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Rezensionen zu
Kleine große Schritte

Jodi Picoult

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Jodie Picoult gehört bereits seit Jahrzehnten zu meinen Lieblingsautorinnen. Ihre letzten Romane konnten mich allerdings nicht mehr ganz so überzeugen, wie etwa meine Lieblingsromane "19 Minuten" und "Beim Leben meiner Schwester". Mit "Kleine große Schritte" hat fast zu ihrer alten Form zurückgefunden, auch wenn ich dafür keine 5, sondern 4 Sterne vergeben kann. Dafür hat mir doch noch einiges gefehlt... Bei ihrem neuen Roman hat Picoult teilweise wieder zu altbewährtem gegriffen: Ein kontroverses Thema, das selten von anderen Autoren aufgegriffen wird. Teilweise deshalb, weil es hier um Rassismus in kleinen und großen Dosen geht und dieser doch immer wieder in Büchern verwendet wird. So haben wir diesmal also keine Thematik wie Organspende, Glasknochenkrankheit oder Amoklauf, sondern ein seit Ewigkeiten andauerndes Problem: Rassismus. Zu diesem Thema hatte ich dieses Jahr schon das Jugendbuch "The Hate U Give" gelesen, das aber nicht vergleichbar ist, weil es ein anderes Zielpublikum anspricht und auch die Sprache dementsprechend angepasst ist. Wer Jodie Picoult kennt, der weiß, dass sie sich gerne schwierigen Themen annimmt und diese aus verschiedenen Blickwinkel beschreibt. Auch diesmal legt die Autorin sehr viel Wert auf ihre Charakterbeschreibungen und lässt uns in die Köpfe ihrer sehr unterschiedlichen Figuren blicken. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Ruth, Kennedy und Turk in der Ich-Form erzählt. Zuerst begegnen wir Ruth Jefferson. Sie ist Mitte Vierzig, Witwe, Mutter eines 16-jährigen Sohnes und arbeitet als Hebamme und Säuglingsschwester. Sie liebt ihren Beruf, in dem sie auch sehr gut ist. Nicht umsonst ist sie die einzige farbige Schwester im Mercy West Haven Hospital. Bis zu ihrem Aufeinandertreffen mit dem Ehepaar Bauer hatte sie keine offensichtlichen Probleme wegen ihrer Hautfarbe. Doch die Bauers untersagen ihr deswegen jeglichen Kontakt zu ihrem Baby. Als der kleine Davis nach einem harmlosen Eingriff plötzlich Atemnot bekommt, ist Ruth die Einzige auf der Station, da ihre Kolleginnen zu einer Not-OP gerufen wurden. Soll sie sich der Anweisung beugen und sich wirklich von Davis fernhalten oder soll sie eingreifen? Ruth gerät in einen Gewissenskonflikt. Als das Baby stirbt, schiebt das Krankenhaus die alleinige Verantwortung auf Ruth, die des Mordes angeklagt wird. Mir tat Ruth leid, aber ich konnte nicht immer ihre Gedanken nachvollziehen und auch keine wirkliche Nähe zu ihr aufbauen. Es blieb eine Distanz, dessen Ursprung ich nicht genau benennen kann. Ähnlich erging es mir bei Kennedy, ihre Pflichtverteidigerin. Diese ist eine priviligierte weiße Frau, die sich selbst nicht als rassistisch beschreibt. Durch diesen Fall erfährt sie allerdings einen Wandel, der auch bei ihr Umdenken hervorbringt. Doch auch bei ihr spürte ich eine Distanz beim Lesen. Einzig bei Turk konnte Picoult Emotionen bei mir hervorrufen. Normaler Weise versteht es die Autorin beide Seiten so darzustellen, dass man sich schwer auf nur eine Seite schlagen kann und sich