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Rezension zu
Das Sommerversprechen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Nicht so berührend wie erhofft

Von: Katharina Piske
26.07.2015

Cover Die wunderschönen hellen Farben, das Meer im Hintergrund und die schöne malerische Sitzgruppe im Vordergrund lassen Das Sommerversprechen wie eine fröhliche, bunte Sommerlektüre aussehen - und genau deswegen ist es voll- kommen irreführend. Denn der Roman präsentiert keineswegs eine heitere (Frauen-)Gesellschaft, die den ganzen Tag Sekt trinken und das Leben in vollen Zügen genießen. Das erfährt man aber erst, wenn man den Klappentext liest. Die Gestaltung ist trotzdem sehr hübsch und mir gefällt, dass mit unter- schiedlichen Rosa- und Rottönen gearbeitet wurde, die (ob beabsichtigt oder nicht) gut zu der "rosigen Aura" passen, die Dabney bei perfekten Paaren sieht. Meine Meinung Um ehrlich zu sein war mir Dabney anfangs ein wenig suspekt. Sie schien der wahr gewordene Traum einer guten Freundin, Partnerin und Nachbarin zu sein, da sie bei allen beliebt ist, sich die Probleme der anderen anhört und versucht, ihnen zu helfen, und dazu immer gut organisiert und fleißig ist. Erst Das ist das Bild, das einem auch von den einzelnen Briefen vermittelt wird, in denen einige der Paare, die sie erfolgreich verkuppelt hat, ihr Kennenlernen schildern. Diese Anekdoten waren immer sehr süß und herzerwärmend, da sie liebevoll verfasst sind und man sich stets gewiss sein konnte, dass am Ende die zwei zusammenfinden. Dadurch konnten sie das Geschehen etwas auflockern, besonders, als nach und nach alles aus dem Ruder zu laufen scheint. Trotz dieses positiven Ersteindrucks und dem regen Kontakt mit ihren Mitmenschen hatte ich aber das Gefühl, dass Dabney etwas einsam war. Ihre Tochter wohnt fernab von ihr, ihr Mann Box verbringt einen großen Teil des Jahres an der Uni, an der er unterrichtet, und wenn er da ist, scheint er ihr nicht richtig zuzuhören, und sie ist sich zudem bewusst, dass sie seit dem Tag der Trennung den Vater ihrer Tochter vermisst. Ihr Leben plätschert im Grunde vor sich hin. Wirklich turbulent wird es erst, als Clendenin (so leid es mir auch tut, aber dieser Name ist schrecklich) wieder auftaucht und sie, ohne großen Widerstand zu leisten, sofort eine Affäre miteinander beginnen. So merkwürdig das jetzt auch klingen mag, aber das war einer der Aspekte, der mir am Buch am besten gefallen hat. Dem Leser wird dadurch die Botschaft vermittelt, dass das Aussehen in der Liebe keine Rolle spielt, denn obwohl Clen körperlich behindert (er hat in einem Kriegseinsatz einen Arm verloren) und nicht mehr den vorteilhaften Körperbau seiner Jugendzeit besitzt und Dabney infolge ihrer Krankheit ausgemergelt und erschöpft aussieht, besteht zwischen den beiden noch immer dieselbe magische Anziehungskraft wie vor über 20 Jahren. Das mag vielleicht nur selten so sein, aber es gibt einem Hoffnung und ein gutes Lebensgefühl. Ich fand es außerdem amüsant zu sehen, dass Dabney und Clen in gewisser Weise eine emotionale Rückentwicklung zu ihren Jugendzeiten durchlebt haben, weil sie vollkommen ihren Hormonen erlegen sind. Aus dieser Entwicklung der Affäre besteht im Grunde der erste Teil des Buches und nach und nach kommen einige Aspekte dazu, sodass es zeitweise für meinen Geschmack zu langatmig wurde. Merkwürdigerweise offenbart sich Dabneys Krankheit auch erst gegen Ende des zweiten Drittels, was ich aufgrund des Klappentextes doch etwas irreführend fand. Ich