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Rezension zu
Der vergiftete Thron

Starke erste Hälfte, aber ein überhastetes Ende

Von: Buecherbriefe
29.07.2022

Mit Der vergiftete Thron erwartet uns der (vorläufige) Abschluss der Tumanbay-Saga. Gelingt es Walker Dryden, die vielen Handlungsfäden in einem Band abzuschließen? Mayas Schreckensherrschaft Unsere Geschichte beginnt einige Wochen nach den Ereignissen in Die Stadt der Dolche. Die Gefolgsleute der geheimnisvollen Königin Maya haben die Kontrolle über den Thron von Tumanbay erlangt und lassen im wahrsten Sinne des Wortes keinen Stein auf dem anderen stehen. Wo vor nicht allzu langer Zeit verschiedenste Kulturen nebeneinander in Einklang lebten, herrscht nun Missgunst und Zwietracht. Der Inquisitor Barakat hat unter dem Deckmantel der Religion ein Klima der Angst und des Misstrauens geschaffen. Seine Truppen patrouillieren pausenlos durch die Stadt und nehmen wahllos Verhaftungen vor, verschleppen Kinder und schaffen Kunst und Kultur aus der Stadt. Und während sich ein Großteil der Bevölkerung mit der Situation abfindet, regt sich im Untergrund Widerstand … Basierend auf der zweiten Staffel des BBC-Podcasts Wie schon der erste Band basiert auch Der vergiftete Thron auf der gefeierten Podcast Vorlage, die im deutschsprachigen Raum wohl kaum jemanden bekannt sein dürfte. John Scott Dryden und Mike Walker (=Walker Dryden) produzierten mit Unterstützung des BBC vier wirklich aufwendig inszenierte Staffeln eines Projekts, dass früher wohl die Bezeichnung Hörspiel getragen hätte. Der vergiftete Thron adaptiert dabei die zweite Staffel und stellt dabei im Gegensatz zum Narrativ der Werbung nicht den Abschluss um Tumanbay dar. Meine Nachfrage bei den Autoren ergab, dass diese wohl noch zwei weitere Bücher schreiben wollen, allerdings fehlt noch die Zusage des britischen Verlages. Hoffen wir also das Beste! Die Autoren besinnen sich auf ihre Stärken Schon beim ersten Teil habe ich die Abhängigkeit des Romans von der Podcast-Vorlage betont und nichts anderes gilt auch für diesen Band. Auch hier zeigt der Roman seine Stärken in den Dialogen und einer temporeichen Erzählweise und offenbart seine Schwächen insbesondere dann, wenn er sich die Vorlage nicht ohne Weiteres in Schriftform übertragen lässt, etwa wenn im Rahmen des Worldbuildings Hintergrundgeräusche und Musik fehlen. Zu meiner Erleichterung besinnen sich die Autoren in diesem Band auf ihre Stärken und versuchen gar nicht erst, Worldbuilding in extensiven Umfang zu betreiben. Der größte Teil der Handlung spielt in einem zerstörten Tumanbay und so besteht gar nicht erst die Gefahr, dass wir verunglückte Worldbuilding Experimente beobachten müssen. Tumanbay am Abgrund Von Anfang an werden wir in das neue Tumanbay geworfen und erleben hautnah, was ein Leben unter Mayas Regime bedeutet. Die Stimmung ist von Verrat und Missgunst geprägt, nicht einmal in den eigenen Wänden ist man vor Verrätern sicher. Wie schon im ersten Band werden am laufenden Band Intrigen geschmiedet und die Handlung ist gespickt mit überraschenden Wendungen. Die Machtverhältnisse in der Stadt sind völlig auf den Kopf gestellt und wir erleben, wie sich die einst mächtigsten Männer der Stadt im neuen Tumanbay dem neuen Regime unterworfen haben und jeden Tag um ihr Leben fürchten müssen. War dies schon vorher nicht sicher, so kann jetzt jedes falsche Wort zum Tod führen und es ist eine Freude, die Protagonisten bei diesem Drahtseilakt zu beobachten. In Kombination mit den Dialogen und den kurzen Kapiteln entwickelt der Roman wieder eine starke Sogwirkung, sodass man ihn getrost das Label Pageturner verpassen kann. Wir fliegen von Anfang an durch die Handlung und können uns nur