in einer Zwickmühle befindet, da man beide Ansichten mehr oder weniger verstehen kann. Hier war das für mich kaum durchführbar. Den Schmerz, den Turk durch den Tod seines Sohnes erfährt, kann man irgednwie nachvollziehen, aber nicht wie er damit umging. Von seinen radikalen Ansichten war ich geschockt. Bei Turk konnte ich die meisten Emotionen freilassen, auch wenn es fast nur negative waren. Hier konnte mich die Autorin wirklich packen und die Darstellung des jungen Rechtsradikalen ist ihr sehr gut gelungen. Es gab auch interessante Einblicke in die rechtsradikale Szene. Interessant fand ich noch, dass Turk Bauer eine farbige Staatsanwältin zugesprochen bekam, was noch etwas mehr Pfeffer in die Geschichte bringt. Mit viel Fingerspitzengefühl wird der Gerichtsprozess erzählt, der erst im letzten Drittel zu tragen kommt. Wie gewohnt steckt hier sehr viel Enthusiasmus drinnen und man verfolgt gebannt die verschiedenen Zeugenaussagen. Dieser Teil ist mit Abstand der Beste des Romans. Auch wenn es für die Autorin laut ihrem Nachwort ihr wichtigstes Buch war, konnte es mich nicht gänzlich überzeugen. Picoult schreibt aus ihrer eigenen Sicht, wie sie im letzten Teil des Romans erklärt. In der Figur der Verteidierin Kennedy beschreibt sie eine weiße priviligierte Frau, wie sich selbst und erklärt, dass Rassismus in verschiedenen Bereichen gelebt werden kann. Manche davon sind uns Weißen gar nicht bewusst und dieser bereits in kleinen alltäglichen Dingen beginnt. Die Welt ist noch immer für Weiße "aufgebaut". Picoult versucht den Leser mit für uns unwesentlichen Dingen auf die Diskriminerung hinzuweisen: Wie viele Bilderbücher gibt es mit farbigen Kindern? Wo sind die Werbespots mit farbigen Frauen? Hier könnte man allerdings auch gleich hinzufügen, wo eigentlich die weiblichen Wesen mit normalen Körpermaßen sind.... Das ist zwar eine andere Geschichte - jedoch genauso eine Diskriminierung, finde ich. Man sieht, man begegnet Ausgrenzung und Rassismus eigentlich jeden Tag auf unterschiedlichste Weise. Genau darauf geht die Autorin ein und nicht nur auf die rechtsradikalen Werte eines Turk Bauer, der einer farbigen Säuglingsschwester verbietet sein Baby anzufassen. Das Ende hat mich ebenfalls nicht ganz zufrieden gestellt. Dazu kann ich aber nicht mehr sagen, da ich sonst spoilern würde... Das hört sich jetzt alles eigentlich viel negativer an, als ich es empfunden habe, denn Picoult gehört weiterhin zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Vielleicht bin ich deswegen umso kritischer...? Insgesamt hat mir der Roman nämlich sehr gut gefallen und Picoult hat es wieder geschafft, dass man sich auch nach dem Beenden des Buches noch weiter mit der Geschichte auseinandersetzt und diese einem nicht so schnell loslässt... Fazit: "Kleine große Schritte" ist ein weiterer Roman von Jodi Picoult, der unter die Haut geht und der sich mit unangenehmen Themen auseinandersetzt. Diesmal gelang es mir aber nicht ganz, ihren Figuren näher zu kommen. Ich hatte immer ein Gefühl von Distanz. Trotzdem bleibt der Roman auch noch Tage nach dem Beenden im Gedächtnis und regt zum Nachdenken an. Für Picoult Fans wie mich, aber auf jeden Fall ein Must-Read.

