Mit "Ashland & Vine" hat John Burnside ein beeindruckendes Stück Literatur geschaffen.
Nach dem Tod ihres Vaters driftet die Filmstudentin Kate halt- und antriebslos durchs Leben. Als sie für das Projekt ihres Liebhabers an die Tür von Jean Culver klopft, ahnt sie nicht, dass diese ihr Leben von Grund auf verändern wird.
Der Pakt, den die alte Dame ihr anbietet, ist simpel: Ihre Lebensgeschichte im Tausch dafür, dass Kate bis zum nächsten Treffen keinen Tropfen Alkohol anrührt.
Was wie eine moderne Scheherezade anmutet, dient als Prämisse für einen generationenumspannenden, meisterhaft verwobenen Roman.
Jeans Geschichte ist zugleich ein Gemälde amerikanischer Zeitgeschichte, ein philosophischer Einblick in das Seelenleben und die Ideologien der Figuren und das berührende Schicksal einer Frau, die ihren Lebensweg entgegen Konvention und äußerer Erwartungen gegangen ist.
Stück für Stück realisiert Kate, dass der Umgang mit Geschichte - der eigenen, persönlichen, der des Landes, der eigenen Familie, wichtiger Teil der eigenen Identität sind.
Es ist eine Geschichte, die fast schon märchenhaft, ruhig und klar wie ein Wintermorgen tief im Wald die Leserin in das Leben der Protagonisten eintauchen lässt und mit einer Sprache voll lyrischer Schönheit, Anmut und Präzision verzaubert.
Vielschichtig, eindringlich, bewegend - eine unbedingte Leseempfehlung!