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Rezension zu
Das erschöpfte Gehirn

Wie der Alltag uns schwächt

Von: Matthias
20.02.2022

Das Buch liefert ein bemerkenswertes Rundbild. Von der individuellen Müdigkeit über deren gesellschaftliche Auswirkungen bis zu den politischen Bedingungen, beleuchtet Nehls eine gefährliche Erscheinung der Gegenwart. Dabei findet er Antworten und zeigt Möglichkeiten der Therapie auf all diesen drei Ebenen. Jeder kennt es, wenn er müde und erschöpft von der Arbeit nach Hause kommt und eigentlich zu nichts mehr Kraft findet. Nehls hat entdeckt, dass wir einen Akku im Gehirn haben, genauer im Hippocampus, der in diesen Momenten geradezu leer ist. Geleert ist er aber weniger durch harte Arbeit und zehrendem Nachdenken, geleert ist er vor allem durch ein Umfeld, dass in unglaublichem Maße fordernd ist. Die digitale Welt, so lässt sich verkürzt sagen, ist für Nehls die Wurzel allen Übels. Ständig erreichbar sein, das eigene Handeln und Denken gewissermaßen dem Digitalen unterordnend, zieht die letzte Energie aus dem Akku. Aber nicht nur das, auch Schlafmangel, schlechte Ernährung und Umweltgifte tun ihr Übriges. Alles also Umstände, denen wir kaum entgehen können. Nehls greift aber weiter. Diese Umstände betreffen eben nicht nur das Individuum, sondern weiten sich in ihrem negativen Effekt gesellschaftlich aus. Nehls warnt hier, bringt aber leider keine tiefgreifenden Lösungswege. Diese wären aber nötig, weil wir kaum diesen Zumutungen der Gegenwart entgehen können. Ähnlich ist es bei seinen guten Ideen zur politischen Verantwortung für diese Situation. Seine Diagnose scheint überaus treffend, seine Therapie aber steht leider aus. Nehls hat ein überaus wichtiges Buch geschrieben. Seine Diagnosen sind stimmig und sein Fazit ist fast beängstigend. Indem er klar die naturwissenschaftlichen Grundlagen herausarbeitet und verdeutlicht, hat das Buch und die beschriebenen Beobachtungen Gewicht. Leider bleibt er und Handlungsmöglichkeiten weitgehend schuldig, was aber auch nicht Aufgabe eines solchen populärwissenschaftlichen Buches ist. Oder aber es gibt gar keine möglichen Lösungen mehr - dann wäre es ein überaus pessimistisches Fazit.

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