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Rezensionen zu
Bad Feminist

Roxane Gay

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Im Zuge der #metoo-Debatte sprossen die Bücher zum Thema Feminismus beinahe wie Unkraut aus dem Boden. Frauen jedes Alters positionierten sich lautstark zu den unterschiedlichsten Themen des "Frau-Seins", wie zum Beispiel der Frage, ob man sich unter Würde verkaufe, wenn man dann doch irgendwie die Farbe "pink" mag, wie man zu Musik und/oder Literatur stehen solle, in der ein schlechtes Frauenbild dargestellt wird und generell wie man sich in Diskussionen über das Bild der "modernen Frau" zu verhalten habe. Ratgeber waren überall, Streitschriften für die Rechte der Frauen standen in Massen in unserem Buchladen und irgendwie hatte man als Buchhändler das Gefühl, genau diese Bücher auch empfehlen zu müssen, weil man ihn doch sonst nicht richtig unterstützen würde, den laut tobenden Kampf für die Rechte der Frau. Plötzlich war ein jeder Feminist und nur eine falsche Äußerung zog einen Schwall von Beschimpfungen nach sich - es gab schließlich Regeln, an die man sich als guter Feminist halten musste. Roxane Gay tut das allerdings nicht - und gibt sich selbst lautstark den Titel "Bad Feminist". In ihren viel diskutierten Essays gesteht sie frei heraus ihre Vorliebe für schlechte Fashion-Magazine und schreibt über frauenfeindlichen Rap von Musikern, die sie trotz dessen für ihre Musik verehrt. Voller Selbstironie zieht sie die Grenzen des Feminismus' und stellt sich mehr als einmal die Frage: Wann bin ich eine schlechte Feministin - und wieso? Ist es noch gesellschaftlich gestattet, gerne zu kochen? Darf Putzen als Frau überhaupt noch Spaß machen oder ist das schon der Anfang vom Ende? Und wieso zum Teufel muss man plötzlich seine Vorliebe für die Farbe "pink" verleugnen, um dem Bild einer selbstständigen Frau zu entsprechen? Voller Sarkasmus offenbart Gay all jene Dinge, die uns zu schlechten Feministen machen und lockert dabei das starre, festgefahrene Bild vom "echten" Feminismus gehörig auf. Aktuell wie nie zerreißt sie Bücher und Serien, hinterfragt die Handlung von Filmen und liefert in vielen ihrer Essay neue Erkenntnisse. Roxane Gay stellt den Feminismus auf den Kopf und kritisiert nebenbei, so ernst wie nie, Politik, Medien und gesellschaftliche Konventionen. Und so gelangt man am Ende des Buches vor allem zu einer Erkenntnis: das Ganze ein bisschen lockerer zu sehen. Dabei bezieht sich dies keinesfalls auf die Rechte der Frau oder auf Aspekte wie Geschlechtergleichheit - diese vertritt Gay energisch und resolut, sie widerspricht, protestiert und mahnt an. Gleichzeitig fordert sie uns jedoch auf, unseren Fehlern etwas mehr Raum zu geben, all jene kleinen Dinge zu akzeptieren, die uns zu "schlechten" Feministen machen - und trotzdem weiter laut, wild und ungebremst für die Rechte der Frau einzustehen. P.S.: Alle männlichen Endungen schließen die weiblichen Endungen mit ein - Text-Flow und so. Beschwerden über schlechten Feminismus können gerne als Kommentar hinterlassen werden - werden dann allerdings gelöscht.

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"Mist" war das einzige was ich dachte, als ich alleine schon den Klappentext gelesen habe - ich bin eine schlechte Feministin. Klar, ich liebe es andere Frauen zu supporten und bin absolut kein Fan von Body oder Beauty Shaming leglicher Art. Jede Frau ist wunderschön, egal welche Haut- oder Haarfarbe sie hat, egal welche Statur sie hat oder egal ob sie schiefe oder gerade Zähne hat. Frauen müssen zusammen halten. Und im gleichen Augenblick schmettern wir alle 50 Cents "Candy Shop" aus vollem Hals im Club mit und wackeln den Hintern dazu. Viel mir vorher nie auf, das ich damit weniger feministisch sein kann. Natürlich ist mir bewusst das 90% aller Titel in der Rap Szene absolut nicht Frauenfreundlich sind, sondern uns wie Accessoires mit gemachten Brüsten, Fake Nails, Lashes und Hair darstellen - was solls denke ich mir ... ich mags halt (jetzt nicht unbedingt 50 Cent aber das war ein gutes Beispiel). Roxane Gay hat das ganze auch toll in einem Kapitel zusammen gefasst, welches sich liebevoll "Liebe junge Ladys, die ihr Chris Brown so sehr liebt, dass ihr euch von ihm schlagen lassen würdet" nennt. Ich musste nicht nur einmal bei einer Kapitelüberschrift ihrer Essay Sammlung schmunzeln. Ihre (zum Teil Selbst-) Ironische Schreibweise hat mir gleich von Anfang an gefallen. Es geht in Bad Feminist aber nicht nur um die Popkultur, sondern auch um Gender, Race (insbesondere die Entwicklung des Feminismus der Afroamerikanischen Frau) und auch Politik. Wo fängt Feminismus an - wo hört er auf? Vorallem, wo wird er "Bad". Bin ich schon eine schlechte Feministin, weil ich lieber koche als ich meinen Mann kochen lasse? Weil ich die Wohnung am liebsten alleine sauber halte, weil ich dann weiß, dass alles so ist wie ich es haben will? Roxane Gay gibt ganz neue Aspekte in ihrem Buch und einige Denkanstöße. Ich habe es schlichtweg geliebt und kann es jeder Frau absolut ans Herz legen! Ein grandioses Werk über die moderne Frau und die kleinen Dinge, die uns alle zu schlechten Feministinen machen.

