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Rezension zu
Im Hause Longbourn

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Jane Austen Fans kommen voll auf ihre Kosten und für alle anderen ist “Im Hause Longbourn” ein wunderbarer, gefühlvoller, historischer Roman.

Von: Tintenhain
06.12.2015

“Stolz und Vorurteil” ist vielleicht das populärste Werk der englischen Autorin Jane Austen. Die Irrungen der Liebe, die Zwänge der Gesellschaft und die sprachlich wunderbaren romantischen Beschreibungen lassen heute noch auch junge Leserinnen zu diesem Buch greifen und anschließend vom wunderbaren Mister Darcy schwärmen, der als literarische Figur inspiriert und auch Eingang in andere Romane gefunden hat. “Im Hause Longbourn”wagt einen Blick hinter die Kulissen des wohlhabenden, aber einfachen Haushaltes der Familie Bennet. Haben die Dienstboten in “Stolz und Vorurteil” nur eine unbedeutende Nebenrolle als Überbringer von Nachrichten, helfende Hände beim Ankleiden oder Auftragen des Essens gespielt, so kommt ihnen nun eine tragende Rolle zu. Sarah, das junge Hausmädchen der Bennets, träumt von fernen Ländern und der großen Stadt London, während sie Tag für den Tag in harter Arbeit putzt, kocht und die Wäsche macht. Zeit zum Träumen bliebt hier wenig, denn der Haushalt der Bennets fordert ständige Aufmerksamkeit rund um die Uhr. Ein Hauch von Abenteuer weht in die Küche als der junge, gut aussehende James Smith unter nicht ganz durchsichtigen Umständen als Diener in den Haushalt aufgenommen wird. Sarah ist schnell klar, dass ihn ein Geheimnis umgibt und ist gewillt, diesem auf die Spur zu kommen. Auch der Diener der Bingleys, der Halbmulatte Ptolemy, beschäftigt ihre Gedanken mehr als der Haushälterin Mrs. Hill lieb sein kann. “Im Hause Longbourn” bietet nicht nur einen tieferen Einblick in das Leben der Bennets, sondern vor allem auch in das harte Leben der Hausangestellten, das nur wenig Raum für Privates lässt und vollständig von den Wünschen der Herrschaften beherrscht wird. Was in Austens Roman am Rande erwähnt wird, kann sich für die Dienstboten zu einer eigenen Geschichte entwickeln. So sind es auch kurze Zitate aus dem Originalroman, die die Kapitelüberschriften bilden und mit “Longbourn” an diesem roten Faden eine Parallelwelt entstehen lassen. Dabei geht Bakers Roman jedoch weiter. Nicht nur geht die Handlung über den Zeitraum von “Stolz und Vorurteil” hinaus, auch widmet sich Jo Baker vertieft gesellschaftlichen und politischen Themen wie den napoleonischen Kriegen zu dieser Zeit. Auch ihr kritischer Blick auf Austens Protagonisten lässt so manchen Charakter in einem anderen Licht erscheinen und vereinzelt tiefer blicken. Besonders anschaulich wird der Arbeitsallstag der Dienstboten beschrieben. Die Handlungsabläufe beim Herstellen von Seife, Kochen, Waschen und Wäsche ausbessern sind detailliert und zeugen von ausführlichen Recherchen.Gleiches gilt für die Speisen, die im Hause der Bennets zu sich genommen werden. Die eigenwillige Sarah, die mit ihren Wünschen und Träumen auch Dinge in Frage stellt, steht im Gegensatz zur Haushälterin Mrs. Hill, die reine Befriedigung aus ihrer Arbeit schöpft und dabei bis zur Selbstaufgabe geht. Überraschend ist eigentlich, wie wenig die Liebesgeschichten der Bennet-Schwestern das Hauspersonal berühren, wie wenig sie davon überhaupt mitbekommen, von den zu überbringenden Nachrichten und gegenseitigen Besuchen mal abgesehen. So gerät “Im Hause Longbourn” auch nicht zu einer Nacherzählung, sondern kann auch als eigenständiges, unabhängiges Werk betrachtet werden. “Im Hause Longburns” ist ein ruhiger Roman, der trotzdem zu fesseln versteht und sich zu einem richtigen Schmöker entwickelt. Dabei versucht sich Jo Baker nicht an einer Kopie des Sprachstils Jane Austens, sondern findet ihren eigenen Weg, die Geschichte berührend und interessant zu erzählen. Jane Austen Fans kommen voll auf ihre Kosten und für alle anderen ist “Im Hause Longbourn” ein wunderbarer, gefühlvoller, historischer Roman. © Tintenelfe

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