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Rezension zu
Wo auch immer ihr seid

Auf familiärer Spurensuche

Von: buchlesenliebe
19.10.2021

„Wovor hast du Angst? Davor, dass du etwas findest, das dich selbst erklärt?“ (S.292) Die in Berlin lebende Kiêu ist 30, Restaurantkritikerin und ungewollt schwanger von ihrem unzuverlässigen Freund Dorian. Sie nennt sich lieber Kim, weil dies für „die“ Deutschen einfacher auszusprechen ist. Ende der 1960er sind ihre Eltern für ein Studium nach Deutschland gekommen. Und sind geblieben, haben sich eine Existenz aufgebaut, eine Familie gegründet. Doch Kim weiß nicht viel über die Vergangenheit ihrer Eltern. Das Schweigen über die Familiengeschichte und über die Erlebnisse ihrer Verwandten, die teils von traumatischen Kriegs- und Fluchterfahrungen zeugen, wird nicht hinterfragt. An Weihnachten erhält ihr Vater Minh die traurige Nachricht vom Tod seiner in den USA lebenden Mutter. Eher widerwillig reist Kim mit ihren Eltern nach Kalifornien zur Testamentseröffnung. Und für Kim offenbart sich ein tiefer Einblick in all die Ereignisse der familiären Vergangenheit, über die stets der Mantel des Schweigens gehüllt wurde. In ihrem semi-autobiografischen Debütroman verhandelt die Journalistin Khuê Phạm nicht nur die multiperspektivische und generationsübergreifende Geschichte einer Großfamilie. Sie erzählt auch von den Erfahrungen und Zerissenheitsgefühlen einer jungen Frau, die zwischen den „Kulturen“ lebt, zwar in Deutschland geboren ist, sich aber nicht immer zugehörig fühlt; unter den familien-inhärenten Anforderungen und Verpflichtungen leidet und zunächst keinen Bezug zu ihren zahlreichen im Ausland lebenden Verwandten hat. Dies gelingt der Autorin auf sehr authentische Weise und besonders die Rückblenden in die Vergangenheit haben mich nicht nur viel gelehrt, sondern auch emotional angesprochen. Teils störte ich mich an - im übertragenen Sinn - kulturellen Zuschreibungen und Vergleichen, die ich persönlich als zu stereotyp und pauschalisierend empfunden habe. Gleichzeitig möchte ich sie aber nicht werten. Insgesamt ein lesenswerter Roman, der vor allem durch die Tiefe und Authentizität der Erzählpassagen in der Vergangenheit überzeugt.

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