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Im Glauben daran, dass es einzig und allein auf Leistung ankommt, hat sich Ruth ihr Leben lang angestrengt, um alles richtig zu machen. Sie hat eine gute Ausbildung und ist eine exzellente, erfahrene Hebamme und Säuglingsschwester. Dass sie nirgends richtig dazu gehört und auch keine echten Freunde hat, merkt sie erst, als sie in eine wirklich schlimme Situation gerät: Das Baby einer Neonazi-Familie stirbt und die Familie zeigt sie an, sie hätte den kleinen Davis absichtlich sterben lassen. Sie wird wegen Mordes und Totschlags vor Gericht gestellt, ihr zur Seite steht die motivierte Pflichtverteidigerin Kennedy, die beweisen will, dass Ruth nur deshalb angeklagt wurde, weil sie schwarz ist. Derweil zerbröselt Ruths altes Leben: Ihr bis anhin so braver Sohn wird rebellisch, ihre vermeintlichen Freunde wenden sich von ihr ab und langsam wird ihr klar, dass alles, woran sie bisher geglaubt hatte, nur eine schön gefärbte Fassade war. Zu sagen, dass es in „Kleine grosse Schritte“ um Rassismus geht, wäre zu kurz gegriffen. Der offensichtliche, aber auch der alltägliche, „kleine“, kaum zu fassende Rassismus sind der rote Faden in dem Roman. Als weisse Mittelschichtsfrau kann ich nicht viel darüber sagen, ob Jodi Picoult das Thema korrekt behandelt hat. Turk, der Nazi, dünkt mich etwas sehr klischeehaft gezeichnet, aber auch das ist schwierig zu beurteilen. Gut getroffen hat Picoult die Konflikte einer Frau im mittleren Alter, deren Leben zerbricht und die dadurch völlig desillusioniert wird und feststellen muss, dass nicht viel so war, wie sie gemeint hatte. Manche Freundschaften stellen sich als leere Luft heraus, dafür kommt Unterstützung – und auch Liebe und Freundschaft – aus einer Richtung, mit der Ruth nicht gerechnet hätte. „Kleine grosse Schritte“ hat mich von der ersten Seite an gepackt, obwohl es ein paar Längen drin hat, die Picoults Willen geschuldet sind, das Thema Rassismus vollständig und aus allen Richtungen zu beleuchten. Die Autorin hat ihre Protagonistin in einen wirklich fiese Zwickmühle gebracht, in der sie nur noch falsche Entscheidungen treffen konnte. Dieser Konflikt hat Picoult so gut gezeichnet, dass ich eines Morgens um fünf erwachte und nicht mehr einschlafen konnte, weil ich an Ruths auswegloser Situation herum studierte. Eine grosse Herausforderung fand ich zudem die Perspektive von Turk – kein guter Mensch möchte sich im Kopf eines Neonazi-Schlägertypen wiederfinden oder gar Mitgefühl mit ihm haben. Allein wegen dieser Herausforderung – aber nicht nur! – lohnt es sich, dieses Buch zu lesen.

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Inhalt: Die Afroamerikanerin Ruth Jefferson arbeitet seit 20 Jahren als Hebamme und Säuglingsschwester im Mercy-West Haven Hospital auf der Entbindungsstation und hat ein gutes Verhältnis zu ihren Kolleginnen und den Ärzten. Doch eines Tages wird ihr auf Wunsch der Eltern eines neugeborenen weißen Babys untersagt, das Kind zu betreuen und anzufassen. Ruth ist sehr gekränkt. Durch eine stressige Situation auf der Entbindungsstation, passiert es einige Tage später, dass Ruth alleine mit dem Baby ist um es nach einem Routineeingriff zu überwachen. Plötzlich hört der kleine Junge auf zu atmen und läuft blau an. Soll Ruth sich den Anweisungen widersetzen und dem Baby helfen? Doch jede Hilfe kommt zu spät und das Kind stirbt. Die Eltern sind außer sich vor Trauer und dem Hass auf Ruth. Es kommt zur Mordanklage gegen sie… Meine Meinung: Der Schreibstil von Jodi Picoult gefällt mir sehr gut und die Geschichte hat mich von Anfang an gefesselt. Trotz einiger Längen bleibt der Spannungsbogen fast konstant hoch. Gegen Ende, während des Prozesses, gibt es noch einige überraschende Wendungen, die die Spannung noch erhöhen. Die Themen Diskriminierung und Rassismus werden dem Leser auf berührende und eindringliche Weise näher gebracht. Leider ist Rassismus nicht nur in Amerika aktuell und zeigt sich auch in kleinen, meist unüberlegten Dingen. Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven in der Ich-Form erzählt. Von Ruth, Kennedy und Turk. Ruth fand ich als Protagonistin gut gewählt und glaubwürdig, aber besonders sympathisch war sie mir leider nicht. Kennedy ist als ihre Anwältin sehr engagiert und macht im Laufe des Prozesses eine große Entwicklung durch. Durch ihre Gespräche und Erlebnisse mit Ruth überdenkt sie auch ihre eigene Einstellung zum Rassismus noch einmal. Turk und Brit sind die Eltern des verstorbenen Babys, aber leider kann man kein Mitleid für sie empfinden, da sie absolut unsympathisch beschrieben werden. Beide sind rassistisch und sehr brutal. Sie hassen alle, die nicht so sind wie sie. Statt zusammen ihr Baby zu betrauern, sind sie gefangen in ihrem Hass auf Ruth. Das Ende - 6 Jahre später - hat mir leider überhaupt nicht gefallen. Ich fand es unglaubwürdig und nicht passend zur Ernsthaftigkeit der vorangegangenen Handlung. Fazit: Wieder mal ein toller Roman von Jodi Picoult mit einem schwierigen Thema, das uns alle angeht und nachdenklich macht.

