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Rezension zu
Das Glück unserer Zeit. Der Weg der Familie Lagerfeld

Beginn einer mitreißenden, großen Saga um Familie Lagerfeld

Von: derMüller
09.03.2022

Zum Inhalt: Im Sommer 1942 kämpft Otto Lagerfeld um die Glücksklee Milchwerke. Die Firma steht zwar unter amerikanischer Inhaberschaft, doch Otto hat sie aufgebaut. Aufgrund seines fehlenden politischen Engagements will die Gauleitung ihn als Generaldirektor ersetzen. Otto will nicht lügen, weil er an Anstand und Moral eines Hamburger Kaufmanns glaubt. So lässt er Schreiben des Oberlandesgerichtsrats unbeantwortet und ignoriert Gesprächstermine. Stattdessen schreibt er seine Lebenserinnerungen auf. Er beginnt in Hamburg, 1897. Otto und seine jüngeren Geschwister Paul, Mimi und Tilla gehen zur Schule, der Nachzügler Hans ist dafür zu jung. Seine große Schwester Lisbeth hilft der Mutter im Haushalt. Es ist der Tag, an dem sein Vater Tönnies Johann Otto Lagerfeld die Familie Feigl eingeladen hat. Herr Feigl verkauft Bettfedern und Daunen. Ottos Vater betreibt einen erfolgreichen Weinhandel, in dem seine großen Brüder Carl und Joseph arbeiten. Ottos Vater will, dass auch Otto nach der Schule in der Weinhandlung anfängt, diese später sogar übernehmen soll. Doch Otto will die Welt sehen. Am meisten zieht es ihn nach Südamerika. Meine Meinung: Das ist der erste Band der Saga um Familie Lagerfeld. Dieser beginnt in Hamburg, 1897 und endet in Hamburg, 1921. Ich wusste vor dem Lesen quasi nichts über die Familie Lagerfeld. Erst tat ich mich mit dem Buch schwer. In den ersten drei, vier Kapiteln gibt es viele Personen. Otto hat allein sechs Geschwister. Da hat mir ein Personenverzeichnis gefehlt. Genial finde ich, dass Ottos Geschichte als Lebenserinnerung erzählt ist. In 1942 schreibt er seine Memoiren auf. Der junge Otto ist mir zu naiv und gehorsam. Der perfekte, brave Sohn seiner Zeit. Das macht ihn blass. Wenn der alte Otto also den jungen unterbricht, um dessen Leben zu kommentieren, ist das brillant. Denn der alte Otto, der so viel erlebt hat, ist ein gestandener Mann. Er kämpft um seine Firma, rebelliert und will sich dem Regime nicht beugen. Ich mag das Stilmittel der Briefe, Telegramme und Zeitungsartikel im Buch. Das sorgt für Abwechslung. Am meisten mochte ich die Zusammenfassungen anderer Bücher. Theresia Feigl liest Herrn Professor Wilhelm Sievers Reisebeschreibung über Venezuela und Kolumbien und Otto liest ein Buch über die Transsibirische Eisenbahn. Die informieren über Flora, Fauna und ferne Länder. Außer Ottos Blickwinkel gibt es weitere. Ottos kleinen Bruder Paul mochte ich am meisten. Paul ist ein Freigeist und Rebell. Er widersetzt sich seinem Lehrer, seinem Vater und lehnt sich gegen die vielen Vorschriften und Regeln seiner Zeit auf. Nur auf See fühlt Paul sich frei. Am schwächsten war für mich der Blickwinkel von Johann Feigl. Mit Johann konnte ich wenig anfangen. Erst ist er zu brav und blass, später ein arbeitssüchtiger Workaholic. Dass gerade die Freundschaft zwischen Johann und Otto fiktiv ist, hat mich erstaunt. Da ist die Fiktion schwächer als Ottos faktisch belegtes Leben. Mein Fazit: Das Buch braucht ein wenig um in die Gänge zu kommen. Anfangs waren die vielen Personen unübersichtlich und der junge Otto war mir erst zu brav und gehorsam. Aber wenn das Buch dann Fahrt aufnimmt, überschlagen sich die Ereignisse. Dann konnte ich es kaum aus der Hand legen. Ottos aufregende Lebensgeschichte und die seiner Geschwister hat mich pausenlos erstaunt. Dass ich quasi nichts über die Familie Lagerfeld wusste, machte das Buch super spannend. Toll sind die ausführlichen Anhänge von Heike Koschyk, in denen sie Einblicke in ihre Recherche gibt. Sie beschreibt genau, was Fakt und was Fiktion ist. Denn Lücken, die sie mit Recherche nicht schließen konnte, wurden mit Fiktion gefüllt. Auch erfolgt eine Auseinandersetzung mit der Partei Mitgliedschaft von Otto Lagerfeld.

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