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Rezension zu
Diebe des Lichts

Bildgewaltiger, detaillierter, gut recherchierter historischer Roman über die Malerei um das Jahr 1600

Von: ulysses
25.10.2021

Sander van der Molen muss als Kind zusammen mit seinem kleinen Bruder Hugo mit ansehen, wie ihr Vater in einem Dorf in den Niederlanden von einem spanischen Kommandanten erhängt wird, da er Rebellen versteckt hat. Anschließend kommen ihre Mutter und Geschwister in den Flammen um. Nach ihrer Flucht aus dem Heimatdorf wird Sander letztlich von Meister Gillis als Blumenmaler ausgebildet und Hugo lernt die dafür benötigten Farben zu mischen. Von Flandern gelangen Sander und Hugo nach Paris, dann nach Lyon und über Stationen in Bologna und Venedig schließlich nach Rom. Dort findet Sander, der sich nun Alessandro della Molina nennt, Arbeit in der Werkstatt von Meister Virgilio. Da Virgilio zu viel Wein trinkt und lieber mit seinen jungen Freunden durch die Stadt zieht statt seine Zeit in der Werkstatt zu verbringen, obliegt die Leitung dieser Werkstatts Virgilios begabter Tochter Diana. Sander verliebt sich in die ebenso schöne wie begnadete Malerin Diana. Doch kann diese Liebe eine Zukunft haben, wo Dianas unnachgiebiger Vater Virgilio ganz andere Pläne für sie hat? Abgesehen von einem Prolog, der in den Niederlanden des Jahres 1572 angesiedelt ist, sind die Diebe des Lichts in drei Teile untergliedert. Diese decken den Zeitraum von 1599 bis 1601 im Leben von Sander ab und beginnen in Rom, um dann in Neapel und Palermo fortgeführt zu werden. Was Sander in den Jahren von 1572 bis 1599 widerfahren ist, wird im weiteren Verlauf dieses historischen Romans von Philipp Blom nach und nach in Erinnerungen sowie in Rückblicken erzählt. Gut gefallen hat mir die Länge der recht kurz gehaltenen Kapitel, die stets passende und zudem interessante Überschriften - wie etwa "Heilige und Fischköpfe", "Die schwarze Hexe", "Der gute Kardinal" – tragen. Abwechslungsreich erzählt Philipp Blom aus wechselnden Perspektiven, wobei die Ereignisse eines einzigen Kapitels aus mehr als einer Sicht geschildert sein können. Gekonnt wechselt der Autor dabei zwischen grundverschiedenen Sichtweisen, die neben den Gedankengängen seines Protagonisten Sander, etwa auch die seines Bruders Hugo, von Meister Virgilio, seiner Tochter Diana und anderen erst im weiteren Verlauf der Diebe des Lichts auftretenden Charakteren umfassen. Besonders gelungen finde ich die Beschreibung der Dämonen, die Sander seit den traumatischen Erlebnissen seiner Kindheit verfolgen. Dass Philipp Blom seinem Protagonisten diese Ecken und Kanten erlaubt, die dessen Charakterisierung authentischer und glaubwürdiger werden lassen, finde ich mutig. Ebenso hat mir zugesagt, dass Kapitel aus Sicht der Antagonisten dieses Romans geschildert werden, da deren Handeln dadurch nachvollziehbarer wird und denen der Autor so auch eine gewisse Komplexität und Vielschichtigkeit zugesteht. An den Dieben des Lichts haben mich neben dem flüssigen Schreibstil von Philipp Blom besonders dessen atmosphärische, detaillierte, gut recherchierte Beschreibungen überzeugt, die etwa in der Schilderung der Arbeit von Malern in einer Werkstatt samt der Herstellung der für Ölbilder oder Fresken benötigten Farben oder auch des Treibens auf einem Markt das Rom bzw. Neapel um das Jahr 1600 lebendig werden lassen. Auch hat mich dieser historische Roman mit Wendungen überrascht, die ich so nicht erwartet habe, was dessen Lesevergnügen für mich noch kurzweiliger gestaltet hat. Zudem habe ich dessen Ende als ebenso schlüssig wie stimmig empfunden. Leider hat mir aber ein Personenverzeichnis gefehlt. Dabei hätte ich als praktisch empfunden, wenn dieses über die Information verfügt hätte, welche der in diesem Roman auftretenden Figuren - wie etwa Giordano Bruno - tatsächlich belegte historische Persönlichkeiten gewesen sind. Zudem hätten die Diebe des Lichts für mich gut und gerne hundert Seiten länger sein können, da ich etwa gerne mehr Einblick in die Gedankenwelt von Sanders Bruder Hugo erhalten hätte. Auch hätte mich Sanders und Hugos Vergangenheit in Paris, Lyon oder auch Bologna interessiert.

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