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Rezension zu
Wie der Wind und das Meer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein wirklich ausgezeichneter Roman!

Von: Kathrinshome
25.10.2017

„Wir haben jetzt ein Familiengeheimnis. Das ist etwas ganz Besonderes“(...) „Wir gehören zusammen wie der Wind und das Meer. Zusammen sind wir stark, zusammen kann uns nichts geschehen“... (Zitat S. 28) Mutmachende Worte inmitten von Zerstörung, Leid, Verlust und Angst... der neue Roman von Lilli Beck, der mit einem verlustreichen Tag im 2. Weltkrieg 1945 beginnt und mit Verlust im Jahre 1990 endet, erzählt von Paul und Sarah/Rosalie, die sich nach einem gewaltigen Fliegerangriff auf ihre Heimatstadt München inmitten der Trümmer kennenlernen. Anfangs gehen sie eine Art Zweckgemeinschaft ein, der ihnen beiden Schutz und Halt bieten soll. Im Laufe des Romans wird daraus aber mehr und dieses „Mehr“ birgt jede Menge Gefahren & Herzensleid, aber auch viele schöne Momente und Augenblicke des Glücks. Als Trümmerkinder werden die beiden von der Marktfrau Agathe aufgenommen, nachdem sie zuvor in einer Straßenbande um das nackte Überleben gekämpft haben. Sie werden von der Behörde in ein Kinderheim gesteckt, dort von einem lieben Unternehmensehepaar adoptiert und wachsen die nächsten Jahre im elterlichen Großmarktbetrieb auf. Beide machen ihren beruflichen Weg: Paul wird die rechte Hand seine Adoptivvaters, Rosalie/Sarah arbeitet zuerst ebenfalls im elterlichen Büro mit, geht dann nach Berlin, um dort Synchronsprecherin zu werden. Dieser Weggang von Zuhause ist zudem eine Flucht vor den Gefühlen zwischen den beiden Protagonisten – oder doch eher eine Schutzmaßnahme? Nun, dieser Bruch in der bislang gemeinsamen Geschichte dividiert das Buch aus bislang einem in nun zwei Erzählstränge und wir erleben das Wirtschaftwunder der Nachkriegszeit aus zwei unterschiedlichen Perspektiven: einmal der Erfolg in Hülle und Fülle – aber ohne Liebe und einmal das Kämpfen ums Überleben, das Formen einer neuen Persönlichkeit und der Liebe zwischen Mutter & Kind. Nur zarte Fäden werden rhetorisch zwischen den beiden Strängen gewoben... als Leserin konnte ich mich sehr gut in beide Geschichten einfinden. Und dann wird aus den zarten Fäden wieder ein gemeinsamer Strang geknüpft. Die beiden Protagonisten treffen sich wieder; im letzten Teil erst mal heimlich, sporadisch bis zum emotionalen Höhepunkt – mehr möchte ich nicht verraten ;) Mir gefällt die Geschichte sehr, denn durch die anschauliche Sprache, die in mir Bilder fast wie alte Ufa-Filme entstehen ließ, kann ich dem Ablauf sehr gut folgen; es wirkt alles stimmig und wie „richtig passiert“. Besonders bemerkenswert finde ich das gekonnte Zusammenspiel von Fakten und Fiktion – im Gedächtnis blieb mir die dramatische Situation des Bombenangriffs gleich am Anfang, gespickt mit so viel lebendiger Information, dass ich das Gefühl hatte, mit im Keller zu sitzen. Wirklich bemerkenswert! Aber eigentlich hat mich die Geschichte bis zum Schluss mitgenommen – so fand ich mich gedanklich in der kleinen Münchner Wohnung meiner Großmutter wieder (ob Agathes Wohnung auch so aussah?), auch das Großmarktgefühl, das Berliner Lebens- und Freiheitsgefühl konnte ich so gut nachvollziehen – Hut ab, liebe Lilli B. für diese ausgezeichnete Recherchearbeit bzw. sicherlich auch das ein oder andere eigene Erlebnis ;) Das Buch lebt auch durch die Widerstände und Kontraste und so hatte ich – auch wenn der thematische Hintergrund so nicht gesehen werden sollte – sehr viel Spaß und Freude an diesem Roman. Er hat mich von der ersten Zeile an gepackt und nicht wieder losgelassen. Ich bedauerte nicht, dass er zu Ende war, denn die Geschichte hat einen passenden Abschluss gefunden... ich hatte aber das Gefühl, es nochmals von Neuem lesen zu müssen, da ich diese Gefühlsachterbahn gerne noch einmal erlebt hätte. Alles in allem eine absolute Empfehlung für diesen zweiten Roman der Münchner Autorin, den ich euch wirklich ans Herz legen mag.

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