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Rezension zu
Lückenleben

Mitreißende Einblicke in die Realität

Von: Maribel
06.05.2024

„Ich ärgere mich, dass ich in einem Buch über Krankheit auch über Emanzipation schreiben muss.“ S. 214 Katrin Seyfert schreibt in ‚Lückenleben‘ über die Zeit von der Alzheimer Diagnose ihres Mannes, über die Jahre der Pflege, die Entscheidung diese Pflege abzugeben und schließlich um die Zeit danach, das erste Trauerjahr. Ich bin erstaunt darüber, wie schnell ich durch diese Texte geflogen bin, obwohl es sich hier um schwere Themen handelt. Aber Seyfert schreibt so ehrlich und humorvoll, schonunglos, gesellschaftskritisch und zum Teil feministisch, dass ich am Ende ohne Unbehagen aus der Lektüre rausgegangen bin. Sie bricht mich Konventionen, Klischees, Stigma einer Krankheit, aber vor allem von Trauer. Die Gesellschaft hat genaue Erwartungen an pflegende Angehörige, Witwen, Kinder, wie und wie lange genau diese zu trauern haben. Soch hier wird offen und ehrlich heruntergeschrieben, dass all diese Aspekte (natürlich) persönlich ganz anders sein können, dass da nicht nur Traurigkeit, auch Wut, Angst, Überforderung und Hilflosigkeit sind. Dabei schreibt Seyfert aus einer recht priveligierten, akademischen, klassischen hetero Sicht. Was ich nicht bewerte und der Vollständigkeit halber erwähne. Denn schreibt sie über klassische Rollenverteilungsprobleme oder Geldsorgen, erzählt sie hier rein über ihre eigenen Erfahrungen. Wahrscheinlich hat mich genau das überzeugt. Es geht nicht darum, es anderen recht zu machen, nur darum, ihre Realität zu teilen, zu erklären. Und trotzdem stehen am Ende auf 7 Seiten Quellen und Verweise auf Studien und wissenschaftliche Texte - so lobe ich mir das! Nur das häufige Erwähnen von Alkohol ging mir etwas daneben. Aber auch hier wieder: Ehrliche Erzählungen. Am Ende hätte ich mir noch eine kleine Einführung ins Thema der Krankheit allgemein gewünscht, aber am Ende ist Katrin Seyfert auch Journalistin und keine Spezialistin.

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