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Rezension zu
Aufruhr der Meerestiere

Invasive Arten

Von: tausendmund
19.09.2022

#bücherliebesbriefe Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich dich ausgelesen habe. Es fällt mir nicht leicht, dich in kurzen Sätzen auf den Punkt zu bringen, aber die Themen, die du verhandelst, schwirren mir dann doch die ganze Zeit im Kopf umher. Du bist komplex, bist verschachtelt. Und zutiefst feministisch. Die inhaltliche Fülle, die du anbietest, wird wohl so manches Mal kritisiert – ich sehe darin eine große Stärke. Diese deine Geschichte um Meeresbiologin Luise, eine Expertin auf dem Gebiet der lumineszierenden Rippenquallenart mit dem Namen Meerwalnuss, ist nicht nur eine simple Analogie zwischen Mensch und Tier, nein, sie stellt die für uns essenziellen Fragen in den Raum: Fragen nach Zugehörigkeit, nach Anpassung, nach Grenzen und den Mechanismen ihrer Etablierung. Die Rückkehr in ihre Heimatstadt Graz zwingt Luise dazu, sich mit ihrer Vergangenheit, wie auch ihrer Zukunft auseinanderzusetzen. Über ihr Ist, wie auch über ihr Soll nachzusinnen. Dass das nicht immer leicht ist und häufig in diffusen Assoziationen mündet, spiegelst du mit deiner sehr besonderen Sprache. Marie Gamillscheg ist eine scharfsinnige Beobachterin menschlichen Verhaltens und schafft es, bestehende Machtverhältnisse und das Ausfechten um Deutungshoheit gekonnt in Szene zu setzen. So bist du nicht zuletzt auch ein sehr politisches Buch, das mich anregt, mit den eigenen Positionen und Überzeugungen kritisch auseinanderzusetzen. Die Meerwalnuss wird als invasive Art bezeichnet – ihr wird damit vorgeworfen, in für sie nicht vorgesehene Lebensräume einzudringen und Schaden zu verursachen. Aber wer bestimmt eigentlich darüber, wer als invasiv zu gelten hat? „Stell dir vor, sagte das andere Mädchen, alle Menschen auf der Flucht. Wenn das Wasser kommt, wird es keine Grenzen mehr geben, und bald wird niemand mehr sagen können, zu welchem Land jemand gehört. Alles, was einen noch ausmacht, ist Wasser. Alles ist Wasser.“ (S. 189)

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