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Rezensionen zu
Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr

Walter Moers

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Für das Studium

Von: Rene Ben Amor aus Hannover

19.11.2017

Der Studienbereich ,Moderne Literatur' in den Universitäten sollte um dieses Buch erweitert werden. Moers schreibt sich spätestens mit diesem Roman in die vorderste Reihe moderner deutscher Literatur. Eine Empfehlung für jeden Deutsch Leistungskurs als Gegenpol zu den Klassikern. Ebenso erschreckend wie “Der Sandmann“ und raffiniert wie “Faust“. Grandios, herausfordernd und witzig. Für mich steht jetzt schon fest, dass meine noch ungeborenen Kinder diese Bücher zu lesen bekommen!

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Ob Tag, ob Nacht - Prinzessin Dylia findet keinen Schlaf. Sie ersinnt verschiedene Methoden, um zur Ruhe zu kommen, doch nichts hilft. Weit übers Schafe zählen hinaus gehen die Praktiken, die ihr beim Einschlafen helfen sollen. Sie ersinnt Traumfarben, die für die Träume stehen, die den Schlaf rauben, aber auch für solche, die diesen versüßen. Sie versucht ihren Geist zu beruhigen und gleichzeitig nicht schläfrig werden zu lassen. Sie beschäftigt sich mit philosophischen Gedanken, mit Musik, Kultur, Wörtern und Fragen, die sie sich schon immer stellen wollte. Nichts hilft. Doch eines nachts bekommt sie Besuch von Havarius Opal, einem Nachtmahr, der eigentlich nichts Gutes im Schilde führt. Nachtmahre sind schließlich nicht die Guten im Spiel des Lebens und so hegt er den Wunsch sie in den Wahnsinn zu treiben, wie er ihr ganz offen und ehrlich, etwas arrogant, aber sehr charmant mitteilt. Er bietet ihr eine Reise nach Amygdala an, in ihr eigenes Inneres, ihr Gehirn. Und alles kommt ganz anders, als die beiden es eigentlich geplant hatten. Walter Moers ist bekannt für seine schillernde Fantasie, die auch hier zum wieder so opulent zum Tragen kommt, wie auch schon in den Vorgängerromanen in der Fantasiewelt Zamonien, in Käpt'n Blaubär, etc. Er ist ein Meister der Worte, der Wortspiele, denkt sich in neue Wörter aus, die in Form und Klang so perfekt sind, dass man kaum glauben kann, irrealen Wortschöpfungen gegenüberzustehen. Eins ist an dieser Geschichte neu: sie beruht auf einer wahren Begebenheit. Lydia Rode, die an der Krankheit CFS leidet, eine Erkrankung, die Schlaflosigkeit mit sich bringt, hat Moers einen Brief geschrieben, in dem sie davon berichtet, dass ihr die Zamonien Romane über ihre Schlaflosigkeit hinweg helfen. Es entstand eine Korrespondenz und daraus die Idee zum neuen Roman. Lydia Rode ist die Illustratorin des Romans. Gelesen wird "Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr" von Andreas Fröhlich, der so eine weiche und feine Stimme hat, dass der Gedanke aufkommt, dass er sicher in der Lage wäre Prinzessin Insomnia so weit zu beruhigen, dass sie von ihren Gedankenspiralen herunterkommen und sich beruhigen könnte. Nicht einschläfernd, aber so schmeichelnd, dass er als Leser ausschlaggebend dafür war, dass ich mich entschieden habe, den Roman lieber zu hören, als selbst zu lesen. Moers zieht und in Prinzessin Insomnia in eine Gedankenwelt, mit der wir uns vorher vielleicht schon mal befasst haben, vielleicht aber auch nicht. Eigene Wünsche, aber auch eigene Ängste, versteckt in den tiefsten Windungen unseres Gehirns, warten auf eine Konfroontation, eine Auseinandersetzung, eine Umarmung, um vertrieben zu werden oder zur Ruhe zu kommen. Ich glaube Moers und seine fantasievollen Ausführungen, seine eigene Poesie liebt man oder hasst man. Ich liebe sie und hoffe, dass es viele andere auch tun.

