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Rezension zu
Das Land der Anderen

Ein fulminantes, zeitgeschichtliches Porträt über das Marokko der 50er Jahre

Von: HistoryCat
08.06.2021

… ist der Titel des gross gefeirten Romans von Leïla Slimani. Auf knapp 400 Seiten wird eine Familiengeschichte geschildert, die auf der Biografie der Großeltern der Autorin basiert. Als Leserin habe ich mich während der Lektüre gefragt, wer nun die „Anderen“ sind, welche im Titel auftauchen. Man begleitet das frischverheiratete und ungewöhnliche Paar Amine und Mathilde. Er, ein ehemaliger Soldat und sie, eine lebenshungrige Französin, die der Krieg ausgedorrt hat, auf dem Weg in ihr neues Leben in Nordafrika, in Marokko. Mathilde, die sich als junge Frau unsterblich in Amine verliebt hat, stößt in diesem fremden Land schnell an ihre Grenzen, was Kultur, Gebräuche und den Umgang miteinander angeht. Auch das, meiner Meinung nach, schwere Los der Frauen wird in dem Buch umfassend thematisiert. Doch dazu später. Mathildes Mann Amine möchte das ihm überlassene Grundstück landwirtschaftlich nutzen und vertieft sich bald in Studien und Ausgaben, die der jungen Familie jedoch fehlen. Minutiös schildert Leïla Slimani das Leben des einfachen Dorfvolkes, die Sorgen und Nöte und das teilweise rückständige Denken der Bevölkerung. Über all dem schwebt dauerhaft eine politische Gewitterwolke, denn die Kluft zwischen den Einheimischen und den Franzosen, den Besatzern, war selten so groß und schon bald folgen erste blutige Aufstände, die auch vor der kleinen Familie von Mathilde und Amine nicht Halt machen … . Dieses Buch bietet dem Leser viel. Eine spannende Familiengeschichte, einen Exkurs in das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Nordafrika, wobei mich besonders die Situation der Frauen schockiert hat (unmündig, Lustobjekt und den Launen und Gewalt der Männer unterworfen) sowie die ständig über einem schwebende Frage: sind die „Anderen“ die Marokkaner, die teilweise fremd im eigenen Land durch die neuen französischen Siedler werden oder sind es die Franzosen, die mit ihrer mode de vie so gar nicht in dieses Land passen und so die Bevölkerung spalten und ihr Land bebauen. Ein lesenswerter Roman!

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