Rezension zu
Die Chronik des verpassten Glücks
Einfach gut erzählt
Peter Henning kann nicht nur gut schreiben, sondern vor allem auch gut erzählen. Er weiß genau, welche und wie viele Worte er benutzen kann, um den Leser in seine Geschichte zu ziehen; aber er ist auch kein Autor, der sein Lesepublikum mit überbordendem Zierrat überwältigt oder bemüht ist, seine künstlerische Werthaltigkeit unter Beweis zu stellen. "Die Chronik des verpassten Glücks" reiht sich demnach passgenau in sein bisheriges Werk ein. Exemplarisch ist insofern, wie er das bekannte Thema der Entdeckung eines nationalsozialistischen Fleckes in der Familienvergangenheit, zwar als Ausgangs,- aber nicht als Schwerpunkt seiner Geschichte nimmt. Vielmehr nutzt er die erzählerische Chance für vier lebendige Charakterporträts. Dass der mit Spielschulden belastete Heftchenromanautor kaum ein Klischee einer verkrachten Existenz auslässt, mag auf den ersten Blick irritieren; allerdings deutet die Feinheit in der Detailausarbeitung an, dass hier doch wohl eher bewusst mit Genretypen gespielt wird. Angesichts der erfrischenden Ungefährheit, was die Auflösung des wunden Punktes in der Familienchronik angeht, stellt sich allerdings die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, auch den Epilog einfach komplett wegzulassen.
Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.