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Buchbesprechung von Ulrike Sokul © »Wenn die Minuten durch die Jahre rufen Erhebt sich der ewige Träumer Über seine irdische Last Und reist mitten hinein Ins dunkle Herz der Nacht« Anonym „Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr“ fabuliert eine kuriose Exkursion in eine schlaflose Nacht mit hellwachen Träumen - abenteuerlustig, humorvoll, spannend, phantasiegesättigt, gedankenbunt, wortverspielt und sprachverliebt und sogar ein bißchen romantisch und wehmütig. Prinzessin Dylia, die unter chronischer, periodischer Schlaflosigkeit leidet, bezeichnet sich selbstironisch als Prinzessin Insomnia. Sie stellt sich tapfer ihrer Krankheit nebst deren unangenehmen Begleiterscheinungen und kultiviert eine ebenso selbstreflexive wie phantasievolle philosophische Perspektive. Langeweile ist ein Fremdwort für ihren regen Geist, sie ist empfindsam, kapriziös, neugierig, musikalisch, sprachbegabt, synästhetisch, tagträumerisch, wißbegierig, aber auch Weltmeisterin im Verdrängen unangenehmer Erfahrungen und Gedanken. Ihre Strategien, sich von der Schlaflosigkeit abzulenken, sind höchst kreativ. So denkt sie sich beispielsweise neue Traumfarben von A bis Z aus, sie nimmt ausgiebige Mondlichtbäder, die ihr Mondlichtekstasen bescheren, und sie entspannt sich durch ridikülisierendes Anagrammieren – so wird aus Blutdruck Drutbluck und aus Zuckerspiegel Spuckerziegel … Jeden Morgen wählt Dylia aus dem Zamonischen Wörterbuch dreizehn neue Lieblings-wörter aus, die sogenannten Pfauenwörter, und sie macht es sich zur Aufgabe, diese schillernden Vokabeln im Verlaufe des Tages sinnvoll unterzubringen. Versuchen Sie einmal nach achtzehn schlaflosen Nächten Worte wie „Amygdala, Hoyotojokomeshi, Linguamundivagant, Mamihlapinatapaai, Niemalsweh, Quoggonophobie, Pisanzapra“ usw. sinnvoll in einen Tagesablauf zu integrieren – das schafft nur Prinzessin Dylia. Eines Nachts wird ihre kreative Nichtschlafroutine durch einen überraschenden Besucher unterbrochen: Havarius Opal, ein versierter Nachtmahr, stellt sich unverblümt-selbstgefällig vor und erklärt ihr nonchalant, daß er gekommen sei, um sie in den Wahnsinn zu treiben. Dylia vermutet zunächst einen Scherz des Hofnarren oder einen neuen Therapieversuch des Hofalchemisten, aber der kleinwüchsige Gnom mit der vielfarbig-changierenden Mosaikschuppenhaut ist echt und auch kein Traum, wie er ihr greifbar-handgreiflich versichert. Gönnerhaft bietet er Prinzessin Dylia jedoch an, zuvor mit ihr eine Reise nach Amygdala, ins dunkle Herz der Nacht, zu unternehmen. Das ist eine Versuchung, der die entdecker-freudige Dylia nicht widerstehen kann, und so reisen die beiden nach Innen, in Dylias Gehirn. Der Weg führt von der Großhirnrinde in der Höhe des Scheitellappens über den Cortex cerebri zum Thalamus, von dort geht es von der Stria terminalis über den Nucleus accumbens bis nach Amygdala. Das klingt jetzt etwas neurologisch, aber keine Angst, es wird wirklich abenteuerlustig, und diversen Ängsten werden wir auch unvermeidlich begegnen. In den Gehirnwindungen wimmelt es von unglaublichen Lebens- und Gedankenformen: seifenblasenzarthäutige Geistgeister und Zwielichtzwerge, Ideenschmetterlinge, Zweifelspfützen, Gehirnschnecken, bürokratische Egozetten und systematische Thalamiten, Gedankenblitze, Gedankenfalten, Gedankenfäden, Gedankensplitter, Grillos, Ideennebel, rationale und irrationale Geome, Irrschatten und nicht zu vergessen die vielgestaltigen, verfressenen Zergesser und der Subconsciounelle Sumpf, in den abzustürzen weniger empfehlenswert ist. Gedankenendlosschleifen und kognitive Teufelskreise sind noch das Harmloseste, was einem im eigenen Gehirn passieren kann - da ist beispielsweise der hypnotische Zwangsoptimismus viel bedrohlicher. Auch den hirnjuristischen Verwaltungsapparat sollte man nicht unterschätzen. Havarius Opal und Prinzessin Dylia müssen einiges an amtsbürokratischer Willkür-Logik ertragen, als sie im Großraumbüro des Thalamus eine Durchreisegenehmigung zur Amygdala nebst Eigenrisikobescheinigung beantragen und von einer gnadenlos-sachlichen Egozette einer Befragung unterzogen werden. So etwas Nervenaufreibendes haben Sie noch nie zuvor erlesen … Walter Moers beginnt dieses Märchen zunächst gemächlich mit der ausführlichen, detailreichen Ausmalung von Prinzessin Dylias Charakter und ihren Lebensumständen. Mit dem Erscheinen des täuschend-trügerischen, seltsam-sympathischen, launisch-unberechenbaren Nachtmahrs Havarius Opal bekommt Dylias beschauliches Leben aufregenden Gegenwind. Havarius Opal ist ein ambivalenter Mentor, ein unterhaltsamer Reisebegleiter, ein irritierend-irisierender Schelm und Meister traumhafter Täuschungsmanöver. Er funktioniert gewissermaßen „spiegelverkehrt und gegen den Uhrzeigersinn ...“ (Seite 212) Der Autor verbindet die neckische Beziehungsdynamik des ungleichen Paares, ihre gehirngeographischen Erkundungen und traumphilosophischen Diskussionen, die erlesenen Gedankenspiele und die phantasievollen Requisiten zu einer raffinierten epischen Dramaturgie, die uns ein traumsinniges Lesevergnügen bereitet. Der ausgeprägte Sinn für geistreich-sprachspielerischen Humor, der alle Werke Walter Moers‘ aus- und kennzeichnet, kommt besonders in der Figur Prinzessin Dylias zu Wort. Diesmal wortschöpft Moers wahrlich aus dem vollen und erfindet solch köstliche Pfauenwörter, daß ich es kaum erwarten kann, wenigstens ein paar davon in den Duden einwandern zu sehen. Er ist einfach unübertrefflich „linguamundivagant“ … Die zahlreichen Bilder, die den Text stimmungsvoll schmücken, stammen diesmal nicht vom Autor selbst, sondern von Lydia Rode. Ihre bunten Aquarellzeichnungen illustrieren das märchenhaft-neurologisch-zamonische Panoptikum ganz vortrefflich und bereichern die Geschichte um lebhaften Formenreichtum und feminine Farbenfreude. In einer Nachbemerkung berichtet Walter Moers, wie Lydia Rode, die von der Krankheit Chronisches Fatiguesyndrom (CFS) betroffen ist, brieflich in Kontakt zu ihm aufnahm und ihn wissen ließ, wie sehr ihr seine Zamonienromane beim Ertragen ihrer Schlaflosigkeits-phasen geholfen hätten. Aus der gemeinsamen Korrespondenz entstand die Idee zu einer zamonischen Erzählung, die Lydia Rode gerne illustrieren wollte. Dieser Inspirationskeim wuchs sich dann zu vorliegendem traumiversellen Roman aus. Mit dem siebten Zamonien-Roman beschert uns Maestro Moers von Mythenmetz also nicht die Fortsetzung von „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“, sondern ein originäres zamonisches Märchen: eine regenbogenbunte Traumreise mit neuen eigenwilligen, unvergeßlichen Charakteren und mit einer Gebrauchsanweisung für Nachtmahre, die Sie sich nicht hätten träumen lassen. Ich bin absolut begeistgeistert!

