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Rezension zu
BILDRAUSCHEN

Ein rasanter Thriller, typisch Aichner gewissermaßen

Von: Andreas
25.03.2023

Bronski braucht Abstand zu den Herausforderungen seines Alltages (Wer die ersten drei Thriller mit dem Pressefotografen Bronski gelesen hat, wird wissen, warum). Auf einer Hütte in den Bergen, weit weg von Menschen und Zivilisation, für ein paar Tage einfach einmal die Gedanken neu ordnen. Dass es damit bald vorbei ist, daran ist die Leiche einer Frau Schuld, die Bronski unweit seiner Hütte im Schnee findet. Mehr als ein schnelles Foto kann er nicht machen, dann eilt er zurück, um den Fund zu melden. Als er zum Fundort zurückkehrt, ist die Leiche verschwunden. War es nur Einbildung, haben ihn die vielen Toten, die er in seinem Leben als Fotograf schon abgelichtet hat, als Wahvorstellung bis in die Berge verfolgt? Wenigstens gibt es dieses eine Foto – in dieser Beziehung ist bei Bronski alles in Ordnung – das er gleich an seine Freundin und Kollegin Svenja schickt. Hilfe wird es oben am Berg aber nicht so schnell geben, denn der Schneefall ist zu dicht, zu hoch liegt der Schnee, um jemanden zu ihm zu schicken. Die nächste Nacht wird auch schon seine letzte in der Hütte. Gerade noch rechtzeitig wird er wach, um ins Freie zu flüchten, denn um ihn herum brennt alles. Erst eine Leiche, dann das Feuer – Bronski glaubt nicht an einen Zufall. Ohne passende Kleidung, nur mit seinem Telefon ausgerüstet, macht er sich auf zu einer nicht weit entfernten anderen Hütte. Wie sehr das Schneetreiben und die schlechte Sicht die Sinne doch trüben können! Gegen jeden Rat macht er sich auf den Weg durch den meterhohen Schnee und überlebt diese Expedition beinahe nicht. Im letzten Moment, wie genau ihm das gelungen ist, das weiß er nicht, erreicht er die andere Hütte. Die einsame Hütte am Berg Bronski findet dort eine Gruppe von fünf Influencern vor, die hier gemeinsam daran arbeiten, die Zahl ihrer Follower zu pushen. Schnell ist klar, wieder hilft dieses eine Foto auf Bronskis Telefon, dass die Tote die sechste Influencerin war, die sich am Vortag alleine ins Tal aufgemacht hatte. Was nun folgt, das ist ein Krimi mit altbekanntem und oft verwendetem Szenario: ein abgelegener Ort (wahlweise ein Schiff auf dem Nil, ein Haus auf einer Insel, ein Zug in voller Fahrt), ein paar Menschen und darunter muss ein Mörder oder eine Mörderin sein. Hinweise sind trügerisch und der stärkste Verdacht kann der sein, der ganz falsch ist. Für einige Tage wird der dichte Schneefall anhalten, was Bronski dazu verleitet, selbst Detektiv zu spielen – er möchte den Fall klären, doch er ist kein Hercule Poirot; zu ungeschickt, zu irrational ist sein Handeln oft, dabei ahnt er, dass noch weitere Menschenleben in Gefahr sind – auf sein eigenes achtet er nicht, meint in Sicherheit zu sein. Wie man auch zu „Influencern“ stehen mag, Bernhard Aichner schafft es in den Dialogen, von jedem der fünf ein sehr einzigartiges Persönlichkeitsbild zu zeichnen (ganz ehrlich: Ich mag keine und keinen von denen). Je nach eigenem Lebensalter wird man unterschiedliche Ansichten zum Thema „Influencer“ haben. Was Aichner dazu aber, quasi generationsübergreifend, schreibt, das offenbart eine Szene, deren Protagonisten zuerst einmal narzisstische Selbstdarsteller sind, die ihrem Publikum alles vorspielen, nur um mehr Klicks zu erreichen. So jedenfalls verhalten sich die fünf jungen Leute auch in der Hütte, alles wird gleich gepostet, alles muss sofort hinaus in die Welt. Weil dabei nur der eigene Nutzen zählt, gibt es keine Zurückhaltung, denn selbst der Tod ist ein Mittel zum Zweck. Während die Story von der Toten am Berg schon längst die Runde durch die Medien macht, beginnt Bronski die fünf zu interviewen. Wenn man aber weiß, dass es deren täglicher Job ist, ihren Followern eine Scheinwelt vorzugaukeln, dann kann man auch nicht sicher sein, was von dem, was sie Bronski erzählen, wahr ist. „Bildrauschen“ ist, wie erwartet, ein rasanter Thriller, typisch Aichner gewissermaßen. Die Dialoge, so wie Aichner sie schreibt, gehören für mich weiterhin zu den rasantesten und packenden, die man in Thrillern zu lesen bekommt. In seiner Variante eines klassischen Krimi-Settings fehlt mir aber ein wenig die Spannung – die geht oft dann verloren, wenn Bronski wieder einmal etwas tut, was ein vernünftiger Mensch in einer solchen Situation niemals tun würde. Dann lässt Aichner seinen Hauptdarsteller wohl nur deshalb so seltsam handeln, damit es eine Wendung in der Story geben kann. Wenn es auch ein toller Thriller ist, so muss ich doch sagen, dass für mich dieser vierte Bronski-Krimi, nicht an die ersten drei Romane der Reihe heranreicht. Deshalb gibt es von mir auch nur vier Sterne und nicht die Höchstnote.

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