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Bad Feminist

Von: Lesepirat

05.07.2019

Roxane Gay ist alles andere als die perfekte Feministin. Sie liebt viele Dinge, die eigentlich ein schlechtes Frauenbild haben. Dazu zählen zum Beispiel Rapmusik, Frauenmagazine und einige TV-Serien. Außerdem mag sie die Farbe Pink. Feminismus ist heutzutage allerdings bereits in der Popkultur angekommen und es ist teilweise chic geworden, sich als FeministIn zu bezeichnen. Roxane Gay möchte aber vor allem eins sein: ehrlich und dabei sie selbst. Frei nach dem Motto: Lieber eine schlechte Feministin sein als gar keine, verfasst sie ihre Essays und erhebt ihre Stimme. Bad Feminist ist meiner Meinung nach eine gute Ansammlung von Essays über wichtige Themen. Ich habe persönlich viel dazugelernt und mir plötzlich über Dinge Gedanken gemacht, über die ich vorher nicht nachgedacht habe. Die Essays sind unterschiedlich lang und decken viele Themen ab. Manche davon haben mich mehr angesprochen, als andere. Dazu ist außerdem zu sagen, dass insgesamt viele ernste Dinge besprochen werden. Das macht es für mich zu einem Werk, das man nicht „mal einfach so nebenbei“ lesen kann. Ich bin dabei ähnlich wie bei Gedichten der Meinung, dass man diese sacken lassen und darüber nachdenken und reflektieren muss. Glaubt mir, ich habe viel nachgedacht und auch bestimmte Dinge überdacht. Dabei schriebt die Autorin anschaulich und manchmal auch witzig. Mir hat Bad Feminist sehr gut gefallen. Fazit Roxane Gay schafft es, mit ihren Essays Dinge kurz und präzise auf den Punkt zu bringen. Sie schreibt spannend, witzig, informierend und ausdrucksstark. Bad Feminist bekommt von mir 5/5 Sterne.

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Von Roxane Gay habe ich bereits letzten Monat ein Buch vorgestellt. In ihrem Werk Hunger ging es um ihr Leben als sehr übergewichtige Frau. In ihrem Bekannteren Werk Bad Feminist hat sie Essays zu den folgenden Themenkomplexen gesammelt: Ich Gender & Sexualität Race & Entertainment Politik, Gender & Race Zurück zu mir Das Buch bietet ein breites Spektrum an Texten, in Gays gewohnt gutem Schreibstil. So breit wie die Themenvielfalt, so war auch meine Reaktion auf die ganzen Essays – von stürmischer Zustimmung über interessierte Rezeption bis hin zu Verwunderung. Gerade ihr Essay zum Thema Scrabble hat mich doch etwas ratlos zurückgelassen. An vielen Stellen spricht sie über andere Bücher und Serien, aber so richtig gefallen haben mir diese Besprechungen und Verweise nur, wenn ich besagte Werke auch kannte (was gefühlt nur 50% der Zeit der Fall war). Wenn dem so wahr, war ich aber Feuer und Flamme: Ihren Ausführungen über 50 Shades of Grey und Twilight und den darin enthaltenen zweifelhaften ‘Märchenprinzen’ kann ich nur zustimmen. Ganz besonders berührt hat mich aber ihr Essay “Das achtlose Sprechen über sexuelle Gewalt”, in dem sie Medien anprangert absichtlich Sprache zu verwenden, die Gewalt gegen Frauen abschwächt. Roxane Gay kann sehr gut schreiben, das muss man ihr lassen. Und auch wenn mich nicht alle Essays in diesem band angesprochen haben, waren doch ein paar Perlen dabei, für die sich der Kauf allemal lohnt.