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Habt ihr schon einmal einen kleinen zwielichtigen Zwerg gesehen? Habt einen kennengelernt, ihn studiert? Nein? Ich auch nicht…Aber die kleine Prinzessin Dylia, die an einer, die Ärzte und Heiler der zamonischen Welt in Aufruhr versetzende, anscheinend unheilbaren Krankheit leidet. Sie drückt sich darin aus, dass sich die Prinzessin des Nachts nicht einfach zur Ruhe begeben kann und schlaflos durch die Gänge ihres Schlosses wandelt, bis sie eines Nachts auf einen Nachtmahr trifft, der sie in den Wahnsinn treiben soll… Ich bin ehrlich. Vor ein paar Tagen erging es mir noch so: Ich habe in meinem Leben bisher keinen Kontakt zur fast märchenhaft anmutenden Welt Zamoniens aufgenommen. Ich habe um die Bücher von Walter Moers normalerweise immer einen weiten Bogen gemacht in der Annahme, ich könne dieser zamonischen Welt nicht richtig gerecht werden, ich mit meinem ach so erwachsenen Selbst. Und nun ist es so: Ich könnte mich weiterhin an der wundervollen Aufmachung dieses Buch erfreuen, die so viel Liebe erahnen lässt, die in dieses Projekt geflossen ist. Und umso berührter bin ich durch die Nachbemerkung des Autors, die den Leser die Geschichte im Nachhinein noch einmal ganz anders beleuchten lässt – mich zumindest. Ich kann nicht viel darüber verlauten lasse, wie sich dieser Roman von Walter Moers im Gegensatz zu seinen anderen Werken macht. Ich kann leider nicht beurteilen, ob bereits bekannte Gestalten auftauchen oder Verlinkungen anderer Art mit weiteren seiner Bücher bestehen. Aber ich kann sagen, was mir abseits der Gestaltung, die nun wirklich außergewöhnlich schön ist und dieses Buch an sich schon zu einem wunderbaren Geschenk werden lässt, an diesem Werk gefällt, was ich an Dylia und ihren Wortschöpfungen mag. Sie sagte einmal, sie sei kein „Wissensschwamm“ – denn der Schwamm sauge nur etwas auf, ohne damit etwas anzufangen. Und so habe ich auch diese Geschichte betrachtet. Es geht nicht nur darum, sie zu lesen, sich von ihr unterhalten zu lassen, sondern weiterzudenken. Etwas aus ihr zu machen. Beispielsweise etwas aus dem Wissen zu machen, dass uns in der Nachbemerkung des Autors darüber informiert, dass es sich hierbei um den ersten seiner Romane handelt, der gänzlich nicht vom Autor, sondern von einer jungen Frau illustriert wurde, die selbst, genauso wie Dylia an einer Krankheit leidet, deren Symptom eine extreme Schlaflosigkeit beinhaltet. Wie in Dylias Leben geht es darum, sich nicht unterkriegen zu lassen, der Schlaflosigkeit mit Kreativität zu begegnen, auch wenn so ein Leben hart und für niemanden, der gesund ist, wahrscheinlich annähernd nachvollziehbar ist. Sie ist sich dessen bewusst, dass nur ihre Gedanken frei sind, sie selbst eine Gefangene der Krankheit – das nutzt sie für sich, wenn die Symptome mal wieder unbarmherzig zuschlagen. Denn Erkrankungen haben keinen Humor, auch wenn man sie in diesem Buch so herzig illustriert vorfindet, die kleinen Symptome…Krankheiten entsprechen auch keiner Logik – und im Gegensatz dazu steht Dylia mit ihrer Liebe zu Strukturen der Worte, die sie immer wieder auf das neue ersinnt, um sich abzulenken von dem was sie quält. Mal mehr und mal weniger erfolgreich. Ich mit meinem Hintergrund kann also gar nicht enttäuscht sein, wie ich es von anderen Seiten aus höre, denn ich habe keinen Vergleich. Aber ich habe meinen Kopf und das Wissen, dass hier etwas geschaffen wurde, was viel mehr ist, als ein bloßer Roman...Es ist die Geschichte eines jungen Mädchens, dass die Stärke besitzt, sich nicht unterkriegen zu lassen.

