Eckdaten zum Buch:
Autor/in: Charlie Lovett
Titel: Jane Austens Geheimnis
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Liebesroman mit Krimielementen
Länge: 416 Seiten (im Print)
Thema: Geheimnis um ein antiquarisches Buch, Jane Austen, Liebe
Plot in einem Satz: Jane Austen-Fan und Bücherwurm Sophie Collingwood gerät nicht nur zwischen zwei Männer, sondern auch mitten in die Jagd nach einem geheimnisvollen antiquarischen Buch, für das offenbar jemand bereit ist, über Leichen zu gehen.
Erster Satz: Jane genoss ihre einsamen Spaziergänge sehr, und so war sie weiter gelaufen als beabsichtigt, in Gedanken mehr bei der Geschichte, die sie bald zu schreiben hoffte, als bei dem Buch, das sie vor Kurzem gelesen hatte.
Inhalt: Sophie Collingwood liebt Bücher und vor allem Jane Austen. So lernt sie per Zufall den Amerikaner Eric kennen, der sie mit einer unbedachten Äußerung über Jane-Austen-Fangirls verärgert, sie aber trotzdem aus der Ruhe bringt und zu interessieren beginnt. Gleichzeitig ereignet sich ein tragischer Todesfall in Sophies Familie. Ihr geliebter Onkel und Mentor stürzt auf der Treppe und stirbt. Da Sophie seine Wohnung erbt, zieht sie nach London und ergattert durch einen Geschäftsfreund ihres Onkels einen Job in einem Antiquariat. Doch als plötzlich mehrere Leute auftauchen, die ein bestimmtes, völlig uninteressant scheinendes Buch aus dem 18. Jahrhundert suchen, wird Sophie stutzig. Ein ungutes Bauchgefühl wird immer mehr zum konkreten Verdacht: wurde ihr Onkel die Treppe hinuntergestoßen? Und hat sein Tod etwas mit der Suche nach dem ominösen Buch zu tun? Welche Rolle spielt Eric dabei und welche der attraktive junge Mann, der ebenfalls auf der Suche nach dem Buch ist?
Gleichzeitig wird in Rückblenden die Geschichte von Jane Austen und ihrer Zusammenarbeit mit dem älteren Geistlichen Richard Mansfield erzählt und wie dadurch einige ihrer bekanntesten Werken inspiriert wurden.
Was mir gefallen hat: Ich bin ehrlich gesagt etwas gespalten, aber zunächst mal, was mir gefallen hat: mir gefiel gut, dass der Autor die Geschichte in bekannte Austen-Fakten gekleidet hat, so dass sie tatsächlich so hätte stattfinden können, auch wenn Mr Mansfield, der ältere Herr, mit dem Jane zusammenarbeitet, eine Erfindung des Autors ist. Die Rückblenden fand ich gut gemacht und insgesamt war die Geschichte rund und spannend erzählt. Man konnte als Austen-Fan oft schmunzeln, weil man ahnen konnte, was aus einigen der wiedergegebenen Gedanken später wird. Es war also durchaus unterhaltsam zu lesen und wirkte gut recherchiert.
Was mir nicht gefallen hat: Ich finde es schwer, das zu beschreiben, was mich gestört hat. Ich versuche es mal: vieles kam mir sehr "amerikanisch" vor und erinnerte mich an Filme wie "Austenland". Ich habe gerade nachgeschaut und festgestellt, dass der Autor tatsächlich Amerikaner ist. Ich glaube, es ist einfach, dass Jane Austen hier so als die Ikone überhöht wird, die sie später ist. Schon in den Rückblenden erscheint jede Entscheidung so gewichtig. So als ahnte jeder in Janes Umfeld bereits, welche Bedeutung sie und ihre Werke einmal haben würden. Auch die langen Ausführungen um den "perfekten ersten Satz" passten da hinein. Natürlich hat der erste Satz von Stolz und Vorurteil vor allem dadurch an Bedeutung gewonnen, dass er so oft zitiert wird und so viele ihn kennen. Ob Jane Austen wirklich damals schon dachte, dass ihr erster Satz "perfekt" war bzw. ob sie diesen Anspruch an ihr Werk hegte? Die Vergangenheits-Jane wurde also sehr durch die Brille ihrer heutigen Bedeutung für die Literatur gesehen. Ich hoffe, das ist verständlich so. Mir kam sie nicht immer natürlich vor. Auch die Bücherliebe von Sophie wirkte manchmal ein bisschen plakativ und wie eine Liebe um der Bücher willen. Es wurden typische "Bücherwurm"-Tropen zitiert wie dass sie den Geruch von Staub und altem Papier liebt. Es wurde wenig konkret: also welches Buch sie genau gepackt und interessiert hat und warum und wie und wodurch sie zum Austen-Fan wurde. Da hat mir ein bisschen das Persönliche gefehlt. So wirkte Sophie tatsächlich oft einfach wie das Abziehbild eines Austen-Fangirls und Booknerds. Ebenso wirkte Eric auf mich etwas krampfhaft auf Darcy getrimmt. Warum sie sich erst anzicken und sich dann doch irgendwie ganz toll finden, konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Langer Rede kurzer Sinn: ich fand einiges etwas konstruiert und steif und auch die Auflösung war relativ offensichtlich. Trotz der erst einmal massiv wirkenden Kritik kann ich sagen, dass mich das Buch gut unterhalten hat und es sich locker weglesen ließ.
Wem würde ich das Buch empfehlen? Wenn man nicht nach super tiefschürfendem Anspruch sucht, sondern einfach etwas Nettes mit Austen-Bezug lesen möchte, ist man hier gut beraten. Es gibt ein bisschen Romantik, etwas Spannung, interessante Einsichten ins Antiquariat und eine gut konstruierte Rahmengeschichte um die Entstehung einiger Austen-Werke, die wirklich intelligent gemacht ist. Das Buch hatte für mich seine Schwächen, aber wenn man sich darauf einlässt, ist es wirklich unterhaltsam zu lesen.
Ich würde 3,5 Sterne geben, aufgerundet also 4 Sterne und eine Leseempfehlung.