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Rezension zu
Verschwörung

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Kein Larsson, aber ein guter Thriller

Von: chrissieskleinewelt
01.10.2015

Kaum ein Buch ist dieses Jahr mehr in aller Munde als die Fortsetzung der von Stieg Larsson verfassten Millennium-Trilogie rund um die Protagonisten Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander. David Lagercrantz wurde von der Erbengemeinschaft Larsson auserkoren die Geschichte weiter zu erzählen, was umstritten aufgenommen wurde. Zu Beginn des Buches haben sich Blomkvist und Salander schon eine geraume Zeit nicht mehr gesehen oder kontaktiert. Die Zeitschrift Millennium musste aus wirtschaftlichen Gründen eine Teilhabe eingehen, die sie immer mehr beeinflussen möchte und Mikael wird in den Medien als verbraucht und längst über seinen Zenit hinaus verrissen. Er fragt sich tatsächlich, ob es nicht an der Zeit wäre, die Zelte abzubauen und weiterzuziehen. Genau in diese Tage hinein fällt der skrupellose Anschlag auf einen der klügsten Köpfe Schwedens. Frans Balder ist wie kein anderer als Koryphäe im Bereich der KI-Technologie, also der künstlichen Intelligenz, bekannt. Zufällig ist Mikael genau zur Tatzeit vor Ort und wird so in eine Verschwörung hineingezogen, die Millennium retten könnte, in dessen Mitte aber auch der autistische Sohn Balders sitzt und in höchster Gefahr schwebt. Nur gut, dass auch Lisbeth Salander aus ihren eigenen Gründen Interesse an dieser Geschichte hat und bald im Geschehen mitmischt. Nur sie scheint mit ihren nicht immer legalen Methoden das Blatt wenden zu können. Doch wird sie es auch schaffen? David Lagercrantz hat sich ausführlich mit der Vorgängertrilogie von Stieg Larsson auseinandergesetzt und nimmt in “Verschwörung” viele offene Erzählstränge wieder auf und spinnt sie auf seine eigene Art und Weise weiter. Im Gegensatz zum Schöpfer dieses Universums erzählt der in Schweden sehr bekannte Autor aber eine weichere, weniger gewalttätige Geschichte. Natürlich kommt es auch in diesem Thriller zu schlimmen Szenen und spannenden Sequenzen, jedoch eckt Lagercrantz hier nicht so gekonnt an wie Larsson und überschreitet ebenfalls keine wirklichen Grenzen. Die Story wird mit einem konstanten Spannungsbogen erzählt, man fühlt sich fast wie in einem amerikanischen und nicht wie in einem skandinavischen Thriller. Die Charaktere, allen voran die von vielen geliebten Protagonisten, sind gut eingefangen und wiedergegeben worden, wobei man auch hier anmerken muss, dass bei Larsson alles etwas rauer, eckiger und ruppiger erschien, was für mich einen besonderen Reiz ausgemacht hat. Man hat auch hier einen Mikael Blomkvist als Womanizer, exzellenten Enthüllungsjournalisten und loyalen Mitarbeiter und Freund geschildert. Ebenso wurde Lisbeth wieder auf ihre eigene Art und Weise beschrieben, vor allem ihr Hass gegenüber Männern, die Frauen hassen. Mir erschien es aber so, dass hier Ecken abgerundet, Charaktere in dem für sie möglichen Maße gemäßigt wurden. Alles wirkt wie einmal durch den Weichspülgang gejagt. Positiv empfand ich, dass Lagercrantz konstant spannend zu erzählen wusste und es nicht wie bei Larsson für mich hin und wieder zu gewissen Längen kam. Als eher negativ muss ich anmerken, dass Larssons Geschichten weitaus komplizierter gestrickt, raffinierter Verwoben und damit für den Leser viel interessanter geschildert wurden. Dort fühlte man sich wirklich in ein tiefes Geheimnis eingeweiht, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien, dass einen gnadenlos traktierte und bei dessen Wendungen einem manchmal der Mund offen stehen blieb. Dies habe ich hier schlichtweg vermisst. Zudem fragt man sich als Leser, ob Larsson die Geschichte rund um Millennium und Salander wirklich in diese Richtung getrieben hätte, ob dieser Weg der wirklich gedachte war. Ich wage es zu bezweifeln. “Verschwörung” ist ein durchweg spannender, gut erzählter Thriller, den man losgelöst von seinen Vorgänger sehr gut genießen kann. Im Vergleich jedoch hat der Schöpfer von Salander und Blomkvist wirklich ein Meisterwerk erschaffen, an dass dieser vierte Teil leider nicht anknüpfen kann.

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