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Warum bad feminist? Warum gibt jemand einen feministischen Essayband heraus und nennt ihn dann ausgerechnet Bad Feminist? Als wäre es positiv, eine schlechte Feministin zu sein. Aber das ist es genau, was Roxane Gay für sich selbst entschieden hat und uns allen mit auf den Weg gibt: Es ist besser, eine schlechte Feministin zu sein, als keine zu sein. Feminismus ist komplex und es ist ok, nicht allen (vermeintlichen) Erwartungen an eine Feministin gerecht zu werden. Denn wir sind alle nur Menschen und kein Mensch ist perfekt. "Ich bin davon überzeugt, dass Feminismus grundsätzlich dafür kämpfen muss, dass Frauen Entscheidungen frei treffen können, auch wenn ich selbst mit ihren Entscheidungen nicht übereinstimme. Ich glaube, dass Frauen […] überall auf der Welt Gleichheit und Freiheit verdienen, aber ich weiß auch, dass ich nicht dazu befugt bin, Frauen aus anderen Kulturen zu sagen, wie diese Gleichheit und diese Freiheit aussehen sollen." (Roxane Gay: Bad Feminist. btb Verlag 2019, S. 10) Für mich sind die Kapitel, in denen Gay ganz grundsätzlich über Feminismus spricht, die stärksten des Bandes. Sie fordert mehr Inklusion und Toleranz und räumt mit Klischees auf, die angeblich eine ‚echte‘ Feministin ausmachen. Ja, wir dürfen Pink mögen, unser Frausein feiern und die ‚falschen‘ Filme gut finden, obwohl wir es eigentlich besser wissen. Feministinnen sind keine männerhassenden Schreckschrauben und sie müssen nicht perfekt sein. Dieser Essayband macht jedem Mut, sich stolz als Feministin zu identifizieren. Also egal, ob man in der Hinsicht noch einen kleinen Schubs braucht, oder einfach mal wieder gerne daran erinnert wird: Die Botschaft von Bad Feminist ist wichtig und für jeden eine absolute Leseempfehlung. Unsere Gesellschaft: Gay hinterfragt in ihren Essays permanent unsere Gesellschaft und fordert die längst überfällige Veränderung. Viele der Dinge, die sie anspricht, sind weitegehend bekannt, andere haben sich so in unseren Alltag und unser Weltbild eingeschlichen, dass sie kaum hinterfragt werden. Gays Ausführungen reichen von den Erwartungen an Frauen bezüglich des Aussehens und Verhaltens, über die fragwürdige Existenz des Genres Frauenliteratur bis hin zu Rape Culture und Abtreibungsgesetzen. Dabei kommt sie immer wieder auf die Popkultur zu sprechen. Viele ihrer Argumente verdeutlicht sie an Büchern, Filmen oder Serien. Aber auch den Sonderstatus, den Prominente in unserer Gesellschaft einnehmen, hat sie auf dem Schirm. So prangert sie beispielsweise an, wie Stars durch ihren Status weniger Konsequenzen für schlechtes Verhalten erfahren. Erkenntnismomente: In vielerlei Hinsicht haben Gays Essays mir die Augen geöffnet. Insbesondere, was Rassismus angeht. Durch den persönlichen Bezug, den Gay immer wieder herstellt, ist es extrem leicht, einen Zugang zu finden. Sie spricht ganz allgemein über die Repräsentation von Schwarzen Menschen im TV und die Polizeigewalt, die sie immer wieder erfahren. An diese Themen kann man nicht oft genug erinnert werden. Doch darüber hinaus geht Gay ganz speziell auf die Problematik verschiedener Filme ein, darunter gehypte Blockbuster wie The Help (dt.: Gute Geister), 12 Years a Slave oder Django Unchained. Besonders das Kapitel zu The Help hat mich persönlich sehr beschäftigt, da ich Buch und Film sehr mochte. Mir wäre nie aufgefallen, was an diesem Film alles problematisch ist. Wenn Gay die Dinge anspricht, wirken sie derart offensichtlich, dass ich richtig beschämt bin über meine bisherige Blindheit. Aber ich wage zu glauben, dass ich durch Gays Ausführungen eine neue Perspektive kennengelernt habe, die mich in Zukunft sensibler für rassistische Darstellungen in Literatur und Film macht. Sehr persönlich: Gays Texte sind sehr persönlich. Sie behauptet auch nicht, allgemeingültige Wahrheiten zu präsentieren, sondern schreibt frei ihre Meinung. Meist mit einer gehörigen Portion Sarkasmus, der selbst ernsten Themen einen Unterhaltungswert gibt. Doch persönlich heißt auch, dass sich ein ganzes Kapitel den Scrabble-Meisterschaften widmet, an denen Gay teilgenommen hat, oder ein anderes ihrer Arbeit am College. Es ist zwar ganz nett, etwas über die Autorin zu erfahren und ich weiß jetzt mehr über Scrabble, als ich je für möglich gehalten hätte, aber so richtig mitnehmen konnte ich aus diesen Kapiteln Nichts. Außerdem stimme ich mit Gays persönlichen Ansichten nicht immer überein. Doch manchmal braucht man auch genau diese Reibungen mit Ansichten anderer, um sich über seinen eigenen Standpunkt klar(er) zu werden. Starke Stimme: Bad Feminist ist ein Buch, das unangenehme Themen anspricht und seine Leser*innen wachrüttelt. Gut gesetzter Sarkasmus und Gays Treffsicherheit, die Dinge auf den Punkt zu bringen, machen diese wichtige Lektüre sogar zum Lesevergnügen. Ich habe selten so viele Stellen in einem Text markiert, nur um mich dann kaum für ein Zitat für die Rezension entscheiden zu können. Dennoch sollte man beim Lesen eine gewisse Toleranz für ein etwas loses Gesamtkonzept mitbringen und scheinbar wahllos eingestreute Kapitel verzeihen können.

