Rezension zu
Die Vorhersage
Ungewöhnlich, bewegend und doch mutmachend
Von: Vanessa | @bee.readytoreadWas würde sich ändern, wenn wir wüssten, wann unsere Zeit auf der Erde vorbei ist? Welchen Einfluss hätte es auf unsere Beziehungen und Entscheidungen? Würde der Faktor Lebenszeit eine weitere Dimension für Ungleichheit sein? Um diese Fragen dreht sich 𝗗𝗶𝗲 𝗩𝗼𝗿𝗵𝗲𝗿𝘀𝗮𝗴𝗲. Das Gedankenexperiment startet mit schlichten Holzboxen, die eines Tages jede volljährige Person erreichen. Darin verborgen: Der eigene Lebensfaden. Die unterschiedlichen Reaktionen auf die Boxen sowie die individuellen Konsequenzen und gesellschaftlichen Veränderungen erleben wir aus verschiedenen Blickwinkeln. In diesem Fall habe ich die Menge an Perspektiven durchaus als bereichernd empfunden, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie unterschiedlich oder auch ähnlich Lebenswirklichkeiten sein könnten. Will ich die Box öffnen? Was, wenn meine Partnerin einen kürzen Faden hat? Oder einen längeren? Behalte ich den Job, der mich nicht erfüllt, oder halt ich an Bekanntschaften, die mir nicht guttun, fest, wenn mir meine eigene Sterblichkeit mit einem festen Zeitpunkt vor Augen geführt wird? Gewinne ich eine gewisse Leichtigkeit, wenn ich über das Wissen verfüge – oder hemmt es mich? Thematisch ist das Buch sicher keine leichte Kost. Dies hat auch dazu geführt, dass es mir nicht leicht gefallen ist, mein Leseempfinden in Worte zu fassen. Ich habe gegrübelt, gelacht, mich furchtbar geärgert und mir Tränen aus dem Gesicht gewischt, bevor sich die Seiten wellen, und trotzdem hatte ich am Ende ein eher positives Gefühl: Wichtig ist, was wir aus unserem Leben machen. Nicht auf alle aufgeworfenen Fragen konnte ich eine Antwort finden und nicht jeder Aspekt der Geschichte wird letztendlich aufgelöst. In meinen Augen war dies jedoch auch gar nicht nötig, um eine berührende Geschichte zu erzählen. Insgesamt war 𝗗𝗶𝗲 𝗩𝗼𝗿𝗵𝗲𝗿𝘀𝗮𝗴𝗲 ein überraschender Glücksgriff. Gleichzeitig denke ich, dass eine Portion Achtsamkeit im Umgang mit sich und den eigenen Gefühlen beim Lesen notwendig ist. Für mich hat der leichte Erzählstil die Waage halten können.
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