schwer vom Buch reißen – eine deutliche Steigerung zum ersten Band. Alte Bekannte und neue Protagonisten treffen aufeinander Bereits der erste Band wies unzählige Erzähler auf und nicht anderes gilt für den zweiten Band. Nachdem im ersten Band der eine oder andere Protagonist sein Leben lassen musste, gesellen sich zu einigen altbekannten Gesichtern wie dem Meisterspion Gregor, seinem Bruder Qulan, Madu oder Ibn Bai neue Figuren wie die Ärzte Dorin oder Alkin hinzu, die im weiteren Geschehen noch eine wichtige Rolle einnehmen sollen. Als inoffizielle Hauptfigur übernimmt Gregor auch dieses Mal die Position als Dreh- und Angelpunkt der Erzählung und kann durch einen interessanten Handlungsstrang begeistern, muss er doch den schwierigen Spagat zwischen der Unterstützung der neuen Machthaber und dem Fördern des Widerstandes wagen. Allerdings bekommt er dieses Mal starke Konkurrenz. Einige alte Nebenfiguren rücken nämlich zu Hauptfiguren auf, allen voran Qulans Tochter Manel, die sich in einem Leben im Untergrund arrangieren muss und nicht zuletzt auch Himmel, die man ob ihrer erlittenen Schicksalsschläge nur bedauern kann. Gerade die letzten beiden beleben die Geschichte deutlich, da sich ihre manchmal sehr naive Herangehensweise deutlich von Gregors kühler und sachlicher Art unterscheidet. Überhaupt spielen im ganzen Roman in allen Lagern starke Frauenfiguren eine noch viel größere Rolle als es im ersten Band ohnehin schon der Fall war. Ein schwacher Abschluss? Leider folgt nach der wirklich großartigen ersten Hälfte im zweiten Band die Ernüchterung. Viele vielversprechende Erzählstränge werden für den Leser sehr abrupt zu einem mehr als nur unbefriedigenden Ende geführt. So kommt Himmels Mann Akiba nach seinem prominenten Auftritt zum Ende des ersten Bandes kaum noch zum Zuge und auch der Widerstand in Tumanbay scheint beinahe nur aus nicht ernst zu nehmenden Stümpern zu bestehen, die letztlich keine Rolle spielen. Auch das Geheimnis von Barakat, immerhin der große Gegenspieler des Bandes, wirkt ein wenig zu weit hergeholt und entzaubert im Nachhinein seinen Erzählstrang. Überhaupt wirkt das ganze Ende ein Stück weit zu forciert, so als ob die Autoren unbedingt eine Seitenzahlbegrenzung einhalten mussten. Was bleibt? Leider hängt meine Bewertung des Romans vom weiteren Verlauf der Reihe ab. Die erste Hälfte fand ich um Längen besser als den ersten Band. Die Autoren besinnen sich hier auf ihre Stärken und halten den Leser mit packenden Intrigen, spannenden Dialogen und einer schnellen Erzählweise bei Laune. Die zweite Hälfte und insbesondere der Schluss hingegen wären für sich genommen ein einfach nur unwürdiges Ende. Sollte es noch zu einer Fortsetzung kommen, dann würde sich meine Bewertung wohl deutlich nach oben ändern, sollte dies nicht der Fall sein, dann würde es wiederum nach unten gehen. Ich hoffe jedenfalls auf Ersteres, da sich der zweite Band in vielen Bereichen in die richtige Richtung bewegt hat. So haben wir es allenfalls nur mit Durchschnitt zu tun. Das Äußere entspricht den Erwartungen Rein äußerlich lässt sich zu diesem Paperback des Blanvalet Verlages nichts anderes sagen als zum ersten Band. Auch hier gefällt die Gestaltung, die sich im oberen Rahmen dessen bewegt, was ein Paperback halt so zu bieten hat. Positiv sei angemerkt, dass die beiden Bücher auch äußerlich zusammenpassen – im phantastischen Bereich keine Selbstverständlichkeit. Die Übersetzung stammt wie schon beim ersten Band von Urban Hofstetter. Fazit: Der vergiftete Thron macht zu Beginn vieles deutlich besser als sein Vorgänger. Leider erzwingen die Autoren auf den letzten Seiten das Ende und trüben so den Gesamteindruck.

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