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🌟Ruth strebt ihr ganzes Leben danach alles richtig zu machen. Sie schließt ihre Ausbilung erfolgreich ab, arbeitet über 20 Jahre als angesehene Hebamme und versucht ihrem Sohn ein gutes Leben zu ermöglichen. Eines Tages wird ihr aber eines ihrer Merkmale zum Verhängnis, ihre Hautfarbe. Da ihr ein rassistischer Vater verbietet seinen Sohn zu berühren, wird sie von dem Kind angezogen. Als es bei dem Neugeborenen zu gesundheitlichen Komplikationen kommt, ist Ruth als einzige anwesend, um ihm helfen und steht damit vor einem Dilemma. Das Baby stirbt trotz ihres Rettungsversuchs und Ruth muss sich vor Gericht verantworten. 🌟 "Kleine große Schritte" von Jodi Picoult ist im Oktober beim Bertelsmann Verlag erschienen. Ich kann jetzt schon sagen, dass es sich dabei um eins meiner Lesehighlights für dieses Jahr handelt. 💗 Obwohl dieses Buch fast 600 Seiten umfasst, ließ es sich unfassbar gut und schnell lesen, vor allem weil es kaum "Füllkapitel" gab und sie Spannung stetig hoch blieb. Alles war relevant für die aktuelle Entwicklung der Geschichte oder um wichtige Erinnerungen der Charaktere wiederzugeben. Besonders gut hat es mir gefallen, dass die Geschichte aus der Perspektive mehrerer Ich-Erzähler wiedergegeben wird, die kaum unterschiedlicher nicht sein könnten: Ruth, die schwarze Hebamme, Kennedy, ihre weiße Anwältin und Turk, ein "White Supremacist". Jeder Blickwinkel, jede Entscheidung wird ausführlich und nachvollziehbar geschildert, so dass man in die Gedankenwelt jedes Charakters eintauchen kann. Eine bewegende, unfassbar gut recherchierte und sehr bedeutsame Geschichte, die einem klar macht, dass Rassismus viel alltäglicher ist und nicht nur bedeutet Andersartige zu hassen. 😢 5/5 🌟

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Ich habe bereits ein Buch (Beim Leben meiner Schwester) von Jodi Picoult gelesen und muss sagen, dass auch dieses wieder ganz hervorragend geschrieben ist. Viele ihrer Sätze lassen sich für mich nur als zitierwürdig beschreiben und sie schafft es einfach wie kein anderer Autor gekonnt schwierige Themen zu behandeln. Dabei sieht man in dem Buch, dass es in einer Geschichte nicht immer nur eine Seite gibt. Die Szenen aus verschiedenen Blickwinkeln lassen einen nachdenklich werden, weil man oft einen direkten Bezug zu den Gedanken und Gefühlen der Menschen erhält. Dabei fällt es beim Lesen nicht immer leicht sich mit jeder Person zu identifizieren, vor allem mit der Einstellung von Turk Bauer, dem Vater, habe ich oft gehadert. Trotzdem bietet auch seine Perspektive einen interessanten Einblick in die rechtsradikale Szene. Zusammen mit Ruth selbst und der Anwältin, ergänzen sich die Wechsel wirklich unglaublich gut. So ergeben sich letztendlich drei verschiedene aber dennoch starke Figuren, die man während des Buches begleitet. „Der Staat sieht nur ein totes Baby. Man hat Sie im Visier, weil man glaubt, Sie hätten als Krankenschwester versagt.“ „Da täuschen Sie sich.“ Ich schüttle im Dunkeln den Kopf und sage die Worte, die ich mein ganzes Leben lang hinuntergeschluckt habe. „Sie haben mich im Visier, weil ich eine Schwarze bin.“ (S. 163) Der richtige Prozess, in dessen Zentrum der Tod eines Kindes steht, betrifft eigentlich nur das letzte Viertel. Immer im Raum steht jedoch die Frage nach Rassismus. Es war für mich wirklich sehr spannend zu lesen. Das Ende hält dann auch noch einmal die ein oder andere Wendung bereit. „Wie unglaublich leicht ist es doch, sich hinter weißer Haut zu verstecken.