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Ich muss gestehen, dass die nähere Auseinandersetzung mit dem Feminismus bisher etwas an mir vorbeigegangen ist. Vielleicht liegt das daran, dass ich mich in der privilegierten Situation befinde, dass ich mich nie bzw. sehr selten aufgrund meines Geschlechts diskriminiert fühle. Klar finde ich es wichtig, Frauenrechte zu stärken und dafür zu sorgen, dass Männer und Frauen gleich behandelt werden. Dennoch war das Thema immer so weit weg für mich, da ich immer dachte: wir haben doch schon so viel erreicht, wir werden doch - zumindest hier in der westlichen Welt - nicht mehr diskriminiert?! Übrigens ein Trugschluss, den auch Roxane Gay in ihrem Buch aufdeckt und kritisiert! Ich habe mich also sofort angesprochen gefühlt. Natürlich muss man nur mal Nachrichten schauen oder sich in bestimmte Debatten in sozialen Netzwerken einlesen, um zu sehen, dass eben nicht alles gut ist, nur weil man sich gerade persönlich nicht benachteiligt fühlt. Und wenn man einmal anfängt, sich damit auseinanderzusetzen, fallen einem doch immer mehr kleine und große Ungerechtigkeiten auf. Problematische Frauen- und Männerbilder, die sich schon so selbstverständlich in unseren Alltag eingefügt haben, dass sie kaum bemerkt werden, als normal wahrgenommen werden. Aber auch Ungerechtigkeiten, die vielleicht über die kleine persönliche Alltagswelt hinausgehen und gesamtgesellschaftliche Probleme darstellen, die endlich mal angesprochen und behoben werden sollten. Mit Bad Feminist hatte ich dann endlich ein Buch gefunden, das perfekt zu sein schien für mein Herantasten an dieses komplexe Thema. Roxane Gay beschreibt sich selbst auf dem Klappentext als schlechte Feministin, weil sie eben nicht dem typischen Bild einer Feministin entspricht und diese auch nicht sein will. Sie mag Pink, liest gerne Modezeitschriften und kann auch mal zu Musik tanzen, von der sie eigentlich weiß, dass die Texte äußerst problematisch sind. Aber sie will lieber eine schlechte Feministin sein, als gar keine. Darin konnte ich mich sofort wiedererkennen. Bei Bad Feminist handelt es sich um eine Essay-Sammlung. In dieser setzt Gay sich jedoch nicht nur, wie der Titel zunächst vermuten lässt, mit Gender-Fragen, sondern auch mit den Themen Rassismus und Gewalt auseinander, was ich ebenfalls sehr spannend fand. Diese Themen werden sowohl vor einem gesellschaftlichen und politischen, als auch vor dem Hintergrund der Unterhaltungsindustrie behandelt, welche ja einen nicht unwesentlichen Beitrag zu unseren Ansichten und Einstellungen leistet.<br>Die Autorin nimmt besipielsweise einen Song, ein Buch, eine Serie oder aber auch die Aussage eines Politikers oder einen medial ausgeschlachteten Vergewaltigungsfall zum Anlass, um anhand dieser Beispiele Geschlechterrollen in Fernsehen und Musik und Literatur, die Repräsentierung von PoC in Filmen, Abtreibungsgesetze und vieles mehr zu erörtern. Immer wieder greift sie auf eigene Erfahrungen zurück und nimmt sich selbst bei ihrer Kritik nie aus, sondern sieht ihre eigene Verantwortung, was ich sehr erfrischend fand. Allgemein nimmt sie immer die Frauen mit in die Verantwortung, was ich äußerst wichtig finde. So kritisiert Sie auch die Selbstdarstellung von Frauen und unseren Umgang untereinander. "3A. Wenn Sie das Gefühl haben, es sei schwierig mit Frauen befreundet zu sein, ziehen Sie in Betracht, dass vielleicht nicht die Frauen das Problem sind. Vielleicht sind Sie es einfach selbst. 3B. Ich war diese Art Frau. Sorry, dass ich urteile." Bad Feminist, Roxane Gay, S. 70 Ich muss zugeben, dass ich nicht mit jedem Essay etwas anfangen konnte und auch nicht immer mit ihrer Meinung übereinstimmte. Aber genau das macht solche Bücher ja interessant. Aber manchmal wusste ich einfach nicht recht, was sie mit dem was sie schreibt, überhaupt aussagen will. So gibt es zum Beispiel ein Essay, in dem sie lang und breit über ihre Teilnahme an Scrabble-Meisterschaften berichtet. Ich wusste nicht, was mir das sagen sollte und war ziemlich schnell gelangweilt. Die darauffolgenden Essays konnten diesen Eindruck aber immer ziemlich schnell wieder ausgleichen. Die meisten Essays fand ich sehr spannend und anregend. Ich war oft schockiert. Über diese Welt, aber auch oftmals darüber, dass ich nie genauer über bestimmte Ansichten, Rollen und mediale bzw. gesellschaftliche Standards nachgedacht habe. Das Buch hatte also genau den Effekt bei mir, den man sich von einem solchen Werk erhofft! Roxane Gay hat dabei eine so unkomplizierte, authentische Art über diese schwierigen Themen zu schreiben, dass man manchmal das Gefühl hat, als würde man sich mit einer Freundin bei einer Tasse Kaffe darüber unterhalten. Für ein Sachbuch mit nicht gerade leichtem Inhalt lies sich Bad Feminist also für mich unglaublich flüssig lesen. Auch wenn mich nicht alle Essays überzeugen konnten, spreche ich für dieses Buch eine klare Leseempfehlung aus. Gerade für Menschen, die - wie ich - bisher nicht viel mit dem Thema am Hut hatten. Es gibt interessante Denkanstöße und hat mich wachgerüttelt und mir gezeigt, dass vieles einfach so selbstverstädlich in unserer Gesellschaft, in den Medien und in unserem Leben verankert ist, dass man es als normal wahrnimmt, dass es dadurch jedoch auf keinen Fall weniger problematisch ist. "...einfach wieder einmal eine Erinnerung daran, dass für Mädchen und Frauen immer andere Regeln gelten, egal, wer sie sind, egal, was sie tun." Bad Feminist, Roxane Gay, S. 406 In ihrem Buch gibt Roxane Gay zudem einige interessante Literaturtipps und hat es durch ihre Erläuterungen definitiv geschafft, dass zumindest ich mich in Zukunft noch deutlich mehr mit dem Thema Feminismus auseinandersetzen werde. Denn auch ich bin lieber eine schlechte Feministin, als gar keine!