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Die CD kommt in einen Schuber mit einem bunten,mehrseitigen Booklet. In dem Booklet findet man kurze Texte zu Dingen aus dem Hörbuch. Illustriert ist es diesmal nicht mit dem typischen Stil, sondern durch das Heft ziehen sich viele Aquarellbilder. Die Auqarelle stammen von Lydia Rode. Im Booklet wird auch erklärt, warum sie die Bilder gezeichnet hat und nicht Walter Moers selbst. Lydia Rode nahm per Brief Kontakt zu Walter Moers auf, und erzählte ihm, dass seine Romane ihr Ablenkung schenken von ihrer Krankheit. Durch einen regen Briefaustausch entstand die Idee, dass sie eine Kurzgeschichte illustrieren könne, aus dieser wurde dann ein immer längeres Werk, bis schließlich der aktuelle Roman dabei entstanden ist. Die Geschichte ist mehr oder weniger ein langer Monolog. Die Prinzessin beginnt damit von ihrer Schlaflosigkeit zu berichten und was sie dagegen tut, was von Forschung über Zwielichtzwerge bis hin zu Erfinden neuer Wörter geht. Sich versucht allerlei um müde zu werden, aber so recht mag ihr das nicht gelingen. Die Geschichte nimmt leider sehr sehr langsam Fahrt auf. Und immer wenn man denkt: ‚Jetzt! Jetzt geht es los‘ zieht es sich doch noch etwas hin. Im großem und ganzen finde ich die Geschichte gut, habe aber schon bessere Romane von ihm gelesen bzw gehört. Der Leser macht seine Sache gut und hat auch eine angenehme Stimme. Was sich mir aber nicht erschließt, ist die Tatsache, dass es Mann den Roman liest, obwohl das Buch aus der Sicht der Prinzessin geschrieben ist. Trotzdem kann er die Stimmung und alles sehr gut wieder geben. Besonders Spaß macht es, ihm zuzuhören, wenn er eine der komplizierten Wortneuschöpfungen vorträgt.

