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Rezension zu
Die Kinder

Gesellschaftskritik mal anders

Von: Janna | KeJas-BlogBuch
03.11.2017

Ganz anders als erwartet! Das trifft es sehr im Kern und verunsichert mich stark in meinen Leseeindrücken. Dies war eigentlich(!) mein erster Satz dieser Besprechung. Denn meine Worte zum Buch standen nur in Stichworten und bevor ich mich bewusst an meine Rezension setzte, besuchte ich die Lesung von Wulf Dorn zu diesem Buch. Und ja, diesmal hat eben diese Lesung und der kleine Austausch mit dem Autor meine endgültige Meinung, meine Worte zum Buch, ein wenig beeinflusst. Ich habe zu Beginn die Vorbemerkung von Wulf Dorn gelesen und somit war mir bewusst wohin die Geschichten führen wird und auf welchen Hintergründen diese basiert. Ob vor oder nach der eigentlichen Geschichte, solltet Ihr die wenigen Zeilen lesen. Wobei, eher im Nachhinein, denn ich denke dies trug im kleinen zu meinen Erwartungen bei, welche nicht ganz erfüllt werden konnten. Ich werde mich bemühen dies im folgenden zu begründen, ohne zu viel zu verraten. Es ist ein Thema welches nachdenklich macht – egal was man als Leser*in vom Buch halten mag! Die Kinder stehen im Mittelpunkt, nicht wie gedacht die Gespräche der Protagonisten Laura und Dr. Winter. Dies war eine der Erwartungen meinerseits, ein psychologischer Plot, welcher durch den Klappentext sowie der Genrezuordnung hervorgerufen wurde. Eigentlich hatte ich darauf eingehen wollen, das ich mir mehr Intensität von Dr. Winter gewünscht hätte, mehr Einblicke in die Psyche und den Weg zur Wahrheit. Aber genau dies ist nicht wie gedacht der Schwerpunkt der Geschichte, sie lebt in erster Linie von den Rückblicken, die Tage vor Lauras Unfall. Diese werden durch gewisse Informationen seitens des Ermittlers ergänzt und bereits nach knapp 40 Seiten ist klar das hier etwas absolut nicht stimmt, ein ganzes Dorf scheint wie vom Erdboden verschwunden. Ich war sehr gespannt wohin die Geschichte führen wird und was Laura zu erzählen hatte. Von Seite zu Seite wurde deutlicher das auch mit Laura etwas nicht zu stimmen scheint. Auch Lauras Nichte Mia ist in ihrem Verhalten auffällig und es entwickelt sich daraus eine Geschichte die ich so nicht erwartet hatte. Dies muss nicht immer ein Kritikpunkt sein, vielmehr soll ein Buch ja auch überraschen. Der Fokus ist anders als der Klappentext einem glauben macht. Aus aller Welt werden Situationen von Kindern geschildert, die nicht reeller sein können, in ihrem Schmerz und Verlust. Somit war ich gespannt wie die einzelnen Sequenzen in die Geschichte von Laura einfließen, wie sie miteinander verwoben sind. Doch genau dies machte mir das Abtauchen nicht leicht, es nimmt einen Verlauf welcher mir aus den Fingern glitt. Was der Autor hier anspricht und aufzeigen will, war mir auch ohne die Lesung sehr bewusst, umso schwerer tat ich mich mit den darauf folgenden Ereignissen. Leider kann ich nicht weiter darauf eingehen, ohne etwas vorweg zunehmen. Es ist relativ früh abzusehen in welche Richtung die Geschichte gehen wird und doch möchte ich nicht vorgreifen. Eine erschreckend reelle Thematik, welche einen für mich eher unzufriedenen Verlauf nahm. Eben darauf sprach ich den Autoren auf der Lesung auch an. Und ich kann nun definitiv besser verstehen, warum es nicht der erwartete Thriller wurde. An dieser Stelle muss ich leider etwas vorgreifen: — SPOILER — Die Geschichte wird mit wahren Ereignissen erzählt, eingebettet in einem fiktiven Verlauf. Die Thematik ist einnehmenden, doch die Erklärung und der Verlauf war für mich eher unzufrieden stellend. Es wurde mir schlichtweg zu mystisch, damit habe ich ja bei einem Thriller schon grundlegend ein Problem, wenn dies zuvor für mich als Leserin nicht ersichtlich ist. Gepaart mit diesen Weltproblemen war ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Vielleicht hätte ich auch einfach mal in mich gehen sollen, aber ich war einfach unzufrieden und so begann ich mit den ersten nicht ganz begeisterten Notizen für meine Rezension. Natürlich brannte es mir bei der Lesung auf der Seele und eben darauf sprach ich Wulf Dorn dann an. Er wollte etwas erzielen, dies wäre ihm nicht gelungen, wären all die Ereignisse aus Lauras Wahn heraus Geschehen und da kann ich ihm nur zustimmen – würde überhaupt ein Leser / eine Leserin bei diesem Verlauf weiter über die Ausgangssituation nachdenken? Dennoch ein gewagter Schritt, denn durch (diesen Touch) Mystik kann das Buch für andere Leser*innen auch ganz schnell in die Kategorie ‚Horror‘ à la „Das Dorf der Verdammten“ fallen. Natürlich komme ich jetzt nicht mit DER Umsetzungsmöglichkeit um die Ecke, denn wenn ein Thriller-Autor sein gewohntes Terrain verlässt und dennoch diesen Spannungsbogen mit einfließen lassen will, ist es nicht mal eben getan mit „Dann schreib doch einen gesellschaftskritischen Roman“ oder ähnlichem. Wulf Dorn hat Situationen beobachtet, Fakten recherchiert und hatte vor Beginn der Geschichte bereits die Schlussszene im Kopf. Auch wenn ein Buch für sich stehen sollte, so ist mir durch die Lesung dennoch bewusst geworden, warum er diese Form der Erzählung nutzte. Das Ende hätte in einem gesellschaftskritischen Roman keinen Platz gefunden und so bleibt mir nur zu schreiben: — SPOILER ENDE — Vieles steht und fällt mit den Erwartungen an dieser Geschichte. Ich kann nur sagen: lasst die Finger von Klappentext, achtet nicht auf das Genre und geht einfach unvoreingenommen heran – und dann lasst mir gerne Eure Eindrücke hier! Dies war mein erstes Buch von Wulf Dorn und zunächst war ich unsicher, ob ich noch weitere lesen möchte. Der Autor selbst schreibt in seiner Danksagung, das „Die Kinder“ ein neues Terrain für ihn ist und nachdem ich erfahren hatte, wie sehr sein früherer Beruf in seine ersten Werke einfloss, mussten eben diese direkt bei mir einziehen! Hier kommt Ihr zu meinem kleinen Lesungs"bericht": http://kejas-blogbuch.de/mein-abend-mit-wulf-dorn-autorenlesung/

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