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Rezension zu
Die Geschichtensammlerin

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Geschichte über die Kraft der Geschichten und der Worte

Von: Büchertante am Meer
19.05.2020

"Mir einen neuen Schluss auszudenken gab mir das Gefühl von Macht - in einer Welt, in der ich sonst so gut wie machtlos war. Es verschaffte mir Gewicht in Dingen, bei denen ich normalerweise nicht einmal gefragt wurde. Nur konnte ich leider mein eigenes Leben nicht auf die gleiche Weise umschreiben." Ileana lebt im Rumänien des totalitären Ceaușescu-Regimes, in dem sich die Konflikte und Proteste der Gesellschaft immer weiter zuspitzen, weshalb die Securitate immer härter durchgreift. So ist es nur verständlich, dass Ileana sich in ihre Geschichten flüchtet und ihre Freiheitsgedanken durch ihre Figuren leben lässt. Doch auch diese Geschichten bringen sie in Gefahr, denn Ileanas Familie steht ohnehin schon im Visier der allgegenwärtigen Spitzel. So kommt es dass sich Ileana in dem entlegenen Bergdorf verstecken muss, aus dem ihre Mutter stammt, bei den Großeltern, die sie noch nie in ihrem Leben getroffen hat. In den Bergen sind die Geschichtentradition und der Glaube an Magie noch lebendig, genau der richtige Ort für eine Geschichtenerzählerin. Trotzdem gibt es auch hier Dinge, die nicht gesagt werden dürfen, und auch die Revolution findet ihren Weg in das abgeschiedene Dorf... "Geschichten sind gefährlich. Und sobald sie einmal erzählt sind, gehen sie nie wieder weg." "Die Geschichtensammlerin" ist eine spannende, bewegende Geschichte über ein Mädchen, das sich in schwierigen Zeiten zurechtfinden und sich neuen Menschen öffnen muss. Besonders gelungen ist die Charakterisierung der verschiedenen Figuren, die Beschreibung ihrer Eigenheiten und ihrer Beziehungen untereinander und zu Ileana. Der Wechsel in Ileanas Erzählstimme, von klassischem Erzählton zu moderner Jugendsprache, hat mich zum Teil etwas aus der Geschichte herausgerissen. Andererseits ist das natürlich das Talent einer echten Geschichtenerzählerin, und immerhin ist sie ein junges Mädchen. Zudem lässt die Altertümlichkeit des Lebens im Bergdorf und die allgemeine Versorgungsnotlage des Landes leicht vergessen, dass die Geschichte im Jahr 1989 spielt. Der interessanteste Gedanke des Buches ist für mich der, dass eine Geschichte sich stetig verändert, mit jeder Erzählung, mit den Umständen unter denen sie erzählt wird, und je nachdem von wem sie an wen weitergegeben wird. "Aber allein meine Mutter zeigte mir, dass sich die "Wahrheit" irgendwann (nach der x-ten Wiederholung) nicht mehr wie ein einzelner Faden aus dem Gewebe einer Geschichte ziehen lässt."

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