Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die Hafenschwester (1)

Sehr bewegend und spannend geschrieben

Von: Buchbahnhof
05.04.2021

Melanie Metzenthin hat sich inzwischen zu meiner Lieblingsautorin im Bereich des historischen Romans entwickelt. Sie schreibt so lebhaft, dass ich die Figuren immer vor mir sehen kann und sie einfach ins Herz schließen muss. Dabei legt sie, auch wenn es sich um fiktive Figuren handelt, Wert auf eine authentische Darstellung der Zeit, in der ihre Figuren leben. Die Geschichte um Martha spielt im historischen Hamburg, kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts. Hamburg ist von uns aus gesehen die nächste Großstadt und so fühlte ich mich dem Setting gleich noch ein bisschen mehr verbunden. Zunächst geraten wir mit der noch sehr jungen Martha und ihrer Familie in die Zeit der Cholera. Schon hier zeigt sich, dass Martha bereit ist, anzupacken und für sich und ihre Lieben einzustehen und zu tun, was eben nötig ist. Sie eignet sich das notwendige Wissen über Hygiene an, um ihre Familie möglichst gut durch die Zeit zu bringen. Schwere Schicksalsschläge bleiben dabei nicht aus, dennoch macht sie immer weiter. Schnell muss die noch nicht einmal volljährige junge Frau ihre Familie ernähren. Im Laufe der Geschichte entdeckte ich immer mehr Seiten an Martha, die mich einfach in ihren Bann gezogen haben. Sie kommt aus einer einfachen Arbeiterfamilie, war sich der Liebe ihrer Eltern aber immer bewusst. Oft ist das mehr, als alles Geld der Welt. Trotz der nicht vorhandenen Bildung bildet sich sie jederzeit weiter, spitzt die Ohren, lernt von gebildeteren Menschen, als sie es ist, wie z. B. die Arztfrau Wilhelmine Schlüter oder später der reichen Erbin Lida Heymann und bildet sich ihre Meinung. Ganz besonders imponiert hat mir, dass sie ihre Freunde, und ganz besonders ihre Freundin Milli, die sich als Prostituierte durchschlagen muss, nie vergisst. Auch als sie zu einer ehrbaren Krankenschwester ausgebildet ist, vergisst sie ihre Herkunft nicht und ist bereit, sich auch wenn es ihrem Ansehen schadet, sich für ihre Freunde einzusetzen. Ja, von Martha kann man sich definitiv eine Scheibe abschneiden. Das Setting im Gängeviertel Hamburgs ist beeindruckend. Man sieht das Elend der Arbeiter, die teils 72 Stunden schuften müssen und dabei grausame Unfälle erleben, richtig vor sich. Als es zu einem Streik kommt musste ich richtig mitleiden und ich war entsetzt, wie wenig es die Reichen interessiert. Hauptsache der Profit stimmt. Ob dabei Menschen zu Schaden kommen ist völlig egal. Eine Sache hat ganz besonders etwas in mir bewegt. Schon oft habe ich in den sozialen Netzwerken gelesen, dass es heute viele junge Menschen gibt, die schon eine 40 Stunden Woche zu viel finden. Ja, ich gestehe, dass ich auch von zeit zu Zeit mit meinen 41 Stunden die Woche hadere und gerne etwas weniger arbeiten würde. Die damaligen Menschen kämpften für einen 12 Stunden Tag, für eine Absicherung der Familie nach einem Arbeitsunfall. Die Männer haben unter schwersten Bedingungen teils 72 Stunden durchgearbeitet. Und uns sind schon 8 Stunden zu viel? Wir sind heute alle gut abgesichert. Wer aus welchem Grund auch immer nicht arbeitet/ nicht arbeiten kann, den fängt das soziale Netzwerk in unserem Land auf. Ich bin manchmal nicht sicher, ob wir noch die richtigen Relationen haben. Mir persönlich hat das auf jeden Fall Stoff zum Nachdenken gegeben. Der Schreibstil von Melanie Metzenthin ist bildhaft und mitreißend. Genau wie bei den Leisen Helden konnte ich auch die Geschichte um die Hafenschwester nicht aus der Hand legen. Die Autorin schafft es so schnell, einem die Figuren ans Herz zu schreiben, dass man einfach nur wissen will, was sie erleben, wie es mit ihnen weiter geht. Dabei kommen auch die Nebenfiguren, wie die bereits erwähnte Milli, Marthas Vater Karl, Marthas späterer Ehemann Paul Studt oder ihre Kolleginnen Susanne, Carola und Auguste nicht zu kurz. Sie alle sind so ausgestaltet, dass man sie vor sich sieht. Vor allem die hochnäsige Auguste bringt viel Würze in die Geschichte. Ihr hätte ich gerne mal so richtig die Leviten gelesen. Aber das erledigt Martha ja in ausreichendem Maße. Das Mädel hat wirklich keine Angst vor niemandem. Also ich kann euch auch diese Reihe nur ans Herz legen. Band 2 ist bereits erschienen und Band 3 erscheint im Herbst. Von mir gibt es gerne 5 Sterne.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.