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Rezension zu
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Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Unheimlich und bedrückend

Von: Litis' fabelhafte Welt der Bücher aus Hannover
25.02.2016

Das Cover: In der rechten oberen Ecke des Covers sind Füße in roten Schuhen abgebildet. Es macht zwar nicht viel her, aber mehr braucht es für dieses Buch eigentlich auch nicht. Die Signalfarbe der Schuhe und wie sie (und die Person dazu) da etwas schüchtern in der Ecke stehen, gibt den nötigen Anreiz. Die Story: Laut einer amerikanischen Forschungsstudie hat jedes 3. Kind einen imaginären Freund. Es ist vollkommen normal, dass sich Kinder einen Spielgefährten wünschen, der sie versteht und mit ihnen durch dick und dünn geht. Meistens entstehen diese Fantasiefreunde aus einer Einsamkeit heraus und verschwinden mit dem Älterwerden wieder. Dennoch können auch Erwachsene noch immer ihren imaginären Freund haben. Googelt mal etwas und lest euch durch Foren. Es ist erstaunlich und erschreckend zugleich. Wie problematisch es aber werden kann, wenn der Fantasiefreund im Erwachsenenalter wieder auftaucht und nicht mehr verschwinden möchte, zeigt uns dieser Roman. Die Charaktere: Alice hatte keine leichte Kindheit. Ihr Vater ließ sie schon früh im Stich, nachdem er sich von ihrer Mutter trennte. Durch seine Karriere als Fotograf konnte er außerdem nicht viel Zeit für seine Tochter aufbringen. Das Sorgerecht bekam ihre oberflächliche und selbstsüchtige Mutter, die auch nicht viel Interesse an ihrer Tochter zeigte. Selbst ihre Geschwister Olivia und Simon hatten kein Auge für ihre viel jüngere Schwester. In ihrer Einsamkeit und Verzweiflung erschuf Alice sich Sam – einen imaginären Freund. Im Kindesalter verschwand Sam wieder, als sie ihren besten Freund Rory Walker und dessen Familie kennenlernte. Durch die Walkers bekam Alice Halt. Das Kartenhaus bricht aber jäh zusammen, als ihr bester Freund bei einem Autounfall stirbt, für den sie sich verantwortlich fühlt. Plötzlich steht Sam an ihrem Krankenhausbett. Er gibt ihr Sicherheit, Geborgenheit und Trost. Doch der Schein trügt. Alle machen sich Sorgen um Alice, doch sie will sich nicht helfen lassen. Sie denkt, sie schafft es allein. Und schließlich braucht sie ja Sam auch irgendwie ... Für Alice empfand ich die ganze Zeit über nur Mitleid. Als Leser erkennt man recht schnell, woher das Bedürfnis nach einem Fantasiefreund kommt. Alice will es allerdings nicht wahrhaben. Man beobachtet sie dabei, wie sie sich immer weiter in den Strudel um Sam verliert und immer noch fest davon überzeugt ist, ihn schnell loswerden zu können. Man hofft und bangt mit ihr, dass sie "den Absprung" schafft. Die Autorin hat hier wirkliche Meisterleistung vollbracht, denn Alice wirkt authentisch, natürlich und liebenswert. Auch die anderen Charaktere sind glaubwürdig und facettenreich gestaltet und es macht Spaß sie alle kennenzulernen. Der Schreibstil: Die Autorin hat einen angenehm gleichmäßigen Erzählstil. Die Geschichte plätschert nett vor sich hin – durchbrochen von angenehmen und unangenehmen Momenten, die das Herz schneller schlagen lassen. Im Mittelteil kommt der Plot nicht so recht vorwärts und stagniert etwas. Aber gerade, als ich anfing, davon genervt zu sein, legte Frau Smithwick wieder etwas an Tempo zu. Die Autorin schafft es, kleine unterschwellige Gruselmomente einzubauen, in denen man sich unter anderem fragt, ob Alice sich Sam wirklich einbildet und ob er nicht vielleicht doch existiert und nur sie kann ihn sehen. Durch die überzeugende Darstellung der Autorin hat man stellenweise selbst das Gefühl, in der Situation gefangen zu sein – genauso wie Alice. Das Ende: Genauer betrachtet gibt es hier ein Ende und einen Epilog, die sich voneinander unterscheiden. Das Ende ist traurig und herzergreifend – mit diesem Ausgang hätte ich bis zum Schluss nicht gerechnet. Der Epilog wiederum löst das Ende positiv auf (mehr will ich hier nicht verraten), aber hinterlässt dennoch einen schalen Beigeschmack. Beide aber sind super gelungen und stimmig.

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