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Rezension zu
Zeit der Schuld

Ein packendes Epos aus Indien um Loyalität, Schuld, Sühne, Verrat

Von: MarcoL
24.03.2023

Indien. Uttar Pradesh, Delhi und der Norden zu Nepal. Ajay war acht Jahre jung, als er von seiner Mutter verkauft wurde. Sie gab ihm die Schuld, dass ihre Ziege ausbüxte, sich an Nachbars Spinat gütlich tat und darauf hin sein Vater ermordet wurde. Ajay kam in ein Gehöft im Norden, musste arbeiten und war der Meinung, sein Lohn bekäme direkt seine Mutter. Das geschah 1991. Dreizehn Jahre später sitzt er im Gefängnis, … was dazwischen geschah und kurz danach ist der Inhalt dieses fesselnden Romans, der durch alle Gesellschaftsschichten Indien pflügt. Er reißt nie verschlossene Wunden auf, wirft die Tatsachen wie die Erdschollen ans Licht. Ohne Erbarmen zeigt er uns ein Indien, das vom Kastenwesen, Korruption und Syndikaten beherrscht ist. Bittere Armut versus unermesslicher Reichtum, dazu eine Ausbeutung der Gesellschaft, vor der man meint, sie sei seit Jahrhunderten vorbei. Das kurze Leben Ajays ist unser Reiseleiter. Als sein Besitzer im Norden starb, war er zwar frei, aber mittellos. Er hatte Glück, fand Arbeit, und auch nötige Kontakte. Und so spülte ihn das Leben wie der Monsun eines Tages nach Indien zu Sunny, Thronfolger eines Syndikatoberhauptes. Er wurde Diener, Bewacher, Mädchen für alles. Sunny hingeben lebte in Saus und Braus, hatte sogar durchaus ansprechende Zukunftsvisionen. Ajays früh erlernte Fähigkeit bedingungslos zu gehorchen kam ihm nur zu Gute. Er verdiente viel Geld, hatte Freizeit. Und dennoch verhedderte er sich in den imaginären Fußfesseln des Clans. Er war Opfer, wurde zum Täter, und wieder zum Opfer. Im Hinterkopf war immer seine Sorge um seine Mutter und Schwester. Zu gerne würde er sie besuchen. Eines Tages ergab sich eine Gelegenheit, und die wahren Verstrickungen seinen Lebens kamen ans Tageslicht. Mehr wird nicht verraten – ich kann aber sagen: es hat epische Züge und ist ein Lied über Schuld und Sühne, Freundschaft, Loyalität und Verrat. Ein knapp 700 Seiten starker Bericht aus dem zeitgenössischen Indien, ganz ohne Romantik und Bollywood. Die Sprachführung der Autorin ist sehr direkt, angenehm zu lesen, und schon nach den ersten Seiten weiß man: das ist ein Pageturner. Deepti Kapoor versteht es, die Leserschaft in und durch ihre Welt zu führen, als wäre man permanent direkter Begleiter der Protagonist:Innen. Das ist für mich hohe Erzählkunst. Somit gebe ich hier sehr gerne eine absolute Leseempfehlung. Dies ist der erste Roman der Autorin, welcher ins Deutsche übersetzt wurde. Ich hoffe, weitere folgen nach.

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