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Rezension zu
Caspers Weltformel

Herausfordernd

Von: Sonja Haanraads
01.06.2021

… ist die Aufgabe, die Casper sich stellt, wenn er eine Weltformel entwickeln will, die alles vorhersagen kann, was in sozialer Interaktion geschehen wird. Herausfordernd ist es auch, mit einer solchen, fast entwickelten Formel zu leben – unendlich langweilig das Leben, das so gar keine Überraschungen mehr bereithält. Und herausfordernd ist es auch, seinen Lebensweg mit Ilona zu teilen, die so alles andere als berechenbar ist. Victoria Grader erzählt ihren Roman im Kapitelwechsel aus der Sicht Caspers und der Ilonas. Zuerst lernte ich Casper kennen, bereits sehr weit fortgeschritten bei seiner Doktorarbeit, soziale Freude der alles beherrschenden Weltformel untergeordnet – und nein, er wird nicht Doktor der Soziologie, es ist der Doktor der Physik, den er anstrebt: es geht um naturwissenschaftlich sicher bestimmte Zusammenhänge. In Gedanken über sein langweilig vorbestimmtes Leben verpasst dieser den Zug für den Heimatbesuch in München – und reist kurz entschlossen und zufallsbestimmt nach Budapest, sein Handy ausgeschaltet, sein Notizbuch fest geschlossen. Dort trifft Casper nicht nur im Lastwagenfahrer János einen spontanen, hilfsbereiten Freund, sondern auch auf die impulsive Ilona, die mehr in ihren Träumen denn in ihrem ziemlich armen Leben zu Hause ist. Weder Ilona, noch Casper konnte ich wirklich verstehen – weder in der Außenperspektive des jeweils anderen, noch in der Innenperspektive der Kapitel aus ihrer Sicht. Zu fremd war und blieb mir beider Leben, beider Gedanken. Auch Victoria Grader bleibt in der dritten Person, folgt nur dem Handeln und den Gedanken des jeweiligen Kapitelprotagonisten. Meine Zeit mit Caspers Weltformel war überhaupt nicht langweilig (ich habe ja auch nicht versucht, sie zu finden); interessiert folgte ich dem Fluss der Handlung, viel wörtliche Rede und lebendige Schilderungen der Orte lassen den Leser ideal mit den Hauptpersonen „mitleben“. Ich werde den Roman im Freundeskreis verleihen, um die Idee der Weltformel zu diskutieren – und was daraus folgte, würde sich eine finden lassen. Wer eine solche Gedankenreise spannend findet und gerne einmal so ganz andere Hauptpersonen kennenlernen möchte, dem kann ich diesen Roman empfehlen.

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