“ (S. 189) Die drei verschiedenen Figuren führen zu einer umfassenden Darstellung des Themas „Rassismus“. Und eine Frage, die man sich als Leser früher oder später selber stellt ist: Bin ich rassistisch? Jodi Picoult greift selbst auch ihre eigenen Probleme und Ansätze im Nachwort nochmal ein wenig auf, was ich sehr lesenswert fand. Und nur weil man etwas nicht anspricht, heißt das noch lange nicht, dass es das auch nicht gibt. Und die Autorin spricht genau so etwas an. Rassismus beginnt oft schon in ganz kleinen Dingen, die einem gar nicht so bewusst sind. „Kleine große Schritte“ ist ein unglaublich interessantes Buch, das sehr gut geschrieben ist, und ich daher wirklich jedem empfehlen kann. Für mich hat es Jodi Picoult damit wieder geschafft etwas einmaliges zu schaffen: ein Buch, das mehr ist und nachdenklich macht. Bei diesem grandiosen Buch kann man nur 5 Sterne vergeben. An dieser Stelle vielen Dank an die Randomhouse Verlagsgruppe für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar. Die Meinung ist jedoch meine eigene.

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Eine Geschichte, die die Welt verändern könnte, würde sie jeder lesen… Dies ist die Geschichte von Ruth Jefferson, eine ganz normale, glückliche Frau. Sie hat ein kleines Haus, ein eigenes Auto, einen Sohn mit Bestnoten in der Schule und einen Job als Hebamme und Säuglingsschwester, der sie rundum erfüllt. Und dennoch kommt es an einem Tag zu einem Vorfall, der ihr zeigt, dass sie scheinbar nicht in diese gesellschaftliche Norm zu passen scheint, denn… - Sie ist schwarz! Als Ruth an einem Tag um 7 Uhr den Dienst antritt scheint die Welt noch in Ordnung. In den frühen Morgenstunden haben die jungen Eltern Brit und Turk ihr erstes Kind, einen Sohn, geboren. Ruth sollte zu Dienstbeginn die Nachsorgeübernehmen. Nach der Geburt zeigte der Kleine schon Auffälligkeiten im Blutzuckerspiegel, sodass Ruth gesagt wurde, der Junge müsse animiert werden zu trinken. Als Ruth den Raum betrat, war sofort eine drückende Stimmung im Raum zu spüren. Ruth bezog es allerdings auf die Unsicherheit und Ängste um deren Sohn und ging sehr behutsam mit der Situation um. Als Ruth Brit helfen wollte das Kind anzulegen, sagte der Vater, sie solle seinen Sohn nicht mehr anfassen und verlangte die Vorgesetzte. Erst als Ruth einen Notizzettel in der Krankenakte des Jungen vorfand, keine Behandlung von afroamerikanischem Personal, wusste sie was alles zu bedeuten hatte. Zu tiefst verletzt arbeitet sie weiter und macht sogar eine Doppelschicht. Unwissentlich, dass dieser Tag, für sie der schwärzeste Tag im Leben werden wird, nur weil sie verantwortungsbewusst, menschlich und mit Herz und Blut ihrem Job nachging. Mich hat diese Geschichte sehr berührt. Wie immer finde ich den Schreibstil der Autorin extrem gut. Sie hat eine ganz besondere Art, allein durch ihre intensiven Recherchen, Menschen auf eine leichte Art, Themen näher zu bringen, die einem zu Nachdenken anregen. Auch in diesem Fall regt die Geschichte zum Nachdenken, aber auch zum Umdenken an, was auch wirklich wichtig scheint. Ich habe gelesen, dass diese Geschichte verfilmt wird und freue mich auch darauf schon riesig.

