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Rezension zu
Die Gejagten

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Strikt, klar, hart

Von: Michael Lehmann-Pape
08.08.2016

Auch wenn in diesem neuen Thriller um Jack Reacher das Motiv der „Jagd“ auf Reacher und seine Nachfolgerin beim 110th, Major Turner, etwas schwach geraten scheint, ein echter „Reacher“ ist es allemal. Kurze, klare, knackige Sätze, ein durchgehend hohes Tempo, die klare, harte Kante die Reacher, wie immer, in Auseinandersetzungen zeigt, das ist einfach flüssig und anregend zu lesen. Dass nun eine Beziehungsgeschichte hinzukommt (und diese sich im Kern ebenso trocken und kühl gestaltet, wie es eben Reachers Art ist (und nicht zuletzt auch die von Major Turner, der Grund seines Besuches an alter Wirkungsstätte)), zeigt andere, bisher wenig im Mittelpunkt stehende Seiten des harten „Streuners“ auf. Seiten, die seine ihm an kühler Klarheit ebenbürtige Nachfolgerin auf seinem Posten beim Militär ihm ebenso klar und deutlich zu verstehen gibt und damit offenlegt. „Du machst, dass ich mich unbehaglich fühle. Es ist nicht Deine Schuld, es liegt an Deiner Art. Du kommst mir verwildert vor“. Sätze, die Reacher treffen, innerlich. Zwar ist er nur aufgrund eines Telefonats gekommen, aber was er dann, nach einigen Irrungen und Wirrungen, leibhaftig vor sich sieht gefällt ihm ungemein. Und nicht durchgehend bleibt das Verhältnis der beiden „Gejagten“ distanziert und kühl. Zu all dem passt das Ende des Buches nicht wirklich, davon aber muss sich jeder Leser selbst überzeugen. Dennoch ist es nicht zu viel verraten, dass das Finale keine sonderlichen Überraschungen bereit hält, in der Auflösung des „Falles“ eher zu knapp und zu wenig aufschlussreich verbleibt und in der Entfaltung der „Beziehung“, die ab einem gewissen Zeitpunkt reichlich knistert, auch ein stückweit detailreicher hätte enden können. Anderseits, wie die klare und trockene Haltung im Buch selbst (und in allen anderen Thrillern vorher auch), passt das alles wiederum wie die Faust aufs Auge zu Reacher, denn „verwildert“ ist genau jener Begriff, der seine Distanz zur Welt und zum bürgerlichen Leben auf den Punkt trifft. Dass er nur einfach mal „nachsehen“ wollte, wer hinter der anregenden Stimme steckt, sich in wenigen Minuten wieder reaktiviert im Dienst vorfindet und scheinbar alles dafür getan wird, dass er umgehend die Flucht ergreift (inklusive „Begrüßungskommando“ und drohender Verhaftung) und zudem das Objekt seines Interesses aus mysteriösen Gründen für ihn nicht fassbar ist, all das war sicherlich mit Überlegung von „der anderen Seite“ geplant, hat jedoch die Rechnung ohne die hervorstechendste Eigenart Reachers gemacht. Er vollzieht, was er sich vorgenommen hat. Und er lässt keine offenen Rechnungen zurück. So beginnt eine Hetzjagd quer durch die Vereinigten Staaten, durch billige Motels und teure Suiten, mit hastigen Aufbrüchen, hintersinnigen Strategien und einigen gebrochenen Knochen und „Kollateralschäden“. Ein in die Reacher Reihe in Atmosphäre und Ton wie immer überaus passender Thriller, der in manchen Details die ein oder andere Schwäche aufweist. Vor allem im Hintergrund der stattfinden Jagd auf Reacher und „seine“ Major Turner, deren Dringlichkeit im Motiv nicht wirklich überzeugend vorliegt. Als „Auslöser“ für eine weitere Geschichte um einen ganz besonderen „Einzelgänger“ in seiner besonderen Weise, Problemen zu begegnen und eigentlich gar nicht wirklich offiziell existent zu sein aber passt das alles durchaus zusammen.

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