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Ein besonderes Buch

Von: Eva-Maria Obermann

24.10.2017

Prinzessin Insomnia leidet an einer kuriosen Krankheit – sie kann nicht schlafen. Oft bleibt sie tagelang wach und versucht sich von der Schlaflosigkeit abzulenken, denkt sich Regenbogenerfindungen aus und wandelt durch das Schloss. Eines Abends erscheint ein Nachtmahr, Havarius Opal, der ihr ankündigt, sie wahnsinnig machen zu wollen, und sie in ihren eigenen Kopf entführt. Dieser Roman ist auf mehrere Arten ein besonderer. Zum ersten ist es kein klassischer Zamonienroman, in dem der Leser diese fantastische Welt kennenlernt und ein großes Abenteuer präsentiert bekommt. Die Handlung spielt sich anfangs im Schluss der Prinzessin und dann eben maßgeblich in ihrem Kopf ab – wobei das auch eine fantastische Welt ist. Moers schafft es, eine Mischung aus biologischen Gegebenheiten und wunderbaren Vorstellungen hier zu vereinen. Die bildliche Darstellung im Text ist durchweg großartig. Wenn sich der Leser auf diese Reise einlassen kann, hat er schon gewonnen. Besonders ist aber auch, dass gerade das Abenteuer sehr spät einsetzt. Das erste drittel ist durchweg der Blick auf die Prinzessin, die durch ihre Gänge wandelt, Türme hochsteig und müde werden will. Sie erfindet Worte, Regenbogenerfindungen, sieht fast unsichtbare Zwerge im Zwielicht des Tages. Wer „Action“ erwartet, wird hier zwangsläufig enttäuscht. Wer aber genau hinsieht, erkennt dass dieser Teil eine Geschichte über das Erzählen selbst ist. Über das Erschaffen von Figuren, dem kreativen Prozess des Erfindens und eine Liebeserklärung an die Fantasie. Dieser Teil sollte meiner Meinung nach nicht in einem Rutsch gelesen werden, sondern bewusst, mit voller Aufmerksamkeit, nach und nach. Es passiert vom Geschehen her nichts in diesem ersten Drittel. Aber gerade das zeigt nicht nur, wie langatmig Kreativität und Denkprozesse von außen sind, sondern auch wir verzweifelt die Prinzessin in ihrer Situation. Manche Leser könnten diesen Teil mit Sicherheit langweilig bezeichnen, weil wir schnelle Handlungen und eine Exposition von wenigen Seiten gewohnt sind, doch er führt Schritt für Schritt in genau die Situation ein, in der die Prinzessin sich befindet. Er ist voller Wunder im Kleinen und gleichzeitig wie eine einzige, scheinbar endlose Abschweifung. Und das obwohl Mythenmetz gar nicht auftritt. Die Handlung setzt im Grund erst mit Erscheinen des Nachtmahrs ein und bleibt auch dann eher verhalten. Nach dem Motto, der Weg ist das Ziel, gibt es viele kleine Abenteuer und das große treibt dem Leser jetzt auch nicht den Schweiß auf die Stirn. Es ist ein sachtes Buch, voller großartiger Bilder, feiner Psychologie und Anregungen. Ein besonders Buch eben. Und wie so oft, muss man sich auf ein besonders Buch einlassen können. Es ist keine Berieslung, keine schnelle Unterhaltung und gerade das macht es für mich sehr lesenswert.

