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Rezension zu
Das Zimmer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Leben im Großraumbüro

Von: Inas Bücherkiste
05.08.2016

Björn ist die Hauptfigur im Roman Das Zimmer des schwedischen Autors Jonas Karlsson und ein Mensch, der von seinem Arbeitsverhalten restlos überzeugt ist. Er sieht sich als cleveren Mitarbeiter, zu dem die Kollegen aufschauen sollten. Tun sie es nicht, liegt das nur an ihnen. So war es auch mit seinem letzten Job gewesen: Björn hatte sich ständig unterfordert gefühlt und sich nicht immer mit den Kollegen gut verstanden. Eines Tages hatte ihm sein ehemaliger Chef nahegelegt, an seiner Karriere zu arbeiten und etwas aus sich zu machen. Das leuchtete Björn ein. Er wechselte ohne Komplikationen zu einer neuen und sehr großen Behörde in Stockholm. Wäre man böswillig, könnte man Björn als einen "Wanderpokal" bezeichnen. Kollegialität? Was soll das sein? Wer braucht das? Björn stellt an seinem neuen Arbeitsplatz fest, dass er im Vergleich zu seinem alten mit einigen Verschlechterungen leben muss. Das trübt jedoch nicht seinen Optimismus. Wie gewohnt teilt er sich seine Arbeitszeit in ein festes Schema ein, das er strikt einhält: Nach 55 Minuten konzentrierter Arbeit folgen fünf Minuten Pause, in denen auch der Toilettengang erledigt werden muss. Er arbeitet sich intensiv in seine neuen Aufgaben ein und nutzt dafür sogar das Wochenende. Björn möchte sich möglichst schnell einen Vorsprung verschaffen, der ihn aus der Masse der Kollegen positiv heraushebt. Sein Ziel ist es, irgendwann zur Führungsebene dieser Behörde zu gehören. Björn beginnt sofort, sein neues Umfeld zu analysieren und bei jedem Menschen dessen Stärken und Schwächen herauszufinden. Echte Sympathien kann er für keinen der 22 Kollegen aufbringen, die mit ihm in der Abteilung zusammenarbeiten. Selbstverständlich fragt er auf der Suche nach Kopierpapier auch niemanden danach, wo es normalerweise aufbewahrt wird, sondern streift selbst auf der Etage herum. Dabei öffnet er zufällig die Tür zu einem kleinen Zimmer, das wie ein Büro eingerichtet ist und sich neben der Altpapiertonne und dem Fahrstuhl und hinter den Toiletten befindet. Der Raum ist akkurat aufgeräumt und staubfrei, alles ist genau an seinem Platz. Björn hat das deutliche Gefühl, dass dieses Büro auf jemanden wartet. Auf ihn. Björn ist ohne Frage ein Kollege, wie ihn sich niemand selbst freiwillig aussuchen würde. Er ist über alle Maßen von seiner Großartigkeit überzeugt und der Meinung, dass ihm niemand ernsthaft das Wasser reichen kann. Es bleibt ihm unbegreiflich, dass es anderen Menschen so schwer fällt, sein Genie zu erkennen. Eine Weihnachtsfeier, die die Kollegen als willkommene Abwechslung vom Arbeitsalltag betrachten, ist für ihn nur albernes Getue, das unnötig Zeit kostet. Ob sein Verhalten krankhaft oder er einfach nur eine Nervensäge ist, lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen. Im Klappentext wird davon gesprochen, dass sich der Autor „mit der Konformität in der modernen Arbeitswelt“ beschäftigt. Das, was Jonas Karlsson in Das Zimmer beschreibt, hat allerdings weniger mit Anpassung und Gleichheit, als vielmehr damit zu tun, dass die Hauptperson Björn eine ausgewachsene Klatsche hat. Das Buch hat mich leider nicht überzeugt und ich habe mich gefragt, wo ich während meiner eigenen Jahre in verschiedenen Behörden war, dass ich nichts von dem, was Karlsson hier beschrieben hat, wiedererkannt habe.

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