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Rezension zu
Die kleine Schule der großen Hoffnung

Rückkehr

Von: Verena
12.01.2022

Dieser autobiografische Roman von Naomi Fontaine, einer der bekanntesten indigenen Autorinnen Kanadas, schafft es, die wenigen Seiten voller großer Themen mit Bedeutungsschwere zu füllen. Yammie, eine junge Lehrerin, aufgewachsen in Québec, gibt ihr Leben in der Großstadt auf und kehrt zurück in das Innu-Reservat, das sie als Kind verließ. In Uashat muss sie nicht nur ihren Alltag mit den Schüler:innen bewältigen, sondern auch sich selbst neu kennenlernen. Sie kennt ihre Herkunft nicht, die Traditionen, das Land, die Menschen sind ihr fremd. “Zwei Tage in der Wildnis sind nicht genug. Zu kurz, um mir all das, was ich als Kind verloren habe, wieder anzueignen.” Doch die Rückkehr zu ihrer Herkunft konfrontiert sie nicht nur mit der eigenen Identität, sondern auch mit einem Leben, das aus jahrhundertelanger Unterdrückung resultiert. Drogen, Alkohol, Teenagerschwangerschaften, Suizide sind omnipräsent. Überhaupt ist das Thema “Schule” in der indigenen Gemeinschaft belastet, haben doch Staat und Kirche bis in die Neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts in den residential schools kulturellen Genozid an der indigenen Bevölkerung Kanadas verbrochen. Doch die Lehrenden, einschließlich Yammie, geben sich Mühe, den Kindern ein positives Umfeld zu schaffen. Der Titel im französischen Original lautet “Manikanetish, Petite Marguerite”. Die kleine Marguerite war eine Frau im Reservat, die keine eignen Kinder hatte, sich aber stets den der anderen angenommen hatte und diese mitaufzog. Um sie zu würdigen, wurde die Schule nach ihr benannt. Sinnbildlich verkörpert auch Yammie, kaum älter als die Schüler:innen, viel mehr als nur eine Lehrerin. Je mehr sie sich mit ihrer eigenen Herkunft, den Innu und ihren Traditionen beschäftigt, desto wichtiger wird sie für ihre Klasse. Sie wird zu einer Vertrauten, Freundin, Mutter für die ihr anvertrauten Kinder. Ein kleiner, leiser Roman, der trotz der Schwere der Themen nie seine erzählerische Leichtigkeit verliert. “Jeden Tag begegnete ich einem weiteren Unbekannten, mit dem ich verwandt war. … Mein Stammbaum bekam immer mehr Äste, und die Äste verzweigten sich immer weiter. Durch alle mit allen verwandt.”

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