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Rezension zu
Gwendys Zauberfeder

Eine gelungene und konsequente Fortsetzung des ersten Bandes

Von: eschenbuch
05.10.2021

Inhalt: 1999. Seit den beunruhigenden Vorfällen um den mysteriösen Wunschkasten sind Jahre vergangen. Gwendy ist mittlerweile aus Castle Rock weggezogen, eine erfolgreiche Schriftstellerin geworden und seit kurzem sogar Kongressabgeordnete. Ihr Leben ist normal und verläuft in geregelten Bahnen. Das ändert sich schlagartig, als der Wunschkasten plötzlich wieder in ihrem Büro auftaucht – obwohl sie ihn eigentlich ein für alle Mal weggegeben hatte. Doch damit nicht genug: Zeitgleich häufen sich Vermisstenfälle in Castle Rock. Hängen beide Ereignisse zusammen? Persönliche Meinung: „Gwendys Zauberfeder“ ist der zweite Band der Gwendy-Trilogie. Anders als der erste Band „Gwendys Wunschkasten“, der in Mehrautorschaft von Stephen King und Richard Chizmar geschrieben worden ist, hat Chizmar den zweiten Band allein verfasst. King liefert nur ein Vorwort (6 Seiten), in dem er die Anfänge von Gwendy und der Zusammenarbeit mit Chizmar beschreibt. Dass „Gwendys Zauberfeder“ von einem Autor geschrieben worden ist, merkt man dem Buch an. Es wirkt stärker aus einem Guss als der Vorgängerband und der Erzählfluss ist gleichmäßiger, wodurch es sich flüssiger Lesen lässt. Man kann „Gwendys Zauberfeder“ auch ohne Kenntnis des Vorgängerbandes lesen, da die wichtigsten Handlungsteile von „Wunschkasten“ in „Zauberfeder“ kurz zusammengefasst werden. Wie schon „Wunschkasten“ wird auch „Zauberfeder“ von einer allwissenden Erzählinstanz erzählt, die die Leser*innen durch die Handlung navigiert. In Sachen vorausdeutende Kommentare nimmt der Erzähler sich aber – im Vergleich zum „Wunschkasten“ – eher zurück. Generell lässt sich „Zauberfeder“ schwierig in ein Genre einordnen. Es gibt durch die Vermisstenfälle und die Suche nach dem Täter Krimielemente, aber „Zauberfeder“ entfaltet keine typische Krimihandlung: Die Vermisstenfälle bilden nicht den Kern der Handlung und rücken eher an den Rand. Auch Horrorelemente kommen immer mal wieder vor (in Form des Wunschkastens oder bedrückender Gruselszenerien), aber auch Horror ist nicht das Hauptaugenmerk der Handlung. Der Wunschkasten, der in der Handlung des ersten Bandes eine prominente Rolle gespielt hat, wird im zweiten Band eher zu einem McGuffin. Im Fokus von „Gwendys Zauberfeder“ steht kein Gegenstand, sondern die titelgebende Protagonistin Gwendy (was eine konsequente Weiterentwicklung des ersten Bandes ist). Wie ging ihr Leben weiter, seitdem sie den Wunschkasten das erste Mal abgegeben hat? Wie geht sie mit dem erneuten Auftauchen des Wunschkastens um? Was wird dadurch in ihr losgetreten? Stärker in den Fokus rücken auch die Beziehung Gwendys zu ihren Eltern und ihre Eltern selbst, die in „Wunschkasten“ nur eine periphere Statistenrolle besaßen. „Gwendys Zauberfeder“ drängt dadurch insgesamt in Richtung Charakterstudie, vielleicht auch Sittengemälde des Alltags, ohne allerdings völlig in diesen Gattungen aufzugehen. Besonders an dem Kurzroman ist außerdem der Erzählstil. Er ist nicht effekthascherisch, eher ruhig und hauptsächlich deskriptiv; er rückt Castle Rock in ein diffuses Licht, das mal kalt, mal warm ist, und strahlt dadurch einen merkwürdigen Sog aus, sodass man das Buch kaum beiseite legen kann und durch die Seiten fliegt. „Gwendys Zauberfeder“ ist insgesamt ein Kurzroman, dem man kein allzu enges Genre-Korsett anlegen sollte, weil er sich verschiedener Traditionen bedient. Hürden bei der offenen Herangehensweise sind allerdings der Klappentext und der Beginn der Handlung. Beide säen Erwartungen an einen Krimi/Thriller, die die Handlung letztlich nicht völlig erfüllt, sodass man leicht enttäuscht werden kann. Geht man allerdings offen und unbeeinflusst von Genre-Erwartungen an „Gwendys Zauberfeder“ heran, erwartet die Leser*innen eine kurzweilige und interessante Lektüre mit einem besonderen Erzählstil. Mich hat der zweite Band jedenfalls auf Gwendys drittes und letztes Abenteuer, ihre „finale task“, neugierig gemacht.

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