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Ich liebe dieses Buch! Ich stimme vielleicht nicht in allen Punkte mit der Autorin überein, aber das muss ich auch nicht, um es begeistert lesen zu können. Roxane Gay hat so viel Wichtiges zu sagen und es ist so viel mehr, als es der Titel hergibt. Feminismus steht im Mittelpunkt, doch die Autorin schreibt auch von weiteren Themen. Rassismus, Transgender, Gewalt – und vor allem über unsere Gesellschaft, unseren Einfluss auf diese Themen. Was tun wir oder was tun wir eben nicht?! Und sie schließt sich nicht aus, entzieht sich nicht, sondern bezieht sich mit ein, schreibt, „Wir sind unserer Verantwortung für euch nicht gerecht geworden, als …“ (S. 241-242) – ein Abschnitt der Gänsehaut entstehen lässt, einer von vielen! Die Autorin schreibt von unserer Verantwortung der jungen Generation gegenüber, von unserer Verantwortung, welches Frauen- und Männerbild durch unser Verhalten entsteht. Beispiele anhand von Szenen die nicht im Stillen geschehen sind, sondern (fast) stillschweigend hingenommen wurden. Ein autobiographisches Sachbuch. Sie schreibt ihre Gedanken zu all den aktuellen Themen um den Feminismus auf, ohne jedoch den Leser*innen ihre Sicht überzustülpen. Und sie nimmt sich nicht aus, nie. Sie hinterfragt sich selbst und verführt dadurch sich selbst zu hinterfragen und zu reflektieren. Ihr geht es nicht darum was guten Feminismus ausmacht, ihr geht es um das sich bewusst machen der Problematiken unserer heutigen Zeit. Der Feminismus als Karikatur, denn das ist es geworden und sie zeichnet diese Bild wundervoll, um im Anschluss die eigentlichen Grundpfeiler des Feminismus wieder in Erinnerung zu bringen und sie zeigt auf, wo der Feminismus noch Schwächen hat. "Frauen of Color, queere Frauen und Transgender-Frauen müssen im feministischen Projekt besser verankert werden." (S. 10) Während Felicia Ewert vom Mainstream Feminismus spricht, ist es bei Roxane Gay der Ideal-Feminismus. Diese beiden Bezeichnungen zeigen was unserer Bewegung fehlt und es ist so verdammt wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen! Dafür sind weder Bücher, Filme, Serien, Kunst oder Personen der Öffentlichkeit vor Roxane Gay sicher! All ihre Beispiele sind fundiert recherchiert und in Einzelteile zerlegt worden – immer mit dem Blick auf sich selbst. Lieder die sie mitsingt, Zeitschriften die sie durchblättert, Bücher die sie liest. Sie beschreibt sich, ihr Leben, ihre Gedanken, ihre Erfahrungen als Frau und als Schwarze Frau. Sie macht aufmerksam. Sie kritisiert. Sie öffnet die Augen. In einem ihrer genannten Filmbeispiele wird über 100, ü.b.e.r h.u.n.d.e.r.t Mal ein Wort genutzt, welches damals und heute ganz klar eine rassistische Stellung aufweist. Und wie die Autorin es auch im Buch geschrieben hatte, diente es im Film an keiner Stelle zur historischen Skizzierung. Ebenso befasst sich die Autorin mit der Filmszene im Allgemeinen. Wenn sie aufzeigt, wer Mehrheitlich die Rollen der Bediensteten in Filmen spielt, muss ich immer wieder erkennen, wie viel unsere Gesellschaft noch zu (er)lernen hat! „Race & Entertainment“ ist ein Teil des Buches, in der sie sich nicht nur mit dem (heutigen) Frauenbild auseinandersetzt, sondern auch den immer noch bestehenden Rassismus aufzeigt. Dank diesem Abschnitt habe ich einen anderen, sensibilisierten Blick darauf! Ebenso dient ihre Vielzahl an Buch- und Filmbeispielen (Serien) dazu, die Problematik des heutigen Frauenbildes aufzuzeigen. Es wird sich lustig über uns gemacht, wir werden verzehrt dargestellt, eindimensional und klischeehaft. Von nicht bestehender Diversität in Film und Literatur mal ganz zu schweigen! Ich weiß nicht wo ich beginnen und wo ich enden soll, denn Roxane Gay spricht vielerlei wichtige Punkte an, beginnend bei ihrem Satz das wir Frauen viel erreicht haben und dennoch nichts. Wir sind immer noch weit entfernt von der Gleichberechtigung, wenn … … ein Mann im gleich Beruf mit der gleichen Stellung immer noch mehr verdient als eine Frau, dann sind wir noch weit entfernt von der Gleichberechtigung! … Frauen in Führungspositionen immer noch Fragen zur Familienplanung und Mode beantworten sollen! Wir sollten stolz sein auf das, was wir bislang erkämpft haben, uns damit aber nicht zufrieden geben! Denn wie man an den eben nur zwei genannten – von unzähligen – Beispielen deutlich erkennen kann, gilt es noch viel zu verändern! Hinzu kommt das junge Mädchen und Frauen zwischen Modepüpchen und Hungerhaken auf den Laufstegen, sich selbst finden, gegen den Strom schwimmen und für ihr Recht eintreten sollen. Sobald wir dies jedoch tun, gelten wir als emotionslos und unsympathisch. Schaut