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Rezension zu
Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Lebens- und Leidensweg eines Hazara

Von: iGirl
25.10.2021

Die Fortsetzung der Geschichte um Enaiat ist eine von vielen Geschichten, die so oder ähnlich von vielen Afghanen erlebt werden. Es ist ein einziger Leidensweg der Geflüchteten, die um ihre Familien bangen und sich mühen diese zu unterstützen und doch so wenig tun können, um den Verbliebenen vor Ort zu helfen und vor der Willkür einer unfähigen, von der Welt gestützten, Regierung bzw. aktuell wieder einmal vor den Taliban zu schützen. Die Willkür in den pakistanischen, iranischen oder afghanischen Botschaften und Konsulaten mit ihren unerträglichen Beamten ist unbeschreiblich und wird dennoch geduldet. Auch das Abkassieren der Afghanen durch die pakistanischen bzw. iranischen Grenzbeamten, die Polizei oder einfach den Taxifahrern, Vermietern, Arbeitgebern ist weithin bekannt, auch unseren Politikern, und dennoch ist es allen wurscht....ganz zu schweigen von der jahrzehntelangen Unterstützung Pakistans für die Taliban. Stattdessen gehen jährlich erkleckliche Summen (über 2 Mrd. $) z. B. nach Pakistan um diese Unsäglichkeiten fortzusetzen. Das alles, wie bereits so oft gehört, wiederum in dem Buch zu lesen verringert meine Wut darüber nicht gerade! Ich spreche (als Pädagogin) oft mit 'meinen' Afghanen, die in Deutschland als Geflüchtete leben und seit vielen Jahren darauf warten einen Aufenthaltstitel zu erhalten, der es ihnen ermöglicht ein Leben aufzubauen, ihre Frau/Familie nachzuholen und als 'vollwertige' Bürger anerkannt zu werden. Dabei sehe ich in ihren Augen die tiefe Traurigkeit und Verzweiflung, die sie manchmal auch in Worte fassen können. Meist kann ich dann nur noch weg sehen. Leider vermisse ich diese Gefühle, die in dem Buch nicht genügend zum Ausdruck kommen. Es ist leider etwas zu distanziert geschrieben, eher erzählend und unbeteiligt wirkend, was dem Leid der Menschen und im vorliegenden Fall dem Leid Enaiats eigentlich nicht gerecht werden kann. Allerdings ist er auch schon als Kind von der Familie getrennt worden und konnte sich über seine Förderer und ein Studium in der italienischen Gesellschaft etablieren. Was mich für ihn total freut. Leider ist das vielen Afghanen hier in Deutschland nicht vergönnt. Deutschland hatte Afghanistan als sicheres Land klassifiziert und dadurch den Zugang zu Sprachkursen und Förderung viele Jahre erfolgreich verhindert oder zumindest erschwert. Gleichzeitig gingen viele Millionen Euro an den Präsidenten, der ja nun in in einer schönen Villa in Qatar lebt. Zurück bleibt das Leid um die Menschen in Afghanistan. Mein Fazit: das Buch ist einfach geschrieben, insgesamt nicht schlecht erzählt, bildet aber meiner Meinung nach, durch die distanzierte Schreibweise, das tatsächliche Leid der vielen afghanischen Geflüchteten und ihrer Familien nur teilweise ab. Daher vergebe ich nur 4 Sterne.

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