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Rezension zu
Okay, danke, ciao!

Dramatisch - packend - real! Ein Buch zum (wieder-)lesen!

Von: SambacYasmin
07.05.2021

Packend, dramatisch, real – genau das verpackt Katja Hübner in ihrem, auf wahre Begebenheiten beruhenden, Roman „Okay, danke, ciao!“ – Eine Geschichte über Freundschaft und Obdachlosigkeit. Vom Wilhelm Heyne Verlag 2020 publiziert, ist die Autorin selbst, mit ihrer smarten Art, wesentlicher Bestandteil des Buches, die in einer Begegnung mit dem Obdachlosen Marc, in Hamburg, beginnt. Er ist ein junger Obdachloser, die im Laufe ihrer Begegnung immer weiter innerlich, als auch äußerlich, verwahrlost. Sein Frühstück ist aus Mülleimern oder Liegengelassenem. Seit Frühling 2018 fasst sie ihre Begegnung mit dem Wohnungslosen wie ein Tagebuch für die Lesenden zusammen. -SPOILER- Immer wieder nimmt sie Kontakt zu dem jungen Mann auf. Nach kurzer Zeit, durch ihren unermüdlichen Einsatz, Feingefühl, Essenspäckchen, Kippen-Gesprächen aber auch Bestimmtheit schafft die Grafikerin etwas Unerwartetes. Marc, der bereits zunehmend unter seiner Psychose leidet und lediglich auf einer Parkbank hausiert, fasst vertrauen. Katja lässt nichts unversucht, um ihn wachzurütteln. Sie kontaktiert seine Familie, aber auch Beratungsstellen, Psychologen, das UKW in Hamburg, so wie andere Anlaufstellen. Der auf Psychosen spezialisierte Professor Thomas Bock an dem Schicksal von Marc interessiert und steht ihr jederzeit zur Seite. Der Winter naht und Marc friert nicht nur bei Minusgraden auf der Hundewiese, sondern verliert durch seine Erkrankung mit jedem Tag mehr den Bezug zur Realität. Ein Kampf ums Überleben beginnt. Gerade rechtzeitig schafft Katja Ämter und Gericht von der lebensbedrohlichen Situation des Obdachlosen zu überzeugen, sodass der Ausweg eine geschlossene Unterbringung im UKW ist. Obwohl sie diesen Tag am meisten fürchtete, wendet sich das Blatt für Marc. Kleinschrittig, aber kontinuierlich schildert sie Marcs Veränderungen, die ihn wieder am Leben teilnehmen lassen und er in eine Wohngruppe einzieht. Zusammen feiern sie Weihnachten und kleine Erfolge, genießen die gewonnene Zeit und Miteinander. Aus einer Bekanntschaft wird Freundschaft. Dieses Buch zeichnet sich durch eine einzigartige Geschichte aus Armut, Hilflosigkeit und Veränderung aus. Denn Frau Hübner weist auf die offensichtlichen Missstände in unserer Gesellschaft hin. Wo Hilfen fehlen, wo nachgebessert werden muss und wie viel persönlicher Einsatz notwendig ist, um einen einzelnen Kiesel ins Rollen zu bringen. Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland betrifft Einzelne, aber nicht wenige, die sich aus eigenen Kräften selten zu helfen wissen. In Kombination mit einer psychischen Erkrankung ist das nahezu eine aussichtslose Situation. Genau diese Aussichtslosigkeit reflektiert die Handlung im Roman lückenlos aber zeigt auch, dass Hilfsangebote, Konzepte und Einrichtungen bestehen, die bereitwillig helfen. Allerdings belegen die Texte, auch durch Professor Thomas Bock, dass Nachbesserung zwingend notwendig ist. Mehr Hilfe und mehr Genesungsbegleiter sind erwünscht. Brandaktuell und unleugbar, da das Buch Ende 2020 inmitten der Pandemie mit ihren Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen endet. Abschließend gesagt ist dieser, leider viel zu kurze – oder gerade deswegen – fantastische Roman ein Wachrüttler für die Gesellschaft. Der Einblick und Eindruck in Marc’s und Katja’s Zusammentreffen, die Querverweise, eingebundenen Artikel aber auch schlussendlich das umfassende Nachwort über Psychosen, sind zeitgenössisch aktuell. Klares Fazit also: Nicht nur die äußere Verpackung ist schmackhaft, sondern auch der Inhalt! Von mir, als angehende Sozialarbeiterin, eine klare Kaufempfehlung und must have für das Bücherregal. Ich selbst würde gerne wissen, wie es Marc geht, ob Katja noch immer so taff ist und welche Anlaufstellen für Hilfen und Forschung es rund um Deutschland ‚noch‘ gibt? Genau dieses Buch, mit seinem ungewöhnlichen Schicksal und Wendung, regt zum Nachdenken an und genau das macht ein gutes Buch aus, wenn die Gedanken über das Ende hinaus gehen. Vielen Dank dafür!

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