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Rezension zu
Im Hause Longbourn

Kurzweilig, aber unterhaltend

Von: Elif
15.12.2016

Meine Meinung Eine Vorliebe von mir steht in komplettem Widerspruch zu meinen Ansichten: meine Leidenschaft für Adelsgeschichten, insbesondere die Regency-Epoche, in der auch Jane Austens und Julia Quinns Romane angesiedelt sind. Nicht mehr Regency, aber dennoch vergleichbar ist wohl die Serie Downton Abbey und noch einiges mehr, was ich in diese Richtung hin und wieder gern lese und gucke. Der Widerspruch manifestiert sich dadurch, dass ich doch eigentlich ein Mensch bin, der mit Klassismus nichts anfangen kann. Während andere von goldenen Zwanzigern schwärmen, denke ich an die Segregation und den Rassismus zu der Zeit. Genauso ambivalent denke ich auch über die erwähnten Bücher. Was ist mit den Dienstboten und generell der Unterschicht, die benachteiligt wurde? Ebendieser Gedanke hat mich dazu animiert, "Im Hause Longbourn" lesen zu wollen, denn genau das wird in diesem Roman aufgegriffen. Den Gesichtslosen wird eine Stimme gegeben. Mir hat von Anfang an gefallen, wie gekonnt die Geschichte um die Dienstboten in "Stolz und Vorurteil" eingebunden ist. Die Handlung des Ursprungswerks wird aufgegriffen und ergänzt. Hier hat die Autorin einige Freiheiten genutzt und dem Vater der Familie eine Geschichte zuteil werden lassen, die vielleicht nicht jeden Fan zufriedenstellen wird. Mir haben die hinzugedichteten Aspekte sehr gut gefallen. Sie waren stimmig und haben sich gut in die Handlung eingefügt. Generell war auffällig, dass die Autorin wirklich gut recherchiert hat. Das Leben der Dienstboten scheint sehr realistisch dargestellt. Es werden auch politische Themen wie der Spanische Bürgerkrieg aufgegriffen (- aber leider nur angerissen). Gleichzeitig wird an Strukturen bereits Kritik geübt. Nicht nur Sarah, die Protagonistin, vertritt teilweise eher sozialistische und feministische Ansichten. Diese Begriffe werden natürlich nicht erwähnt, doch ich habe mich dennoch nicht selten gefragt, ob das wohl so akkurat ist, Personen aus der Zeit solche Denkmuster zuzuschreiben - oder ob das nicht eben Wunschdenken aus heutiger Sicht ist. Vielleicht geht da aber auch einfach wieder die Historikerin mit mir durch. Solche Problematiken sind mir ja durchaus bewusst, wenn ich einen historischen (Liebes-)Roman lese. Den Schreibstil Jo Bakers habe ich als sehr bildlich und detailliert wahrgenommen. Orte und Tätigkeiten werden sehr anschaulich beschrieben und die Charakterzeichnungen sind interessant, wenn auch durchgehend unausgereift und zu blass. Die Kapitellängen und die Einstiege in die Kapitel mit einem Zitat aus dem Originalwerk waren sehr angenehm zu lesen. Leider empfand ich das Ende als zu abrupt, wenn auch stimmig. Insgesamt hatte das Buch ein paar Längen; einige Seiten weniger hätten der Geschichte auch keinen Abbruch getan. Dennoch hat es mich gut unterhalten und mich für kurze Zeit in eine andere Welt abgeholt - eine, die mir aus "Stolz & Vorurteil" zwar bekannt ist, nicht aber aus dieser Perspektive. Demnach hat sich die Lektüre für mich gelohnt, auch wenn sie keine außerordentliche ist. Fazit Dieses Buch eignet sich mindestens für jeden Fan von "Stolz & Vorurteil", aber auch für jene, die sich in dieser Epoche wohlfühlen und sie mal aus einer 'Unterschichtperspektive' mitbekommen wollen. Das Buch geht nie zu sehr in die Tiefe und die Lektüre ist recht kurzweilig, aber unterhaltsam. Von mir bekommt es gute 3 von 5 Sternen.

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