein auserwähltes Volk zu sein. Alle Entwürfe werden analysiert, meistens auf die Möglichkeit von Glück hin: „Auf Verdienste gegründete Gesellschaft = Glück für die einen, Demütigung für die anderen.“ S.201 Aber auch die Superintelligenz Athena, der Fortschritt vom Fortschritt, macht Fehler. Natürlich will die Künstliche Intelligenz im Namen der Gemeinschaft das von ihr berechnete Beste, überschreitet dabei aber menschliche Grenzen. Das klassische Szenario aller Dystopie: egal, welches Ziel sich eine Gesellschaft setzt, wenn es zum Selbstzweck wird, werden die Maßnahmen zu seiner Verfolgung unmenschlich. Lelords Inspiration, darüber nachzudenken, was eine Gesellschaft der Zukunft braucht, um den Menschen das Glücklichen zu ermöglichen, und über die damit verbundenen Fallen, ist eine Anregung, und auch eine Anregung, noch einmal in die Klassiker zu schauen.

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