man nun auf die Literaturbeispiele der Autorin ist Frau dann so richtig am A****, denn unsympathische Frauen sind unausstehlich. Oder? Dieser Frage ist die Autorin nachgegangen und die Antwort ist leider wenig überraschend und dennoch erschreckend! Während bei unsympathischen Männern von Antihelden gesprochen wird, sind unsympathische Frauen in aller Munde, unrealistisch und sie zerstören die eigentliche Geschichte. Das Frauen und Männer gleichermaßen, in der Realität sowie der Fiktion, unbeliebt sind, sein sollen und auch dürfen, verschweigen wir einfach mal in Kritiken zu Bücher, Filmen und Serien. Männlichen Rollen die aus der Norm fallen oder negativ auffallen, werden (hoch) gelobt, als Meisterwerke bezeichnet oder in abgeschwächter Form kritisiert. Warum gilt dieses Recht nicht auch für die weiblichen Rollen? Weil alles schön in die Schublade passen soll und Frauen sollen doch bitte hörig und unterwürfig sein – warum sonst erfreuen sich „Twilight“ oder „Fifty Shades Of Gray“ solcher Beliebtheit?! Wir (Frauen und Männer) stagnieren nicht. Wir brechen mit der Rollenverteilung innerhalb von Berufen und Beziehungen und doch ist der Graben noch unüberwindbar und das auf mehreren Ebenen. Frauen werden in Bewerbungsgesprächen nach ihrer Kinderplanung befragt, was mal am Rande erwähnt nicht rechtens ist. Frauen sind angeblich allesamt unausstehlich, wenn die Periode einsetzt. Die Mehrheit der Menschen ist der Meinung, alle Frauen würden heiraten und Mutter werden wollen. In vielen Berufen wird einem Mann eher die höhere Stelle zugetraut als der Frau (entweder hat man das Pech bereits Mutter zu sein, oder man hat das Pech eine Frau zu sein – denn eine Frau will ja irgendwann Kinder und fällt somit öfter aus … bla bla bla). Das sind nur zwei, drei Punkte, die uns als Frau in unserem Alltag begegnen. Und wenn wir gegen diese Punkte argumentieren, sie widerlegen, dann sollen wir uns doch bitte nicht so anstellen. Aber das tun wir ja eh immer und grundlegend – wenn uns ein Mann anschaut, seine Aufmerksamkeit auf uns richtet, uns nahe kommt … das was sich als Szenario nun in manchen Köpfen weiterentwickelt, schnürt die Luft ab. Aber die gängigen Reaktionen auf eben jene Situation(en) sind immer Übertreibung oder gar Hysterie. Und wenn nicht das, dann sind wir Frauen halt prüde und würden einen angeblichen Flirtversuch nicht mal erkennen, wenn … (hier darf der Satz nach Belieben und Erfahrung ergänzt werden). Genau das ist es, womit sich die Autorin ab Seite 171 intensiv auseinander setzt und in ihren Texten zuvor und auch im späteren Verlauf immer wieder mit einfließen lässt. Sexuelle Gewalt ist überall zu finden: Songtexte, Bücher, Filme, Serien, Nachrichten, Kunst, etc. und es ist ein Teil der Unterhaltungsbranche geworden. Computerspiele in denen Missbrauchsszenen gespielt werden können, Filme und Bücher, die sich solcher Szenen bedienen und angebliche Spannung zu erzeugen. Und dann kommen noch Nachrichtensprecher wie im Beispiel von Roxane Gay daher, die sich mehr Sorgen zu den Tätern (JA, Mehrzahl!) macht, als an die Überlebende zu denken! Rapper, die uns Bitches zeigen wollen, was „echte Männer“ können. Von all den Vergewaltigungswitzen mal abgesehen – und mal ganz nebenbei: WAS ist daran witzig? Was für ein kleines Würmchen müssen die Menschen sein, die sich am Schmerz und Leid anderer erfreuen, aus ganzem Leibe darüber lachen … Hinzu kommt all die Literatur die Mädchen und Frauen suggeriert, dass es okay sei, wenn der Partner die Kontrollen haben will, seine Macht ausübt um die Partnerin klein zu halten und „dieser Ton verstärkt die kulturellen Botschaften, die Frauen schon überall zu schlucken haben, Botschaften darüber, was sie in Liebesbeziehungen tolerieren sollen, was sie zu tolerieren haben, um von ihren Märchenprinzen geliebt zu werden.“ (Seite 266). Uns wird und soll das Recht abgesprochen werden, über unseren eigenen Körper zu entscheiden! Wir sollen dankbar sein, wenn wir die Aufmerksamkeit eines Mannes erhalten. Wir sollen dankbar sein über jede Schwangerschaft die im Zuge einer sexuellen Begegnung entsteht bzw. entstehen kann, ohne selbst darüber zu entscheiden, ob wir diesen Lebensweg gehen wollen oder nicht. