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Rezensionen zu
Der verkaufte Feminismus

Beate Hausbichler

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Seit Wochen heiß erwartet, hat der Barbie-Film einen wahnsinnigen Hype ausgelöst. Viele betrachten ihn gar als die feministische Erweckung schlechthin. Vorab: Ich habe ihn nicht gesehen. Allerdings würde ich sehr davon Abstand nehmen, eine normschöne Dauerlächlerin in Pastellrosa als feministische Errungenschaft zu betrachten. Beate Hausbichler würde dem vermutlich zustimmen. In „Der verkaufte Feminismus“ rech-net sie mit allem ab, was unter dem Label Feminismus kapitalistische Konsumbedürfnisse erfüllt. Sie zeigt mit Bezug zu Nancy Fraser die inhaltliche Nähe zwischen Neoliberalismus und Feminismus auf, die zur Gefahr wird, wenn sie unreflektiert bleibt: Individuelles Em-powerment, Autonomie, Selbstbestimmung und Freiheit. Werte, für die nicht nur der femi-nistische Kampf steht, sondern die, so verspricht es eine finanzkräftige Werbeindustrie, durch den steten Konsum diverser Güter zu erlangen sind. Und von diesem Punkt aus sollte man ganz genau schauen, was sich alles als feministisch bezeichnet. Die gerühmte Werbe-kampagne von Dove – zwar angenehm erfrischend, dass sie mit Schönheitsvorstellungen bricht, aber am Ende vermittelt uns auch diese Firma, dass wir uns mit den passenden Schönheitsprodukten optimieren sollten. Die starke Betonung "natürlicher" Mutterschaft, wie sie uns von Influencer*innen vorgelebt wird: tendenziell riskant, da sie die Essentialisie-rung von Weiblichkeit wiederbeleben kann. „Feminismus-Washing“, wie Hausbichler die kapitalistische Ausschlachtung der Bewegung nennt, vermittle den Eindruck, es sei ja schon alles erreicht. Und genau deshalb sei dieser Pseudofeminismus nicht nur nutzlos, sondern gefährlich. Denn der neoliberale Fokus aufs Individuum verhindere den kollektiven Zusammenschluss, um tatsächlich etwas zu ändern. Indem wir Firmen wie Einhorn für die Durchsetzung der Tampon Tax feiern, vergessen wir nicht nur, dass dahinter eigentlich zwei Aktivistinnen steckten. Wir unterstützen auch ver-meintlich ethisch „gute“ Firmen dabei, sich vor staatlicher Regulierung zu drücken und mit deutlich lockereren Selbstverpflichtungen davonzukommen. Wir geben die gesellschaftspo-litischen Themen aus der Hand und lassen Firmen darüber entscheiden – wollen wir das? Hausbichler nimmt sich nicht nur die Schönheitsindustrie vor. Auch das Thema Netzfemi-nismus wird diskutiert. Dabei betont sie zwar die Erfolge durch Kampagnen wie Metoo, macht aber auch deutlich: Soziale Medien funktionieren nach einer undemokratischen Lo-gik. Und das wirkt sich automatisch auf unseren Aktivismus dort aus, ob wir es wollen oder nicht. Das Hashtag wurde erfolgreich, als ihn eine weiße Frau nutzte, verlief aber einige Jah-re vorher im Sand, als er via Myspace von einer Schwarzen Frau initiiert wurde. Soziale Medien, wie sie aktuell existieren, sind zutiefst kapitalistisch, sie bombardieren uns mit Werbung und verkaufen unsere Daten und unsere Zeit, die wir auf den Plattformen verbrin-gen. Das nicht zu reflektieren, sei gefährlich: „Wenn die Präsenz von politischen Inhalten davon abhängig wird, ob sie in sozialen Medien viele Interaktionen generieren können, dann wird deren Sichtbarkeit wiederum von Tech-Riesen wie Facebook und Google abhängig.“ (S. 171) Auf etwas über 200 Seiten diskutiert die Autorin Themen wie Body Positivity und Karriere-feminismus, argumentiert auf Basis gründlicher Recherche und feministischer Theorie(n), zeigt differenziert die vielen Fallstricke warenförmiger „Feminismen“ auf und hat damit ein Buch geschrieben, das ich euch wirklich nur wärmstens ans Herz legen kann. Das gilt vor allem, da einige materialistisch und systemkritisch ausgerichtete Feminist*innen das Thema Transidentität ausblenden und viele queerfeministische Positionen im aktuellen Diskurs sehr stark individualistisch geprägt sind. Das ist hier beides nicht der Fall. Hausbichler legt den Finger in viele Wunden, aber es sind Wunden, die „wir“ Feminist*innen viel stärker in den Blick nehmen müssen, als wir es momentan tun.

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Sachstandsbereicht: Feminismus! Verkauft sich das Label Feminismus nicht einfach besser, wenn man dazu noch sehr hip und maximal trendy ist? Ein umfassender Bericht, was aus dem einstigen Feminismus übrig geblieben ist und wer wirklich daran glaubt. Ich denke hierzu gibt es auch bald einen weiteren Titel. "Das große Pride- Geschäft"

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