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Toller zamonischer Roman über die Kraft der Gedanken

Von: Letusreadsomebooks

19.10.2017

Walter Moers ist zurück. In seinem neuen Roman Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr kehrt der Leser zurück nach Zamonien – vermutlich anders als viele Fans erwartet haben. Doch muss das jetzt unbedingt etwas Negatives sein? Moers besticht erneut mit unbändiger Kreativität und einer wunderbar rührenden Hintergrundgeschichte zum Buch. Prinzessin Dylia kann nicht schlafen, mal wieder. Nun sogar seit achtzehn aufeinanderfolgenden Nächten nicht mehr! Der gesamte zamonische Hofstaat versucht, ihr zu helfen, mit eigens komponierten Sinfonien, Pillen und Tränken, maßgeschneiderten Kopfkissen und siebentausend Duftkerzen – doch alles vergeblich. Als Dylia wieder einmal versucht, endlich einzuschlafen, sitzt plötzlich eine äußerst hässliche, alptraumfarbene Gestalt auf ihrem Brustkorb: der professionelle Nachtmahr Havarius Opal. Sie sei auserwählt, von ihm persönlich heimgesucht zu werden, bis er sie in den Wahnsinn getrieben hat. Um ein letztes Abenteuer zu erleben, entführt Opal die zamonische Prinzessin ins Dunkle Herz der Nacht, in ihre eigenen Gedanken und Träume. "Niemalsweh Das ist das Fernweh nach einem Ort, an den man nie gelangen wird, weil er gar nicht oder nur in der Phantasie existiert. Entfernt verwandt mit dem Phantomschmerz. Ich hab noch einen Koffer in El Dorado war ein populärer zamonischer Niemalsweh-Schlager, der sich mit dieser seltenen und seltsamen Sehnsucht beschäftigte." Prinzessin Insomnia ist, wie andere Zamonien-Romane zuvor auch, vom fiktiven zamonischen Schriftsteller Hildegunst von Mythenmetz verfasst worden, und „ins Deutsche übersetzt“ von Walter Moers. Es beginnt mit den harmlosen, kreativen aber gleichzeitig auch ein wenig verrückten Zeitvertrieben der zamonischen Prinzessin Dylia, die auf Teufel komm raus einfach nicht schlafen kann. Da ihr kleines hübsches Köpflein aber ohnehin selten zur Ruhe kommt, erdenkt sie sich in ihren schlaflosen Nächten Regenbogenerfindungen wie den regenbogenfarbenen Spätnachmittagstee oder den regenbogenfarbenen Tornado, sie erwählt täglich dreizehn sogenannte Pfauenwörter aus dem zamonischen Wörterbuch, welche sie im Laufe des Tages unbedingt benutzen muss und beobachtet die zerbrechlichen Zwielichtzwerge bei ihrem kunterbunten Treiben. "Niemand konnte sich an all seine Träume erinnern, dafür sind sie viel zu bescheuert und zu zahlreich, aber manche sind unvergesslich. Wie konnte sie diese besonderen Träume aufbewahren? In Traumschubladen vielleicht? Oder in Traumkartons? Oder lieber in offenen Traumregalen wie Bücher? Das war übersichtlicher. Konnte man Träume stapeln? Auf Bügel hängen? Zusammenfalten? Oder wie Söckchen aufrollen? Was hatten Träume eigentlich für eine Form? Alle die gleiche, wie Eier? Oder eine ähnliche, aber immer leicht veränderte, wie Tassen? Oder jedes Mal eine komplett andere Form, wie Wolken?" Um sich das ganze mehr oder weniger ausführlich durchlesen wollen, muss man schon Lust haben auf abenteuerliche Alliterationen (Oder doch eher ein Alliterations-Alptraum? Das entscheidet ihr. Ich bin eindeutig im ersten Team!), unsinnige Erfindungen und wirre Wortakrobatik. „Walter Moers, amtierender Weltmeister im Anagrammieren“ steht in „Der Nachtmahr – Magazin für schlaflose Nächte“ geschrieben, dem kleinen, liebevoll gestalteten, fiktiven Magazin des Knaus-Verlags, begleitend