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SPECIAL zu Sabine Thiesler

Trailer zum Buch

Die Schönheit des Todesengels

Rezension von Bianca Reineke

Hauchdünn ist die Grenze, die den gesunden Menschenverstand vom schieren Wahnsinn trennt, und es bedarf oft nur eines winzigen Schritts, der einen Menschen endgültig in den tiefschwarzen Abgrund mörderischen Irrsinns stürzen lässt. Nicht immer wird offenbar, wenn diese Grenze bereits überschritten ist und mit tödlichem Eifer ein Plan geschmiedet wird, der jedem, der noch bei Sinnen ist, das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Schleichender Wahnsinn
In dem fulminanten Roman „Die Totengräberin“ zeichnet die bekannte und erfolgreiche Schriftstellerin Sabine Thiesler, Jahrgang 1957, die sich als Schauspielerin, Kabarettistin und Drehbuchautorin einen Namen gemacht hat, den langsamen aber sicheren Abstieg einer ebenso schönen wie klugen Frau in den Wahnsinn nach. Erschreckend realitätsnah, erstaunlich nachvollziehbar und grauenhaft akribisch beschreibt sie das Seelenleben von Magda Tillmann, die wegen des Seitensprungs ihres abgöttisch geliebten Ehemanns zur eiskalten Mörderin wird.

Magda, in deren Leben es bisher an nichts zu fehlen schien, beschließt nach vielen Tränen und quälenden Suizidgedanken, ihrer Ehe ein Ende zu setzen. Dabei denkt sie allerdings nicht an Scheidung, sondern beschließt, ihren untreuen Ehemann Johannes zu ermorden. Ihr eiskalt kalkulierter, raffinierter Mordplan lässt den Leser vor Schreck erbeben und lässt ihn erahnen, zu welchen weiteren Taten diese Frau fähig ist.

Ein tödlicher Plan
Magda war alleine zum Ferienhaus in der Toskana vorausgefahren, während Johannes noch in Berlin bei seiner Geliebten war. Nach seiner Ankunft in der Toskana vergiftet sie ihn und verscharrt ihn anschließend sorgfältig im Gemüsebeet. Dann meldet sie Johannes als vermisst, legt falsche Spuren, die sein Verbleiben in Rom vermuten lassen und spielt vor Freunden und den Dorfbewohnern überzeugend die überaus besorgte Ehefrau, die mit dem Schlimmsten rechnen muss.

Erst als Lukas, Johannes´ Bruder, in der Toskana auftaucht, beginnt Magdas Fassade zu bröckeln und ihre grauenhafte Tat droht, ans Tageslicht zu gelangen. Erst allmählich erkennt der Leser, dass die Frau eine gefährliche Psychopathin ist, deren ureigene, von einschneidenden Erlebnissen geprägte Biographie ihr den Weg hin zur Mörderin geebnet hat. Lukas, der seit langem unsterblich in Magda verliebt ist, ignoriert alle Ungereimtheiten und übersieht bewusst jeden Hinweis auf Magdas Tat, weil er es genießt, dass Magda so verletzlich und anschmiegsam wie nie ist und erstmals auf seine Annäherungsversuche zu reagieren scheint.

Blind vor Liebe
Auf einem gemeinsamen Trip nach Rom, bei dem die beiden Johannes suchen wollen, offenbart sich endgültig Magdas gestörter Geisteszustand: Sie erkennt in Lukas ihren Ehemann und will von nun an ihr Leben mit ihm verbringen. Der verwirrte Lukas spielt die Rolle seines Bruders anfangs mit Unwillen, findet aber letztlich doch Gefallen an der hingebungsvollen Liebe Magdas und lässt sich auf das böse Spiel ein. Doch als er Briefe Magdas an ihren Sohn Thorben findet und ihm Fotos einer verwesenden Leiche zugesandt werden, erkennt er, in welch tödlichem Netz er sich verstrickt hat …

Als Johannes´ verschmähte Geliebte Carolina aus Berlin in die Toskana reist und sich der schmierige und geldgierige Literatur- und Theaterkritiker Stefano Topo in Magdas und Lukas´ Leben mischt, überschlagen sich die Ereignisse. Die tödliche Spirale beginnt sich immer schneller zu drehen, und noch mehr Menschen finden den Tod …

Ein Meisterwerk
Sabine Thiesler hat mit „Die Totengräberin“ ein wahres Meisterwerk geschaffen, das sich hinter den psychologisch ausgefeilten Romanen einer Barbara Vine oder Patricia Highsmith nicht verstecken muss. Ihre überzeugend gezeichneten Protagonisten agieren in einem komplexen, aber vollkommen nachvollziehbaren Beziehungsgeflecht voller Missverständnisse und Gefühlschaos, in einem Gewirr aus Liebe, Hass und Sehnsucht, das derart eng gewirkt ist, dass nur Mord diesen Knoten zu sprengen vermag.

Nur langsam erschließen sich dem Leser die Biografien der Handelnden, und erst am Ende wird erkennbar, woher die verzehrende Wut, der tiefe Hass und die zerstörerische Liebe rühren, die die Handlung dieses spannenden Thrillers dynamisch vorantreiben.

Ein Buch mit psychologischem Tiefgang, das einen verstörenden Blick in die schwärzesten Nächte der menschlichen Seele ermöglicht - voller Sogkraft, Abscheu und Faszination zugleich. Mit Bestimmtheit einer der besten Kriminalromane des Jahres!

Bianca Reineke
Cuxhaven, Januar 2009


Die Totengräberin

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