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Rezensionen zu
Nur wenn du allein kommst

Souad Mekhennet

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 16,90* (* empf. VK-Preis)

Bei Autobiografien bin ich immer etwas skeptisch, allerdings kann man bei einer Journalistin natürlich schon mal davon ausgehen, dass sie schreiben kann. Aber das Tolle an „Nur wenn Du allein kommst“ ist, dass die Autorin sich perfekt darauf versteht, ihre Geschichte als Hintergrund und Kontext zu verwenden, statt sich in den Vordergrund zu stellen. Dadurch ist es gleichzeitig auch ein Sachbuch, aus dem ich sehr viel über den Nah-Ost-Konflikt gelernt habe. Durch die intensive Thematik und die vielen Informationen muss man jedoch erstmal den richtigen Rhythmus für die Lektüre finden. In einem Rutsch war es mir zu heftig, bei zu großen Abständen dauert es aber etwas, wieder reinzukommen. Doch auch wenn die Thematik hochkomplex ist, lässt sich das Buch gut lesen. Der Autorin gelingt es, eine Atmosphäre zu schaffen, als würde sie mir persönlich bei einer Tasse Tee von ihrer Arbeit erzählen und zahlreiche von mir unausgesprochene Fragen beantworten. Ich musste sogar ein ums andere Mal Schmunzeln, bspw. bei der Vorstellung, dass der ägyptische Geheimdienst einen Ratgeber für Singlefrauen auf ihrem konfisziertes E-Book durchgeblättert (oder sogar gelesen?) hat… Ich habe mir noch nie besonders große Gedanken über Journalist:innen im politischen Bereich gemacht, aber ich finde es unglaublich mutig und bewundernswert, wie hartnäckig die Autorin versucht, die wahren Hintergründe für die Anziehungskraft des Jihad aufzudecken und wie objektiv sie dabei bleibt. Eins wird dabei mehr als deutlich: Die Welt teilt sich nicht in Schwarz und Weiß, in Gut und Böse. Die Autorin verfügt über ein unfassbares Netzwerk und fast schon unheimlichen Zugang zu den meist gesuchtesten Männern des Jihad (weswegen sie wohl auch öfter von den Geheimdiensten ins Visier genommen wird). Dabei bin ich immer wieder erschrocken, welche Vorsichtsmaßnahmen und was für Kontakte für ein Interview erforderlich sind und wie oft sie Todesangst gehabt haben muss. In ihren Berichten beschönigt sie nichts und ist dennoch bemüht, Brücken zu bauen, in dem sie uns andere Sichtweisen näherbringt. Bewundernswert objektiv, ja fast schön nüchtern, bietet sie uns in ihrem Buch nicht nur Einblicke in die verschiedenen Kulturen, Sitten und Gebräuche sondern auch in die verschiedensten Weltanschauungen – auch jenen, die mir eine Gänsehaut machen. Fazit „Nur wenn Du allein kommst“ ist eine wirklich beeindruckende Autobiographie, die noch dazu unterhaltsam und fesselnd geschrieben ist.

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Die Journalistin Souad Mekhennet kommt als Kind von Gastarbeitern in Deutschland zur Welt. In ihrer Familie vermischen sich Völker und Glaubensüberzeugungen; ihre Mutter stammt aus der Türkei und ist Schiitin, ihr Vater ein marokkanischer Sunnit. Ihre ersten Lebensjahre verbringt sie bei der Großmutter in Marokko. Diese starke selbstbewusste Frau wird ihr zum Vorbild. Von ihrem Großvater lernt sie, wie wichtig die Geschichtenerzähler der Welt sind. Später entschließt sie sich Journalistin zu werden, weil sie überzeugt ist mit ihren Geschichten etwas bewegen und verändern zu können. Schon während ihres Studiums ist die Autorin freiberuflich für verschiedene Zeitungen tätig. Sie interessiert sich vor allem für den zunehmenden Terrorismus und seinen religiösen Wurzeln. Viele, die in den Dschihad ziehen sind, wie sie, Migrantenkinder. Immer wieder stellt sie sich die Frage, ob sie sich in eine ähnliche Richtung entwickelt hätte, wenn ihre Ausgangssituation nicht so günstig gewesen wäre. Der Kreis ihrer Informanten und Freunde wächst. Als Frau, Muslimin und Kind von Einwandern findet sie in den unterschiedlichsten Kreisen schnell Vertrauen. Bei einigen brisanten Interviews begibt sie sich in Lebensgefahr. Auch wenn sie große Angst hat, lässt sie sich nicht davon abhalten, denn sie ist von dem Wunsch getrieben, die Motive von Terroristen und Attentätern herauszufinden. Das Buch folgt ihrer Biographie und nimmt den Leser mit in viele Länder des Nahen Ostens, und immer wieder zurück nach Europa. Souad Mekhennet ist immer da zu finden, wo es brennt: im von USA besetzten Irak, in Ägypten beim Arabischen Frühling, in Syrien und der Türkei beim Entstehen vom IS, und dann wieder nach Terrorakten in den betroffenen Städten Europas. Neben Lebensgeschichten von Terroristen erfährt der Leser warum sich so viele junge Menschen aus Europa aufmachen, um den islamischen Krieg zu unterstützen. Ein wichtiges Thema des Buchs sind die Auseinandersetzungen zwischen Schiiten und Sunniten, denn das ist die Ursache von vielen Konflikten. Dieses ausführliche Buch ist sehr spannend und liest sich wie ein Krimi. Die Autorin berichtet ehrlich von dem, was sie antreibt, und ebenso von Ängsten und persönlichen Krisen. Es könnte manchmal stören, dass die Autorin mehrmals von ihren exklusiven Interviews berichtet, und den lebensgefährlichen Situationen, in denen sie entstanden sind, aber sie stellt sich selbst dabei nicht heraus. Die Mischung aus einer Berichterstattung über aktuelle politische Ereignisse und der persönlichen Auseinandersetzung einer gemäßigten Muslimin mit den Hintergründen dieser Taten ist sehr aufschlussreich. Fazit: Ein spannender Bericht über eine mutige Frau und ihren vielfältigen Begegnungen, die selbst in die inneren Zirkel von Dschihadisten reichen. Die Autorin versteht es auf bewundernswerte Weise einfach und sachkundig von aktuellen Ereignissen in der islamischen Welt zu berichten.

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