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Meine Meinung Jodi Picoult ist eine Autorin, die den meisten ein Begriff sein dürfte. Jodi Picoult ist außerdem eine weiße Autorin, die sich einem sehr schwierigen Thema angenommen hat: Rassismus. Das ist schon mal etwas, was ich prinzipiell kritisieren würde: Dass sie als Nicht-Betroffene darüber schreibt und den Platz im Verlag einer potentiellen Autorin wegnimmt, die aus eigener Erfahrung darüber schreiben könnte und ohnehin durch ihre Hautfarbe schwierigere Voraussetzungen hat, ein Buch zu veröffentlichen. Warum also tut Picoult das, obwohl sie weiß, dass es strukturellen Rassismus gibt? Ich hätte mir gewünscht, das Nachwort des Buches wäre am Anfang gewesen. Dort erklärt Picoult, dass das Buch vor allem für diejenigen ist, kein Problem damit haben, einen Skinhead rassistisch zu nennen, den eigenen Rassismus aber nicht erkennen – und dass sie selbst so jemand war/ist. Also schreibt sie für Leute wie sie – weiße Leute. Ich glaube, die durchschnittliche Picoult-Leserin wird wohl auch eine weiße, mittelständische, westliche Frau sein, weshalb sie ihre Zielgruppe sicher erreicht. Und ich habe wenig daran auszusetzen, dass die Autorin da, wo sie Einfluss hat, etwas bewirken möchte. Ihren Einfluss nutzt sie allerdings auf eine eher plakative Art. Ich habe schon ewig kein Buch mehr von der Autorin gelesen, ich weiß nicht, ob sie immer so schreibt (à la Fitzek und Hoover), aber die Situation um eine Schwarze Krankenschwester, einen weißen Nazi und eine weiße Anwältin war schon sehr dazu verdonnert, das Bewusstsein mit einer Brechstange zu wecken. Vieles las sich eher wie eine Aneinanderreihung an (anti-)rassistischem Knowhow und als hätte Picoult einfach alles unterbringen wollen, was sie gelernt und gelesen hat, damit es auch ja die letzte Person versteht. An einer Stelle fragt die 4-jährige Tochter der Anwältin den 17-jährigen Sohn der Angeklagten, ob seine Kette bedeute, dass er ein Sklave sei. Solche und ähnliche Situationen wirkten für mich einfach zu konstruiert, um als Geschichte und Roman zu funktionieren. Auch handelten einige Charaktere manchmal sehr unstimmig zu dem, wie sie sonst dargestellt wurden. Was ich im Nachhinein ebenfalls unglücklich finde, ist, dass die Anwältig eine Art White Saviour wird – hat mich ein bisschen an To Kill A Mockingbird erinnert, das auch antirassistisch sein will, es aber nicht schafft. Zugegeben, Picoult gelingt es besser als Lee. Es werden auf nahezu jeder Seite Themen angesprochen wie Mikroaggressionen, Alltagsrassismus, Colourism und was alles dazu zählt. Zum Beispiel auch der Satz der Anwältin, sie sähe keine Farben. Der_die Leser_in wird an die Hand genommen und durch dieses riesige Feld geführt, das Rassismus ist. Bei Menschen, die sonst mit dem Thema nicht