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Rezension zu
Das Lachen und der Tod

Erschütternd

Von: Martinas Buchwelten
25.06.2015

Dies ist sicherlich nicht das erste und auch nicht das letzte Buch, das sich mit dem Thema Judenverfolgung befasst. Trotzdem kann ich diesen Roman von Pieter Webeling nur allen ans Herz legen. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr mich dieses Buch berührt hat, denn der Autor hält nichts vom Ausblenden grausamer Szenen. Im Gegenteil! Hier wird schonungslos und sehr bildhaft erzählt, wie sich das Leben, falls man es so nennen kann, im Lager abspielt. Der niederländische Komiker Ernst Hoffmann, mit deutschem Vater und jüdischer Mutter, ist von Beruf Komiker. Er lebt für den Applaus und von dem Gelächter seiner Zuhörer. Doch eines Tages werden ihm seine politischen Witze zum Verhängnis und er landet in einem Viehwaggon, der auf dem Weg in ein polnisches Konzentrationslager ist. Im Zug trifft er auf die Jüdin Helena, in die er sich verliebt. Doch welche Zukunft soll diese Liebe haben? Trotzdem wird Helena der Strohhalm, an dem sich Ernst klammern wird und ihm in einigen aussichtslosen Situationen am Leben erhalten lassen. Die Ankunft im Konzentrationslager zeigt Ernst, wie willkürlich man hier über Tod und Leben entscheidet. Männer, Frauen und Kinder werden sofort getrennt und somit auch Ernst und Helena. Bald entdeckt er, dass es im Lager besser ist nicht aufzufallen. Doch er sieht auch die Hoffnungslosigkeit in den Augen vieler seiner Mithäftlinge und organisiert mit Schlomo, dem Blockältesten, einen Komikerabend. "Jeden Tag ein Lacher" ist seine Devise und als Ansporn werden die Häfltinge aufgefordert den besten Witz zu erzählen. Der Beste bekommt eine Extraportion Brot. Bald dringt die Neuigkeit des Komikerabends auch zu den SS-Leuten und Ernst wird aufgefordert, vor ihnen aufzutreten."Der Holländer", wie er im Lager genannt wird, weigert sich zuerst, doch der Lagerkommandant weiß, wie er Ernst dazu "überreden" und brechen kann.... Dem Autor gelingt es sehr bildhaft den Holocaust in seiner ganzen Grausamkeit einzufangen. Die detailreichen Schilderungen des erbarmungslosen Lageralltages und das systematische Morden wird hier schonungslos erzählt. Ich musste manchmal unterbrechen, um meine Gefühle zu beruhigen und all den Horror, den diese Menschen in Wirklichkeit erlebt haben, "beiseite zu schieben", um weiterlesen zu können. Ich wurde gefragt, ob der Roman Ähnlichkeiten mit dem Film "Das Leben ist schön" hat. Natürlich gibt es viele Ähnlichkeiten, da es daselbe Thema aufgreift und im Konzentrationslager spielt. Jedoch wirkt der Film trotz des ernstes Themas eher "humorig", wobei dieser Roman zwar das Thema Humor aufgreift, im Buch allerdings gezeigt werden soll, wie man mit einem "Lacher pro Tag" irgendwie den Holocaust überleben kann. Pieter Webeling hat seinen Figuren sehr viel Tiefe gegeben. Ernst Hoffmann ist ein wirklich gelungener Charakter, der anfangs noch etwas naiv ist und den Wahnsinn der SS und das wirkliche "Leben" im Konzentrationslager aber bald zu spüren bekommt. Er durchlebt viele Stationen. Zu Beginn will er nur nicht auffallen, um zu überleben. Danach versucht er etwas Hoffnung in die Augen seiner Kameraden zu zaubern, bis er selbst derartig gebrochen wird und nur mehr ums nackte Überleben kämpft. Er stumpft ab und schreckt später selbst nicht mehr vor Gewalt zurück, worauf er sich selbst zu verachten beginnt. Man durchlebt diese Gefühlswelt des Protagonisten so real, dass ich hier dem Autor wirklich nur Hochachtung zollen kann! Neben Ernst Hoffmann wächst einem auch Schlomo, der Blockälteste ans Herz, der für Ernst Briefe an Helena schmuggelt und so die zarte Pflanze Hoffnung für den Holländer am Leben erhält. Und dann ist da auch noch Helena, die die Liebe zu Ernst erwiedert. Natürlich gibt es auch immer wieder einige Personen, die kurze Zeit für Ernst wichtig sind, wie Albert Kapinsky, der Dirigent des Lagerorchesters. Alle Charaktere sind sehr bildhaft und authentisch beschrieben. Hervorheben möchte ich noch die ausgezeichnete Recherchearbeit des Autors. Er hat sich jahrelang mit Holocaust Überlebenden getroffen und Interviews geführt, sowie die Gedenkstätten in Ausschitz und Birkenau besucht. Pressetimmen dazu: "Ich bewundere Webeling, der nach seinen gründlichen Recherchen das Leben und Sterben in den Lagern so wirklichkeitsgetreu beschrieben hat." (Robert Cohen, Auschwitz Gefangener Nr. 174708) Fazit: Kein leichtes Buch, jedoch ein Roman, der bewegt und erschüttert, der nichts beschönigt und trotzdem Hoffnung gibt. Meine absolute Leseempfehlung!

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