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Rezension zu
Die Fotografin - Am Anfang des Weges

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Leben deinen Traum!

Von: Kathrin Nievelstein
25.09.2018

„Alles anders machen zu wollen – das Privileg der Jugend! <...> Aber ich weiß, was du meinst. Dir geht es darum, die Persönlichkeit jedes einzelnen Menschen zu zeigen.“ (S. 65 / S. 66) Diesen Satz sagte Onkel Josef zu seiner Nichte Minna (genannt Mimi) Reventlow und der Wanderfotograf drückt damit aus, was Mimi denkt, aber wohl auch die Autorin Petra Durst-Benning mit ihrer neusten Romanreihe ausdrücken möchte: Im Vordergrund dieses Romanes „Die Fotografin – Am Anfang des Weges“ stehen verschiedene Persönlichkeiten, die sich teilweise erst noch finden und entwickeln müssen, aber irgendwann in Verbindung miteinander stehen und die Geschichte äußerst unterhaltsam und einprägend machen. Ein Heiratsantrag, die Aussteuer zur Hochzeit und das Führen eines eigenen Haushaltes sind die Ziele der meisten jungen Frauen Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhundert, nicht jedoch Mimis. Mimi Reventlow hat bereits früh den Wunsch, (Wander-) Fotografin zu werden wie ihr Onkel. Sie hat das Glück, in einer eher offenen Pastoren-Familie aufzuwachsen und so macht sie nach dem Abschluß an der Höheren Töchterschule noch das Abitur an einem Berliner Gymnasium, darf danach eine Ausbildung als Fotografin beginnen. Die Autorin schickt sie nach einer Weile auf Reisen als Wanderfotografin und nun lernen auch wir LeserInnen weitere interessante Persönlichkeiten kennen: Wir erfahren so z.B. von Clara Berg, welche Schönheitsprodukte herstellt; von Hannes, der flammende Reden hält und einen bleibenden Eindruck hinterlässt; die Jungs Anton und Alexander dürfen wir begleiten, ebenso wie Eveline, eine unglückliche Webersgattin, die in Laichlingen lebt. Laichlingen ist für Mimi ein Ort, an dem sie sich – erst einmal zeitlich begrenzt – niederlässt, um ihrem mittlerweile kranken Onkel zur Seite zu stehen. Mimi legt sich mit dem Fabrikant Gehringer an, der fast wie ein Herrscher als Arbeitgeber die Leinenweber-Familien und auch die Zukunft der Jugend beeinflusst. Viele Personen auf einmal, oder? Ja, obwohl Mimi Reventlow als Protagonistin und „roter Faden“ durch den Roman führt, bekommen auch andere Personen sehr viel Raum in diesem Buch, was sehr interessant ist. So erlebt man nämlich diese Zeit des Umbruchs aus verschiedenen Blickwinkeln: die Leinenweber, welche einer Tradition folgend ihren Beruf (und Arbeitgeber) automatisch an die nächste Generation weitergeben; junge Männer, welche sich trauen, von etwas anderem zu träumen und vereinzelt versuchen, sich von der einengenden Tradition zu lösen und die Menschen, welche sich ihre Träume erfüllen können – sei es mit Geld oder mit Mut zur Veränderung. Dieses Erleben hängt viel mit der gut verständlichen, treffenden Sprache zu tun, verbunden mit den Bildern, die die Autorin erschafft: mal spürt man förmlich die Kälte des Weberhauses, den Dampf des Waschkessels und die Dunkelheit – mal erlebt man quasi hautnah die Aufbruchstimmung, die Freude und Emotionen von Mimi, Anton und allen, die neue Wege gehen (wollen). Auch wenn der Roman thematisch völlig anders gelagert ist als die Reihe rund um das Genießerdorf „Maierhofen“ und mich ehrlich gesagt dieser etwas andere „Stil“ erst mal überrumpelt hat, so merkt man auch dieser neuen Reihe rund um die Fotografin Mimi an, dass sie einerseits gut recherchiert ist, andererseits auch mit ganzem Herzen und dem passenden Schuss Fiktion geschrieben wurde. Es macht wirklich Freude, den neusten Roman von Petra Durst-Benning zu lesen und sich in die Stimmungen hineinzuversetzen... wer historische Romane der neueren Zeit mag, wird sicherlich begeistert sein.

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