Buchhandlung Jost GmbH
Von:
Tobias Wrany
aus Bonn
16.01.2017
Mit Vergnügungsparks ist es ja so, dass sie nicht von jedem mit Begeisterung besucht werden; gerade, wer es kulturell gehaltvoller schätzt, dem ist der ganze Trubel eher zu oberflächlich. Insofern sind im Zweifel Anhänger von Kriminalromanen mit Figuren, deren Privatleben fast mehr Erzählraum in Anspruch nimmt, als die eigentliche Krimihandlung und deren Persönlichkeit bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet wird, das falsche Publikum für einen Aufenthalt im "Murder Park". Wer dagegen mit starken Nerven ausgestattet ist und Lust hat, auf fiese Schockmomente, schaurige Wendungen und eine zappendustere Erzählstimmung, der sollte nicht zögern, ein Tagesticket zu lösen. Das Beste bietet "Murder Park" allerdings in der ersten Hälfte, wenn Jonas Winner den morbiden Charme des titelgebenden Vergnügungsparks in all seiner tödlichen Bedrohlichkeit in so großartigen Sequenzen im literarischen Breitbildformat zum Leben erweckt, dass dem eigenen Kopfkino ein absoluter Blockbuster geboten wird. Ausgesprochen geschickt verpasst Winner dem absoluten Klassiker unter den Krimis, von der Gruppe Menschen, die auf einem von der Außenwelt abgeschnittenen Schauplatz mit mörderischen Umtrieben konfrontiert werden, einen modernen, dynamisch-düsteren Anstrich.
In der zweiten Hälfte gibt es einen kleinen Hänger, man könnte fast auf den Gedanken kommen, der Autor sei selbst ein wenig ungeduldig geworden und habe die dramaturgisch notwendigen Mordmomente so schnell wie möglich abhaken wollen, ehe es dann endlich in den ideenreichen Schlussspurt und seine (noch nicht ganz finale) große Wendung geht.