Von:
Monika
aus Magdeburg
08.10.2021
Ein Pilot stürzt mit seinem Flugzeug in der Wüste ab… So beginnt die Geschichte des Kinderbuchklassikers „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Der kleine Prinz erzählt dem Mann von seinen Abenteuern auf fremden Planeten und seiner Liebe zu einer wunderschönen Rose, die er auf seinem Heimatplaneten gefunden hat. Von ihm lernt der Mann, was Menschlichkeit und Freundschaft bedeuten. Antoine de Saint-Exupéry war selbst Pilot und Abenteurer, doch wer war seine Rose?
„Sie war immer noch die gleiche Consuelo wie früher, in ihrem mittelamerikanischen Körper und mit dem lustigen Akzent. Sie war die exotische Frau an der Seite des berühmten Schriftstellers gewesen. Diejenige, die bei Abendgesellschaften zu stark geschminkt gewesen war und sich zu wenig an der intellektuellen Konversation beteiligt hatte – und im Übrigen einen wilden Tanz in einer Hinterhofkneipe einem Sinfoniekonzert stets vorgezogen hatte.“ (S. 291 f.)
Consuelo Suncin de Sandoval, geboren 1901 in El Salvador, lernte in Buenos Aires den französischen Aristokraten, Piloten und Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry, den Autor von >Der kleine Prinz<, kennen. In der Romanbiografie von Sophie Villard kann nun die Amour fou, des sich zugleich anziehenden und abstoßenden Paares, erlebt werden. Der Roman deckt die Zeit des Kennenlernens (1930) bis zum unerwarteten Ende (1944) dieser außergewöhnlichen Beziehung ab. Die Autorin, welche mich schon durch ihre Romanbiografie von Peggy Guggenheim von ihrer fundierten Recherchearbeit überzeugen konnte, schafft es wieder, die Eckpunkte einer interessanten Lebensgeschichte mit vielen Informationen und französischem Flair zu verpacken.
Consuelo inspirierte Antoine zu einem der meistgelesenen Bücher der Weltliteratur, sie war seine Rose. „Meine Blume ist vergänglich, sagte sich der kleine Prinz, und sie hat nur vier Dornen, um sich gegen die Welt zu wehren! Und ich habe sie ganz allein zu Hause zurückgelassen!" Das war seine erste Regung von Reue. Aber er fasste wieder Mut.“ (aus: Der kleine Prinz, rezitiert auf S. 385). Der Roman ist gespickt mit solchen schön gestalteten Zitaten, ein Genuss für jeden Kenner und Fan des Kleinen Prinzen.
Amour fou – eine verhängnisvolle, leidenschaftliche, rasende Liebe
Die Lebens- und Liebesgeschichte dieses flatterhaften Paares ist interessant zu lesen. Die Beiden haben sich wahrhaft nicht für den gradlinigen Weg entschieden. In einem Zeitungsartikel habe ich gelesen, dass Consuelo über ihren umtriebigen Mann gesagt haben soll: „ es sei besser, ein Fünftel von einem großen Mann zu besitzen als einen mittelmäßigen zur Gänze". Die kleine, 40kg leichte Frau liebte den abenteuerlustigen, impulsiven Träumer innig. Und er sie. Doch wie Magneten stießen sie sich immer wieder ab, suchten nach Freiräumen, nach Abstand.
Im Roman hätte ich mir an einigen Stellen gewünscht, dass diese selbstbewusste Madame Exupéry mehr zur Geltung gekommen wäre. Stattdessen springt sie sofort, wenn Antoine es ihr sagt. Sie kocht mitten in der Nacht für ihn, ohne zu murren, sie spielt mit ihm um drei Uhr nachts Schach, wenn ihm danach ist. Die Darstellung der GEGENSEITIGEN Abhängigkeit kam mir zu kurz. Auf die zahlreichen Affären, die auch Consuelo in der Beziehung gehabt hat, wurde nicht genug eingegangen. Durch diese kleine Schwäche ziehe ich in meiner Bewertung einen Punkt ab, möchte den Roman aber dennoch jedem Interessierten ans Herz legen. Ich konnte einiges für mich herauszeihen. „>>Das Leben ist nie leicht. Auch nicht für Menschen, bei denen es uns von Ferne so vorkommt.<< >>Du meinst, es gibt keine glücklichen Menschen?<< Er lächelte. >>Glücklich sind die Menschen, die ihr Leben trotz der Umstände genießen. Trotz.<<“ (S.235)