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Rezension zu
Ich war der Lärm, ich war die Kälte

Unerwartet schönes Meisterwerk

Von: M. Pey
24.11.2020

Jenny Dowhams Buch "Ich war der Lärm, ich war die Kälte" ist ein subtil dahinplätschernder Strudel von Spannung und Mitgefühl der einen immer tiefer in seinen Bann zieht und dann nicht mehr loslässt. Die junge Lex - oder Lexi (Alexandra) ist eine fast typische 15 Jährige inmitten ihrer Pubertät. Zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester lebt sie zusammen in einem Haus, in das John (der Freund Ihrer Mutter und Vater ihrer Schwester Iris) eingezogen ist. Doch Lexi gibt immer wieder ihren Aggressionen nach und gerät in eine Art wütenden Rausch und während John aller Welt zeigt, wie schön und großartig seine neue Familie ist, wird Lexi immer mehr in die Rolle des Störfaktors gedrängt, bis sich selbst Ihre Mutter von Ihr abwendet. Aber dann gibt es da noch Kass. Den großartigen und wunderschönen Kass, der immer für Sie da zu sein scheint und dem Lexis Herz von dem Augenblick an gehört hat, in dem sie ihn das erste Mal sah. Doch er ist Johns Sohn und damit quasi Lexis Stiefbruder. Doch erwidert er Ihre Gefühle? Achtung Spoiler: Als Leser schafft man es, sich problemlos in die junge Lexi hinein zu versetzen. Der Strudel aus emotionalem Missbrauch, Erniedrigung und gelebter Abneigung ist beinahe spürbar und an manchen Stellen mag man das Buch wegen eben diesem Mitgefühl nicht mehr aus der Hand legen. John - der Stiefvater - ist eine emotionale und manipulative Bestie und er hat einiges an seinen Sohn weitergegeben. Ich finde den Aufbau gelungen inszeniert, da er in mehrere Teile untergliedert ist und man nach und nach erst mitbekommt was genau in dieser Familie nicht stimmt und eigentlich erst nach einem Großteil der Geschichte bemerkt, was hier eigentlich ganz genau gespielt wird. Aber es gibt eine Stelle in dem Buch, die mir besonders im Gedächtnis hängen geblieben ist. Als Lexi und ihre Schwester Iris von ihrem Versteck im Garten zurückkommen streiten sich ihre Mutter und John heftig und Iris hat etwas erkannt, was Lexi bis dahin nicht klar war. In dem Augenblick, in dem Lexi einen Wutanfall bekommt ist die Welt für alle anderen wieder okay und aller Streit ist vergessen. Was auch bedeutet - und das merkt man ab dieser Stelle immer mehr, dass die Familie Lexi als "Bauernopfer" benutzt um sich der ständigen emotionalen häuslichen Gewalt zu entziehen. Und das großartige daran ist, man begreift es zusammen mit Alexandra. Das war ein Gänsehautmoment, den es in den meisten Büchern eher selten gibt. Auch wenn die Übersetzung aus dem englischen ein winziges bisschen holpert, so ist der etwas andersartige Erzählstil genau das, was es für die sehr gut ausgearbeitete emotionale und gedankliche Welt eines Teenagers braucht. Dieses Buch ist eine rührende und spannende Erzählung über ein junges Mädchen mit einer Menge Wut im Bauch, ihrem Kampf um einen Platz in der Welt und wie diese Welt auf Sie reagiert. Es ist eine Geschichte um Liebe, Hass und das "Finden von sich selbst" in einem wunderbaren Erzählstil, welche alles Andere um einen herum leicht vergessen macht. Es eignet sich hervoragend für alle die gerne ernste Bücher lesen und ist ein "Must Read" für alle die sich mit ernsten Jugendbüchern auseinandersetzen wollen und das Thema häusliche Gewalt nicht scheuen.

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