zum Buch. Als sich die unbeirrbar optimistische Dylia und die Nervensäge Opal auf den Weg in Dylias Gehirn begeben, wird alles ein wenig düsterer, die regenbogenfarbenen Dinge verschwinden und gefährliche Wesen wie die Zergesser oder die an Dementoren erinnernden Irrschatten erscheinen und erschweren den beiden den Weg nach Amygdala, dem Zentrum der Angst. Trotz drohender Gefahren bleiben Dylia und der Nachtmahr jedoch recht zuverlässig und verlieren nie die Lust am diskutieren. Zeitweise werden dabei Witze und Wortschöpfungen ausgepackt, die recht flach daher kommen und mich ein bisschen an den Humor meines Opas erinnern, wie zum Beispiel die Wörter Schmopfkerzen und Spuckerziegel. Andere Gedankenspiele und Einfälle von Moers sind schlichtweg genial wie kreativ. Alleine die völlig verbeamtete und bürokratisch ad absurdum geführte Gehirnregion des Thalamus! Auch wenn Prinzessin Dylia nur ein einziges statt vieler verschiedener Abenteuer in diesem Buch erleben darf und sich nicht in der großen, weiten Welt Zamoniens, sondern „lediglich“ in ihrem kleinen, zamonischen Gehirn bewegt, kann man Moers definitiv keinen Mangel an Einfallsreichtum vorwerfen. „Früher oder später wirst du dadurch die Kontrolle über dein Gehirn verlieren. Die ganze Chemie darin wird umkippen, und alles gerinnt zu übersäuertem Gedankenbrei. Das ist ein völlig natürlicher und organischer Vorgang. Es ist wie bei Pflanzen, die zu viel Wasser bekommen. Sie gehen durch Überbeanspruchung ein. Denn ich werde immer da sein, in jeder Sekunde deiner künftigen Existenz. Dich mit meiner Zuwendung überschwemmen und an den Rand deiner nervlichen Belastbarkeit treiben. Es wird sein wie eine endlose Kutschfahrt über holpriges Gestein – irgendwann wünscht man sich nur noch, dass die Karre in eine Schlucht stürzt. Nur damit es endlich vorbei ist.“ Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr ist eine Geschichte, die nicht von Walter Moers selbst illustriert wurde, tatsächlich sein erster eigener Roman, bei der er diese Aufgabe an jemand anderes abgetreten hat. Lydia Rode heißt die junge Dame, die das Buch unglaublich schön mit ihren Illustrationen komplettiert hat. Und sie ist auch der Grund, warum das Buch überhaupt existiert. Lydia leidet seit acht Jahren unter dem chronischen Fatigue- oder Erschöpfungssyndrom (CFS) und schrieb Walter Moers einen Brief, in welchem sie ihm erklärte, dass seine Zamonien-Romane ihr durch die schlaflosen Nächte helfen würden. Nach regem Briefwechsel entdeckte Moers Lydias kreatives Talent und entschied sich zu einer wunderbaren Kooperation – ein gemeinsames Projekt namens Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr, dessen Prinzessin Dylia – unschwer zu verkennen – von Lydia selbst inspiriert ist. "[…]es gehörte zu den bizarren Eigenschaften ihrer Krankheit, dass selbst Erschöpfungsschlaf ihr keine Erholung verschaffte, sondern sie nur noch mehr auslaugte. Und auch, dass sie sich eigentlich immer am ausgeschlafensten fühlte, wenn sie gar nicht geschlafen hatte, obwohl Dylia das niemandem so richtig erklären konnte, nicht einmal sich selbst. Egal! Irgendwann würde sie in diesen gespenstischen Dämmerzustand fallen, in dem sie dann nicht mehr wusste, ob sie A. immer noch wach war oder B. schon mehrmals eingeschlafen und jetzt wieder wach war oder C. fest eingeschlafen war und immer noch träumte oder D. eventuell eine Ameise auf dem Mars war, die davon träumte, eine zamonische Prinzessin zu sein."