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Begriffe wie „legitime Vergewaltigung“, „ehrliche Vergewaltigung“ und „Notfall-Vergewaltigung“ ein Teil unserer Sprache sind. Wir leben in einer Welt, in der zuerst die Überlebende gefragt wird, wie viel sie getrunken habe und welche Kleidung sie trug. "Und wir sehen uns das als Spektakel an, im Fernsehen und anderswo." (S. 210) Das muss aufhören! Missbrauch und Misshandlung sollten nicht als Einschaltquote dienen, nicht dazu dienen, um eine Frauenrolle in Film und Literatur (erst) stark werden lassen zu können – aus so vielen Gründen muss dies beendet werden!! Dies ist nur ein kleiner Teil von dem, was Roxane Gay zu sagen hat! Dieses und ähnliche Bücher, sollten Texte sein, die in Schulen gelesen, besprochen und bearbeitet werden. Ebenso findet sich hier ein mehr als perfekter Abschnitt (intensiv ab Seite 223) zum Leseprojekt #WirLesenFrauen, bei dem die Autorin auf die Schwächen der Wahrnehmung von Autorinnen (weiblich!) in der Literatur hinweist. Roxane Gay nimmt den Ausdruck „bad feminist“ (schlechte Feministin) für sich in Anspruch, weil sie ein Mensch und somit von Natur aus unvollkommen ist, so wir alle. Und dafür liebe ich ihr Buch – weil sie mit den Klischees des Feminismus aufräumt und wieder das in den Fokus rückt, worum es in dieser Bewegung geht! Ein Buch das ist ich nicht mehr missen möchte und ich hätte die Hälfte zitieren können, wenn nicht gar mehr. So viele Post-its habe ich während des Lesens schon lange nicht mehr genutzt – so viel unterstrichen, so viele Randnotizen meinerseits darin. Roxane Gay sagt, sie ist lieber eine schlechte Feministin als gar keine und wenn man sich vor Augen führt, welche Bedeutung dieses Wort erhalten hat, so unterschreibe ich diesen Satz! Ich bin alles andere als eine gute oder perfekte Feministin, aber ich bin eine! "Ich bin die Art Feministin, die entsetzt ist über den Begriff >>legitime Vergewaltigung<< […]" (S. 411)

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Zuallererst verdanke ich diesem Buch eine absolut wichtige Erkenntnis: Es heißt DER Feminismus! WtF, ja, frau hätte das schon länger merken können, aber jetzt hat’s auch bei mir geschnackelt, auch diesen Begriff haben die Herren also vereinnahmt. 😉 Ist mir bis dato nie so bewusst geworden, Ladies ihr seid herzlich eingeladen ebenfalls einiges zu überdenken … Dieser eigentlich redundante (er sollte es sein, aber …) Aha-Moment ist aber nicht der einzige, den Roxane Gay mir mit Bad Feminist bescherte. Großartig und wunderbar gerahmt an die Wand zu nageln sind auch ihre 13 Gebote dafür „Wie man mit einer anderen Frau befreundet ist„. Erläuternd dazu: Ich war eher immer der Typ Frau, der mit Männern besser zurechtkam, (unter anderem wahrscheinlich der Grund, warum ich einen geheiratet habe) klar beste Freundin, war immer unverzichtbar, aber ansonsten waren mir Männer immer lieber, weil meist deutlich unkomplizierter in der Denke und im Umgang. Bäm, auch hierzu schreibt Frau Gay: „3A Wenn Sie das Gefühl haben, es sei schwierig, mit Frauen befreundet zu sein, ziehen Sie in Betracht, dass nicht die Frauen das Problem sind. Vielleicht sind Sie es einfach selbst.“ Netterweise schiebt sie unter „3B“ nach: „Ich war diese Art Frau. Sorry, dass ich urteile.“ Die Gebote beinhalten unter anderem auch den Umgang mit Networking, Kindern der Freundinnen und den Umgang mit der eigenen Meinung zu üblen Dates der befreundeten Frauen. Sie sind unverzichtbar! Alle Frauen sollten sich mit diesen Geboten auseinandersetzen und die Welt würde zu einem besseren Ort. Für alle! Bevor sich die Autorin in ihren Essays an Gender & Sexualität auf ihre mitreissende und durchaus differenzierte Art abarbeitet, stellt sie sich und ihren Werdegang im Kapitel „ICH“ selbst vor. Sie ist Professorin, schwarz, leicht übergewichtig und damit unzufrieden und hat hawaianische Wurzeln. Frau erfährt etlich wissenswertes über die US-amerikanische Scrabble Association und viel Berührendes aus ihrem Leben. Roxane Gay ist eine spannende Person, mit der seltenen Gabe sich selbst nicht unbedingt immer ernst nehmen zu müssen. In meiner Jugend habe ich die Klassiker der feministischen Literatur gelesen: Simone de Beauvoir, Marylin French, den Cinderella Komplex, Betty Friedan, Alice Schwarzer, Emma, (gab es damals im Jugendhaus, danke Leute!), Virginia Woolf, Susan Brownmiller, alles was die Stadtbibliothek so hergab. Erinnert sich noch jemand an „Der Märchenprinz“? *stöhn*. In der Nachbarstadt gab es einen Frauenbuchladen, ausschließlich Literatur von Frauen für Frauen, diesen entdeckt zu haben und abzugrasen war spannend. Zwischen erstklassigen Büchern und esoterischem Bullshitgeschwafel war alles dabei. Das Thema war wichtig. Es ist immer noch wichtig. Aktuell bedeutsamer denn je, denke ich. Frau stößt, wenn sie in dieser Hinsicht interessiert und zumindest geistig engagiert ist, auch auf Unerfreuliches. Eine irritierende unangenehme Situation ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Meine ehemalige beste Freundin, damals frisch von hetreo zu bi gewechselt, um dann konsequent