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Rezension zu
Der letzte Auftrag

Drei Bücher, drei Umbrüche

Von: der Michi
04.04.2024

Die Entscheidung, die Trilogie nicht durchgängig fortlaufend zu erzählen sondern zwischen den Bänden etwa eineinhalb Jahrzehnte zu überspringen hält das Interesse wach und zeigt, wie sich große Ereignisse auf Menschen an den unterschiedlichsten Stellen der Gesellschaft auswirken. Neben dem Reigen der Geheimdienste im Osten und Westen bringt Titus Müller immer wieder auch die Perspektive einfacher Leute zur Sprache, die unter die Räder des Realsozialismus' geraten, sich aber dennoch ihren Eigensinn nicht nehmen lassen. Theoretisch bräuchte es die Handlungsstränge um (Ex-)Agenten und politische Entscheidungsträger gar nicht, denn schon Annis Verwicklung in die Geschehnisse und rund um das Ende der DDR ist ein Thriller für sich. Dabei lernt der Leser sogar noch weniger Bekanntes, etwa dass die Protagonisten des demokratischen Umbruchs vor den großen Protesten sogar mit Klagen und offiziellen Beschwerden gegen die allzu eindeutigen Wahlergebnisse der SED vorzugehen versuchten. Misstrauen und Repression sind die Antwort, sodass selbst in den verschworenen Gruppen der Friedenskreise kaum noch einer dem anderen über den Weg traut. Für Fans der ersten beiden Bände ist es ein schöner Bonus, dass Ria letztlich doch noch auftaucht und neben ihrem weiteren Schicksal auch enthüllt wird, was es mit dem titelgebenden "letzten Auftrag" auf sich hat. Am spannendsten dürfte neben der Haupthandlung aber die Mission des jungen Waldmir Putin sein, der um die Wendezeit tatsächlich als KGB-Agent in Dresden tätig war. Ob beabsichtigt oder nicht - sein großteils historisch verbürgtes Verhalten erklärt manche spätere Entwicklung und wie er seine Macht durch Kontrolle und ein verschworenes Netzwerk langjähriger Mitstreiter festigen konnte. Ein würdiger Abschluss also und eine Gelegenheit, durch die drei Bände quasi die komplette deutsch-deutsche Geschichte zu erleben - von unten ebenso wie auf der Ebene der Mächtigen. Wie so oft sind die knapp vierhundert Seiten zu kurz, um allem gerecht zu werden, sodass manches erst in den Nachbemerkungen zum historischen Rahmen geklärt wird und alte Bekannte wie Stasiagentin Marga Dierks zu kurz kommen. Umso beeindruckender, wie viele verschiedene Aspekte der Wendezeit der Autor aufgreift und zu einer ebenso schlüssigen wie spannenden Geschichte verwebt. Bonusmaterial: Landkarte im Vorsatz, historische Nachbemerkungen, Literaturverzeichnis

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