Der wandernde Turm - Bücher für Weihnachten...
Von:
EricaSta
03.12.2017
„Peter und der Wolf“ ist ein musikalisches Märchen entstanden
im Jahr 1936. Der Komponist Sergej Prokofjew hatte das Stück für das
Moskauer Kindertheater komponiert und ist weltberühmt und beliebt.
_____ Peter und der Wolf ist übrigens zu YouTube verlinkt _____
There are still so many beautiful things
to be said in C Major.
Sergei Sergejewitsch Prokofjew
Major ist im Englischen leider doppelt belegt, was immer wieder zu
Missverständnissen führt. Einerseits bedeutet es nämlich einfach
Dur, also z.B. C major, G major; andererseits bezeichnet man damit
in Akkorden eine große Septime, z.B. Cmaj7 (C-Dur Akkord mit
großer Septime) oder DmMaj7 (D-Moll Akkord mit großer Septime).
Doch diesmal dreht es sich um seine Literatur und nicht um die Musik!
Der wandernde Turm.
Der Autor.
Sergej Prokofieff (Prokofjew)
zählt zu den bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts und wurde
am 23. April 1891 in Sonzowka geboren und starb am 4. März 1953 in Moskau.
Prokofieff studierte am Moskauer Konservatorium. Bei Ausbruch der
Oktoberrevolution floh er aus seiner Heimat. Viele Jahre lang bereiste er die Welt, gab Konzerte und gewann internationalen Ruhm. 1913 reiste er zunächst in den Westen (Frankreich und England) wo er Richard Strauss und Maurice Ravel kennenlernte.
Als er nach seiner Rückkehr sein 2. Klavierkonzert präsentiert, lehnte das Publikum dieses als zu 'futuristisch' ab. 1917 beendete er die Arbeit an seiner 'Symphonie classique', welche ihm internationalen Ruhm brachte.
Nach dem Krieg trat Prokofieff auch in Japan und in den USA als Pianist auf, lebte lange Zeit in Frankreich und kehrte 1934 nach Rußland zurück.
Beinahe 50 Jahre nach dem Tod von Prokofjew verflossen, bis die acht
vollendeten (und drei unvollendeten) Stories erstmals auf Deutsch übersetzt worden waren. Selbst in Russland schienen sie vergessen.
Beim Lesen empfinde ich sofort, dass hier nicht etwa ein Zufallsliterat am Werk war.
Prokofjew hatte sich nämlich ernsthaft im Zeitraum etwa von 1917 bis 1921 Hoffnung auf eine berufliche Zukunft als Literat gewünscht, wie meine Recherche über ihn ergab.
Er publizierte wohl in verschiedenen Zeitschriften. Die Schreiberei bricht jedoch ab, als sich dann erste musikalische Erfolge einstellen, die seine Berufsaussicht vereindeutigten.
Der Erfindungsreichtum seiner Prosa bleibt grandios.
Der Komponist Sergej Prokofjev als begnadeter Erzähler!
Es klingt geradewegs abenteuerlich: In der Wohnung von Sergej Eisensteins
fand der Gitarrist Lucian Plessner in einer vergilbten Zeitschrift Erzählungen
des großen Komponisten Sergej Prokofjev — Eisenstein, der im Übrigen
mit dem russischen Komponisten Sergei Prokofjew für zwei seiner Filme
zusammenarbeitete: Alexander Newski und Iwan der Schreckliche
(Teil I. und Teil II.).
Damit landete Lucian Plessner eine literarische Sensation: Lange war
nicht bekannt, dass der Komponist auch schriftstellerisch kreativ tätig war.
Auf seinen unzähligen Reisen schrieb Prokofjew nämlich immer wieder die eine oder andere dadaistisch-skurrile Geschichte, die die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit unter die Lupe nahm: Da begibt sich u.a. der Eiffelturm in Paris aus Sehnsucht (!) nach dem Turm der Türme auf Wanderschaft nach Babylon.
Weiterhin: Ein eitler Offizier und ein verliebter Maler wetteifern um eine Frau und legen sich dafür mit Schopenhauer an, oder etwa der Ingenieur, der seine Frau verliert und danach den Verstand...
In seinem erzählerischen Werk, das hier im Buch vollständig vorliegt, spiegeln sich deutlich Prokofjews Vorliebe für Märchenhaftes, wie wir es aus seiner Musik kennen und lieben. Auch Zeiteinflüsse — wie erwähnt — Dada und Surrealismus spielen dabei eine große Rolle.
Zu spüren ist weiterhin auch die typisch russische Erzählkunst eines
Dostojewski, eines Gogol oder auch eines Anton Tschechowas.
Ich genieße die Geschichten... und deren Beschreibung, die chronologisch
dazu im Buch geboten sind.
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