lesbisch zu leben, sagte, dass sie Feministin sei, ich aber nur Emanze sein könne, weil meine sexuelle Präferenz auf Männer beschränkt sei. Erst war ich verletzt, dann stinksauer. Zurückblickend ist mir heute klar, wie und weshalb sie damals zu dieser Denkweise kam, dämlich ist es dennoch. Genauso idiotisch, wie die Zerwürfnisse innerhalb der feministisch denkenden Frauen beginnend in den 70ern bis heute. Gay, die Mitautorin des Marvel-Comics „World of Wakanda„, erzählt in ihrem Essay-Band „Bad Feminist“ warum sie sich für eine schlechte Feministin hält. Das ist ironisch zu betrachten, tatsächlich kritisiert sie die Spaltung und Differenzen unter den Feministinnen. Sie ist nicht die erste und sicher nicht die letzte, die das tut, aber sie ist konstruktiv! Außerdem hat sie einen feinen, hintersinnigen Humor, der die Lektüre beflügelt und auch durch die ganz harten Themen wie Missbrauch, Rassismus und Vergewaltigung trägt. Und für sie sind Männer auch Menschen, ja sie mag sie. Das weiß ich zu schätzen. Interessant wie sie sich dem Thema Frauenliteratur nähert. Wer mich kennt/liest, weiß, dass ich mich auch damit auseinandersetze, allerdings nachranging und beileibe nicht aus wissenschaftlicher Sicht, sondern aus dem Anlass heraus. Gay hinterleuchtet die Etikettierung die, wie sie meint schlicht der Abwertung dient und sie belegt das anschaulich und nachvollziehbar. So sind die Texte von Richard Yates und John Updike die meist im häuslichen Milieu angesiedelt sind Literatur, ähnliches von Frauen geschrieben, exakt: „Frauenliteratur“. Jonathan Franzen schreibt Gesellschaftsromane, Anne Tyler Frauenliteratur … „Erzählungen über bestimmte Erfahrungen sind irgendwie legitimer, wenn sie aus der männlichen Perspektive erzählt werden.“ Aufgeweckten Frauen ist das nichts Neues, aber es ist gut immer mal wieder darüber nachzusinnen. Ebenso wie Roxane Gay über Filme nachdenkt. Sie erläutert die Figur des „Magical Negro“, die ich bisher nicht auf dem Schirm hatte anhand von „The Help“. „Wenn man ins Kino geht und sein Hirn zuhause lässt, ist „The Help“ ein guter Film.“ Leider vergreift sie sich auch an Tarantinos hochgeschätztem „Django Unchained“ und den kenne ich nicht nur vom Hörensagen, umso bedauerlicher, dass sie ins Schwarze trifft. All ihre Beispiel aus der Populärliteratur und Kunst sind hochspannend, wenn man die Perspektive wechselt und mitdenkt. Keine Feministin und nur sehr wenige Nichtfeministinnen kommen um das Thema Empfängnisverhütung herum. Roxane Gay widmet sich dieser Thematik unter der Überschrift: „Die veräußerlichen Rechte von Frauen“ und trifft damit exakt den wunden Punkt. Schon die unmögliche Rechtssprechung in unserem Land zu Paragraph 218 regt mich auf. Meiner Ansicht nach ist den Frauen die alleinige Oberhohheit über ihren Körper zu geben, so wie das bei Männern selbstverständlich ist. Gay sieht das ebenso, beschäftigt sich mit der selbstbestimmten Reproduktion. Sie nennt die Schwangerschaft „… die am wenigsten private Erfahrung im Leben einer Frau“ und ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen. Ungefragt tätscheln fremde Leute einem den Bauch, geben unerbetene Ratschläge oder Kommentare ab und fragen was ihnen gerade so in den Sinn kommt. In den USA gibt es seit 1973 das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und besonders vor Wahlen ist dieses Recht am eigenen Körper immer und immer wieder in der Diskussion. Selbsternannte Lebenschützer töten deswegen Menschen. „Terry England, der im Parlament von Georgia sitzt, sagte bei der Diskussion über ein neues Abtreibungsgesetz, das einen Schwangerschaftsabbruch nach der 20. Woche unter Strafe stellt, dass Frauen tote Föten austragen sollten, weil auch Schweine und Kühe das täten.“ In Arizona wurde 2012 ein Gesetz erwogen, das die Entlassung einer Frau rechtlich erlauben würde, weil sie Verhütungsmittel benutzt. Es ist schockierend, wie wie in den USA versucht wird, das Rad, die Frauen betreffend, wieder zurückzudrehen. Diese Essay-Sammlung erschien im Original bereits 2014, also noch vor Trump. Es ist davon auszugehen, dass die Situation in den USA sich seit seiner Präsidentschaft deutlich verschärft hat. Insofern kann Mensch „Bad Feminist“ auch durchaus als Warnung lesen um Derartiges hier in Deutschland und Europa zu verhindern, dem entgegenzutreten. Wer sich mit mit Alltagsrassismus, alltäglicher Unterdrückung von Frauen und der Benachteiligung des weiblichen Geschlechts auseinandersetzen möchte, kommt um Bad Femninist nicht herum. Ich bin mit Genuß ebenfalls eine Bad Feminist und ganz sicher möchte ich mehr von Roxane Gay lesen.

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