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Cover Das Cover passt allgemein zu den Moers Büchern und hat eine Haptik, die etwas an Schuppen erinnert, das hat mir gut gefallen. Im Fokus steht der Nachtmahr Opal, der in der Geschichte eine große Rolle spielt. Protagonisten Dylia Insomnia ist eine Prinzessin mit einem großen Problem: Sie hat eine Krankheit, die sie nicht schlafen lässt. So lernen wir sie eher aufgedreht als müde kennen und diese Persönlichkeit lässt uns auch so schnell nicht los. Sie hat einen tollen Charakter, wie ich finde. Mit gutem Humor und einem großen Wortschatz gesegnet, liebt sie alles was mit Wörtern zu tun hat. Sie überlegt sich zum Beispiel sehr schwierige Wörter, die sie in ihren Tag integrieren möchte, das fand ich sehr spannend und toll gemacht. Für einen Menschen, der so wenig schläft hat sie einen ziemlichen Scharfsinn für bestimmte Dinge, die einem normalen Menschen wohl garnicht aufgefallen wären. Havarius Opal ist ein Nachtmahr, der Dylia heimsuchen möchte. Gemeinsam mit ihr unternimmt er dieses Abenteuer. Am Anfang fand ich ihn wahnsinnig unfreundlich, das legt sich aber während der Geschichte, da man sich einfach an seinen Charakter gewöhnt. Er ist immer wieder für Überraschungen gut und hat die Geschichte richtig gut aufgepeppt. Schreibstil Lange haben wir auf einen neuen Walter Moers gewartet und nun ist er endlich da. Mit seinem tollen Schreibstil schafft er es wieder den Leser zu verzaubern und schickt ihn diesmal auf eine sehr interessante Weiße durch das Menschliche Gehirn. Gespickt mit wunderschönen Bildern ist das Buch ein toller Hingucker, nicht nur für Bücherfans. Ich fand die Geschichte sehr spannend, es gibt immer wieder neue Dinge die man entdeckt und lernt, diese Reise war teils sehr verwirrend, aber dann auch wieder wunderschön. Mit viel Wortgewalt merkt man hier direkt: Das ist ein Moers. Er schafft es immer wieder sehr schwierige Wörter einfach in eine Geschichte zu integrieren und hier haben wir einige davon. Manchmal fand ich es etwas mühsam, diese Wörter zu lesen, das hielt sich aber in Grenzen, da diese Wörter auch noch in Regenbogenfarben geschrieben waren. Autor und Illustratorin Walter Moers ist der Schöpfer vieler erfolgreicher Welten und Charaktere. Seit fast 20 Jahren schreibt er fantastische Romane, die auf dem Kontinent Zamonien spielen. Dazu gehören unter anderem die internationalen Bestseller "Die 13 ½ Leben des Käpt`n Blaubär", "Die Stadt der Träumenden Bücher" und zuletzt "Das Labyrinth der Träumenden Bücher". "Prinzessin Insomnia" ist der siebte Zamonienroman. Lydia Rode lebt, malt und zeichnet in Berlin. Ihre Aquarelle für "Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr" sind ihre ersten veröffentlichten Illustrationen. Einzelbewertungen Schreibstil 5/5 Charaktere 5/5 Spannung 5/5 Ende 5/5 Cover 4/5 Fazit Ich habe mich unglaublich auf den neuen Moers gefreut und wurde wieder einmal nicht enttäuscht. Er hats einfach drauf, der gute Herr Moers

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