viele Berührungspunkte haben, kann das sicher erkenntnisreich sein. Wenn allerdings schon ein bestimmtes Wissen vorhanden ist, ist das Buch kein Muss. Womit ich auch schon beim nächsten Punkt wäre: Schwarzen Menschen und PoC würde ich das Buch und insbesondere die deutsche Übersetzung (dazu gleich mehr) nicht unbedingt empfehlen. Es ist, wenn auch authentisch, doch sehr krass, dass in den Kapiteln des Nazis ganz oft das N-Wort und andere gewaltvolle Worte auftauchen. Da müsst ihr abwägen, ob ihr das lesen möchtet. Nun zur deutschen Übersetzung. Der C. Bertelsmann-Verlag hat es leider geschafft, ein antirassistisch gemeintes Buch durch die Übersetzung rassistischer zu machen. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass das Lektorat sprachsensibler und rassismuskritischer gewesen wäre und hoffe, dass da vielleicht noch Änderungen vorgenommen werden, denn: „People/Person of Colour“ bedeutet übersetzt nicht „Farbige“. Im Gegenteil. „Farbige ist ein rassistisches, vom Kolonialismus geprägtes Wort, das eine Fremdbezeichnung von Weißen war/ist. Das Äquivalent ist „coloured“. „People of Colour“ hingegen ist eine Selbstbezeichnung. Ich weiß, dass es davon keine gute deutsche Übersetzung gibt. Aber es kann keine Lösung sein, stattdessen durchgängig ein deutsches rassistisches Wort zu verwenden. Zum Nachlesen empfehle ich da diese und diese Seite. Ähnlich verhält es sich mit dem Wort „Race“, das – augenscheinlich richtig - mit „Rasse“ übersetzt wurde und ebenfalls oft vorkam. Nicht ungewöhnlich, weil „Race“ im englischen Sprachraum sehr gängig ist, der deutsche Diskurs ist jedoch ein anderer, da wir aufgrund der deutschen Geschichte eine größere Vorbelastung haben. Deshalb kann und sollte „Rasse“ nicht unkritisch verbreitet werden. Dazu empfehle ich diesen Link. Vielleicht kann man das beim Übersetzen lösen, indem man das Wort in Anführungszeichen setzt oder ein „sog.“ Davorsetzt – ich habe keine Ideallösung im Ärmel, werdet einfach kreativ, aber bitte reproduziert keinen Rassismus, insbesondere nicht in Antirassismus beabsichtigenden Büchern. Fazit Dieses Buch war mächtig. Nicht nur von der Seitenzahl her. Picoult hat sich etwas Großes vorgenommen und es größtenteils auch gemeistert, unter ihrem Vermittlungsdrang litt allerdingt die Geschichte selbst. Ich glaube, ihrer eigenen Absicht, der Zielgruppe, zu der sie selbst gehört, etwas beizubringen, um die Welt ein bisschen besser zu machen, wird sie gerecht werden können. Wer allerdings bewusst ein Buch über Rassismus sucht und nicht einfach einen neuen Picoult-Roman, sollte trotzdem lieber Schwarze Autor_innen oder Autor_innen of Colour unterstützen. Für den Roman selbst würde ich 3 Sterne vergeben, für die Übersetzung gibt es allerdings noch einen Punkt Abzug, sodass es von mir 2 von 5 Sternen gibt.

