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Rezension zu
Wenn du mich siehst

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Nicholas Sparks bleibt sich treu - und überrascht trotzdem mit einem völlig neuen Konzept

Von: Svenjas BookChallenge
24.03.2016

Auf den ersten Blick mag die Geschichte der erfolgreichen Anwältin Maria und des Studenten Colin, der in seinem Leben bereits mehrmals auf die schiefe Bahn geriet, klischeehaft und "typisch Sparks" erscheinen. In Bezug auf die vielleicht etwas einfallslosen Charaktere mag das durchaus stimmen, denn natürlich entspricht die Liebe zwischen dem Mädchen aus gutem Hause und dem attraktiven Bad Boy schon dem bekannten Schema. Die Protagonisten gehen aber (zumindest meist) über diese Klischees hinaus und haben mich mit ihrer Vielschichtigkeit und ihrem authentischen Auftreten wirklich überzeugt. Zudem empfand ich die Liebesgeschichte von Maria und Colin als angenehm zart und realistisch - sie ist nicht angereichert mit schnulzigen Floskeln und ist romantisch, ganz ohne überladen und übertrieben kitschig zu sein. Tatsächlich ist Wenn du mich siehst alles andere als 08/15 Kitsch und begeistert mit einem Mix aus Romanze und Thriller. Richtig gehört: Sparks reichert seinen 19. Roman mit Thriller-Elementen an, wodurch ihm ein wirklich faszinierender Genremix gelingt. Die Geschichte verbindet Romantik, Drama und Spannung miteinander und ist so stellenweise berührend und stellenweise packend. Eine wirklich gute Idee, die Nicholas Sparks perfekt umgesetzt hat. Ein bisschen hat mich das Konzept auch an Wie ein Licht in der Nacht erinnert, indem es ja auch um die Verfolgung durch einen Verbrecher geht. In Wenn du mich siehst geht es jedoch nicht um einen gewalttätigen und kontrollsüchtigen Ehemann, sondern um Stalking. Maria wird nämlich von jemandem aus ihrer Vergangenheit verfolgt und das Verbrechen bahnt sich nach und nach an und gipfelt schließlich in einen packenden Showdown. Sparks gelingt es, Marias Angst und auch Colins Sorge um seine Freundin authentisch abzubilden und erschafft eine bedrückende Atmosphäre, die die Auswirkungen von Stalking auf die Betroffenen sehr gut zum Ausdruck bringt. Die Bedrohung durch das Stalking ist unterschwellig und subtil - man nimmt sie gerade am Anfang nur am Rande wahr und konzentriert sich zunächst auf die Romanze. So etwa ab der Mitte des Romans rückt das Stalking jedoch mehr und mehr in den Vordergrund und überschattet die Beziehung zwischen Colin und Maria. Der Stalker bestimmt ihr Leben. Man merkt zwar deutlich, dass Sparks kein routinierter Thrillerautor ist, die Auflösung am Ende hält allerdings wirklich ein paar Überraschungen für den Leser bereit und die Handlung ist fesselnd bis zum Schluss. Gefallen hat es mir, dass Colin, der zu Beginn etwas dümmlich und einfach gestrickt wirkt, im Laufe der Geschichte in die Rolle des Detektivs schlüpft. Am Anfang stellt er sich dabei noch nicht allzu geschickt an, schließlich zieht er aber die richtigen Schlüsse und stellt dabei auch die Polizei in den Schatten. Trotzdem bleibt Colin glaubwürdig - er ist einfach der besorgte Freund, der seine große Liebe beschützen will und zu allem in der Lage ist. Gemocht habe ich außerdem wieder den Schauplatz: Wie alle seine Romane spielt auch Nicholas Sparks' neueste Geschichte in North Carolina, diesmal in der Hafenstadt Wilmington nahe Charlotte (wo ich sogar schon einmal war). Ich liebe Sparks' Beschreibungen von North Carolina und die Schauplätze fühlen sich für mich jedesmal irgendwie vertraut an - wie Heimat. Und auch Sparks' Erzählstil hat mich wieder gefangen genommen und mich komplett in die Geschichte eintauchen lassen. Einziger großer Kritikpunkt meinerseits: Colins beste Freunde Lily und Evan. Mit diesen Charakteren konnte ich so gar nichts anfangen. Die beiden haben Colin sozusagen unter ihre Fittiche genommen und sich inoffiziell dazu verfplichtet, ihn davon abzuhalten, sich wieder in Schwierigkeiten zu bringen. Ein ums andere Mal retten die beiden ihm auf gut Deutsch den Ar*** und sprechen teilweise mit ihm wie Eltern mit einem störrischen Kind oder ein Arzt mit einem geistig minderbemittelten Patienten. Das ist einfach nervtötend und unglaubwürdig. Ich kann zwar verstehen, dass man sich um einen guten Freund sorgt und ihn vielleicht auch bis zu einem gewissen Maß bemuttert, aber Lilys und Evans Engagement wirkt einfach übertrieben und überzogen und ich kann es den beiden einfach nicht abkaufen. Zumal ihr Verhalten irgendwie bewirkt, dass Colin dasteht wie ein Trottel, der ohne die beiden zu absolut nichts fähig ist. Also ganz ehrlich: Was Sparks sich dabei gedacht hat, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären. Es bleibt aber der einzige große Kritikpunkt. Mein Fazit: Nicholas Sparks' 19. (!) Roman Wenn du mich siehst ist ein gelungener und wirklich überzeugender Genremix - eine zarte und überhaupt nicht kitschige Liebesgeschichte mit fesselnden Thrillerelementen. Zwar bleibt Sparks in Bezug auf die (teilweise sehr klischeehaften) Charaktere seinem Schema treu und hat mich mit den Figuren von Colins besten Freunden Lily und Evan maßlos enttäuscht, begeistern konnten mich aber die ebenso berührende wie packende Story, der durchgehend angenehme und vereinnahmende Erzählstil und der wunderbare Handlungsort mit Wilmington/NC. Aus der Hand legen konnte ich den Roman jedenfalls kaum. Eindeutig ein Sparks - aber anders!

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