hätte erwartet, dass sie das zeitiger in Erfahrung bringt. Ebenso hatte ich angenommen, dass das Verkuppeln ihrer Tochter Agnes, ihres Mannes und ihres Liebhabers Clen eine zentralere Rolle spielt, aber da sie sich erst so "spät" ihres nahenden Todes bewusst war, fehlte es ihr an Zeit und Kraft, diesem Wunsch nachzugehen. Das ist nur verständlich, aber wie gesagt, finde ich in der Beziehung die Inhaltsangabe nicht ganz passend. Etwas Abwechslung haben die Perspektivenwechsel zwischen Dabney, Agnes, Box und Clen gebracht, bei denen der auktoriale Erzähler allerdings aufrecht erhalten wird. Das hat mir recht gut gefallen, da man so besser "in die Köpfe" der anderen schauen kann und die Ereignisse nicht einseitig beleuchtet bleiben. Insbesondere über Agnes Schilderungen habe ich mich gefreut, da sie für mich die interessanteste Person war (das liegt vermutlich daran, dass sie mir vom Alter am nächsten ist). Auch wenn sie mir zunächst eher schwach und willenlos erschien, hat sie mit der Zeit ihre innere Stärke bewiesen. Genau wie Dabney konnte ich Agnes' Verlobten CJ nichts abgewinnen (er war im Prinzip auch der einzige Charakter, den ich wirklich gehasst habe), aber durch den Perspektivenwechsel erfuhr man wenigstens die Gründe, warum sie sich überhaupt zu ihm hingezogen fühlt. Dennoch war ich froh, als sie an ihrer Beziehung zu zweifeln begann und sich von ihm distanziert hat. Die dramatische Wendung im letzten Drittel gefiel mir insofern, dass CJ dadurch nicht sang- und klanglos verschwunden ist, allerdings hätte man sie eindeutig noch etwas ausführlicher gestalten können. Das ist auch mein größter Kritikpunkt am Roman: die Ereignisse gehen am Ende einfach viel zu hastig ineinander über, sodass man sie gar nicht richtig wahrnehmen kann und nahezu von deren Fülle erdrückt wird. Es wirkte so, als würde man die gesamte Dramatik, die den ersten beiden Teilen gefehlt hat, auf einen Schlag nachholen, weshalb Aspekte, auf die ich etwas hingefiebert habe, sehr untergegangen sind. Gegen Ende war auch Box für mich besser zugänglich, da er sich wirklich viel Mühe gegeben hat, seine Ehe zu retten und selbst, als das offensichtlich nicht geklappt hat, nicht von Hass auf Dabney zerfressen war, sondern ihr im Gegenteil verziehen hat, weil er sie noch immer abgöttisch liebt (an den Gefühlen hatte ich zwischenzeitlich wirklich Zweifel). Aus diesem Grund tat er mir auch letztlich richtig leid, weil er sich so großartig verhalten und trotzdem als "Verlierer" aus der Situation hervorgegangen ist. Da man den Ausgang der Geschichte sich durch den Klappentext im Grunde denken konnte, war er zwar traurig, aber nicht überraschend. Ich weiß nicht, ob das der Grund ist, warum ich dennoch emotional nicht sonderlich ergriffen war, oder ob es an anderen Dingen lag. Es ist kein schlechter Schluss, aber er hat mich nicht nachhaltig geprägt. Fazit Insgesamt entsprach der Roman nicht ganz meinen Erwartungen. Weder war er so entspannend und idyllisch, wie das Cover vermuten lässt, noch so dramatisch, wie der Klappentext klingt. Besonders der Anfang hat es mir nicht leicht gemacht, mich für die Geschichte begeistern zu können, da er sich sehr gestreckt hat. Nur allmählich begann ich die Charaktere zu mögen und das Geschehen interessant zu finden. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass das Geschehen am Ende zu überladen war, wodurch einige Entwicklungen nicht die Aufmerksamkeit bekommen haben, die sie verdient hätten.

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