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Kurzbeschreibung: Ruth Jefferson ist eine äußerst erfahrene Säuglingsschwester. Doch als sie ein Neugeborenes versorgen will, wird ihr das von der Klinikleitung untersagt. Die Eltern wollen nicht, dass eine Afroamerikanerin ihren Sohn berührt. Als sie eines Tages allein auf der Station ist und das Kind eine schwere Krise erleidet, gerät Ruth in ein moralisches Dilemma: Darf sie sich der Anweisung widersetzen und dem Jungen helfen? Als sie sich dazu entschließt, ihrem Gewissen zu folgen, kommt jede Hilfe zu spät. Und Ruth wird angeklagt, schuld an seinem Tod zu sein. Es folgt ein nervenaufreibendes Verfahren, das vor allem eines offenbart: den unterschwelligen, alltäglichen Rassismus, der in unserer ach so aufgeklärten westlichen Welt noch lange nicht überwunden ist … Cover: Das Cover gefällt mir wirklich gut. Die gedeckten Farben harmonieren perfekten mit den hübschen Blüten und den goldenen Punkten. Natürlich hat die Gestaltung wenig mit dem Thema des Buches zu tun. Allerdings ist es auch sehr schwierig einem solch brisanten und großen Thema grafisch gerecht zu werden. Lieblingszitat: "Und zwar, weil es beim Rassismus nicht nur um Hass geht. Wir haben alle Neigungen, selbst wenn wir uns das nicht eingestehen wollen. Weil es beim Rassismus nämlich auch darum geht, wer Macht hat … und wer Zugang dazu." (Seite 544) Meine Meinung: Wenn mich jemand fragen würde, welche Autorin/ welcher Autor für mich eine/ einer der bedeutendsten und beeindruckendsten unser Zeit ist, dann müsste ich nicht lange überlegen. Für mich persönlich ist das Jodi Picoult. Diese Frau schreibt über Themen die unangenehm und schwierig sind, die einen ganz tief im Inneren berühren und zum Nachdenken anregen. Sie ist dabei in ihrem Feingefühl nicht zu übertreffen. Auch in „Kleine große Schritte“ schreibt sie über ein Thema, das unglaublich wichtig ist und über das gleichzeitig viel zu wenig gesprochen wird. Die Rassendiskriminierung in unserer Gesellschaft ist ein Problem über das wir sprechen müssen. Jodi Picoult weist mit diesem Buch auf Missstände hin und geht dabei auch mit sich selbst scharf ins Gericht. Um diesem Thema überhaupt gerecht werden zu können, wird die Geschichte rund um das Gerichtsverfahren aus drei Perspektiven betrachtet. Aus der Sicht der afroamerikanischen Hebamme und Säuglingskrankenschwester Ruth, des rechtsradikalen Vaters des toten Babys Turk und der weißen, privilegierten und augenscheinlich nicht rassistischen Rechtsverteidigerin Kennedy. Manche Szenen werden auch aus unterschiedlicher Perspektive nochmal erzählt. Was mir normalerweise gar nicht gefällt, war in diesem Buch genau richtig gewählt, um die Sicht der verschiedenen Personen zu verstehen. Da man sich in die Charaktere schwer hineinversetzen kann, wenn man nicht ihre Auffassung oder Erfahrungen teilt. Jodi Picoult betrachtet die Rassendiskriminierung wirklich aus allen Blickwinkel und jeder neue Charakter bringt seine eigene Haltung und seine eigene Auffassung mit in die Geschichte hinein. Und auch die Vergangenheit wird ausführlich betrachtet. Wie war Ruths Kindheit? Wie ist sie zu der Frau herangewachsen, die sie heute ist? Wie ist ihre Haltung zum Rassismus entstanden? All diese Fragen und noch viele mehr werden beantwortet. Aber auch andersrum lernt man viel über Turks Vergangenheit und die arische Bewegung in den USA. Wie ist sein Fremdenhass entstanden? Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Alle Charaktere entwickeln sich im Laufe der Geschichte und des Gerichtsverfahrens charakterlich weiter. Jeder zieht seine eigenen Schlüsse und verändert sich. Aber auch ich selber habe viel gelernt. In ihrem Abschlussplädoyer spricht Kennedy über aktiven und passiven Rassismus und wie (fast) jeder von uns nur augenscheinlich keinen Rassismus unterstützt. Ich würde am liebsten das ganze Plädoyer abtippen, aber da dies nicht geht, kann ich nur jedem wärmstens ans Herz legen dieses Buch zu kaufen. Fazit: Jodi Picoult hat für mich mit diesem Buch mal wieder ein Meisterwerk vollbracht. Wie sie mit der Gesellschaft und auch mit sich selbst scharf ins Gericht geht, Kritik übt und auf Missstände aufmerksam macht, ist beeindruckend. Das Thema dieses Buches, die Rassendiskriminierung, ist ein so wichtiges Thema, daher sollte jeder dieses Buch gelesen haben! Klare fünf Sterne und meine größten Respekt für diese Frau!

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